Dahlienklassen

Detailansichten von Dahlienblüten unterschiedlicher Klassen

Überlegungen zur neuen Klasseneinteilung der Dahlien

Nach län­ge­rer Vor­ar­beit hat der Vor­stand der DDFGG jetzt den Ent­wurf einer Klas­sen­ein­tei­lung fer­tig­ge­stellt.
Die bis­her all­ge­mein an­er­kann­te und ge­nutz­te Ein­tei­lung, die für Aus­stel­lun­gen und in Ver­kaufs­ka­ta­lo­gen ver­wandt wurde, ist nie­mals of­fi­zi­ell be­schlos­sen wor­den, wie dies bei­spiels­wei­se in Eng­land oder den USA der Fall ist. Dies soll jetzt nach­ge­holt wer­den.

Zunächst noch einige allgemeine Anmerkungen

  1. Die Einordnung der Dahlien in verschiedene Klassen ist keine botanische, sondern eine rein gärtnerische Einteilung.
    Die heute im Zierpflanzenbau genutzten Gartendahlien sind Weiterzüchtungen aus Ursprungsformen, die Ende des 18. Jahrhunderts als Saatgut von Mexiko nach Europa gelangten. Wahrscheinlich handelte es sich bei diesen Ursprungsformen sowohl um Arten, als auch um Kreuzungen zwischen den Arten, sogenannten Dahlia-Hybriden. Ein Beispiel dafür ist die berühmte Dahlia juarezii, die als Stammmutter der Cactus- und Dekorativ-Dahlien beschrieben wird.
    Die Dahlia-Hybriden werden unter der Bezeichnung Dahlia variabilis zusammengefasst. Auch die heutigen Gartendahlien, also unsere heutigen Sorten, zählen zu dieser Gruppe.
    Die Bezeichnung variabilis verdeutlicht, dass die Nachkommen dieser Hybriden ein großes Spektum an Formen und Farben aufweisen. Die Gruppe der Dahlien-Hybriden wird neben den etwa 40 weiteren Dahlia-Arten geführt und taxonomisch nicht weiter unterteilt.
    Ob eine kleine runde Neuzüchtung zu den Pompondahlien oder zu den Balldahlien gehört, interessiert den Taxonomen nicht. Für ihn sind alle Gartendahlien keine abzugrenzende Art, sondern Dahlien-Hybriden, die aus Kreuzungen zwischen den Arten und ihren Hybriden entstanden sind.
    Die weitere Einteilung überlässt er den Züchtern und Gärtnern, die dann nach rein gärtnerischen Gesichtspunkten versuchen müssen, Ordnung in die Dahliensorten-Landschaft zu bringen.
    Über genetische Untersuchungen lassen sich zwar die heutigen Dahliensorten auf einige wenige Wildarten zurückführen (Prof. Hansen, Dänemark), aber auch dies ermöglicht keine genauere wissenschaftlich-botanische Aufteilung.
    Natürlich können die Botaniker uns Dahliengärtnern vieles über den Aufbau der Blüten sagen, beispielsweise über die Aufteilung in Scheiben- bzw. Röhrenblüten und Zungenblüten, über die hochgewachsenen Röhrenblüten der Anemonen-Dahlien oder über die Tatsache, dass bei den Halskrausendahlien der zweite innere Ring aus sogenannten Petaloiden besteht, die sich in den Zungenblüten bilden und umgewandelte Staubgefäße sind. Damit haben wir aber immer noch keine Aufteilung der vorhandenen Gartendahlien in ein zuverlässiges Ordnungsschema.
    Dies müssen die Gärtner in eigener Verantwortung selbst durchführen.
     
  2. Bei einer gärtnerischen Aufteilung gibt es kein "falsch" oder "richtig".
    Es kommt immer auf den gärtnerischen Konsens der jeweils Beteiligten in den Dahlien züchtenden Ländern und Gesellschaften an. Es gab und gibt in den verschiedenen Ländern bis heute stets auch unterschiedliche Klassifizierungen, die zum Teil erheblich voneinander abweichen.
    Dabei ist eine systematische Einordnung und Aufteilung der ständig anwachsenden Zahl von Neuzüchtungen für Ausstellungen, für den Verkauf und für Veröffentlichungen jeder Art dringend erforderlich. Die Anzahl der Dahliensorten ist heute kaum zu schätzen.
    Sie beträgt sicherlich 30.000 bis 40.000, wenn nicht noch einiges mehr. Ohne eine verbindliche Klassifizierung ist deshalb nicht auszukommen.

    In Deutschland entwickelte sich zunächst eine Einteilung in drei große Gruppen:

    In dieses Schema wurden dann alle bekannten Einzelsorten eingeordnet, die Pompon- und Schmuckdahlien beispielsweise in Gruppe der gefüllt blühenden oder die Anemonendahlien in die Gruppe der halbgefüllt blühenden Dahlien. Diese Einteilung wird übrigens interessanterweise in der Niederländischen Dahliengesellschaft bis heute benutzt.
    In Deutschland fand diese Aufteilung keine allgemeine Zustimmung. Sie erwies sich als zu ungenau und wenig sinnvoll und wurde von der Deutschen Dahliengesellschaft niemals offiziell als verbindliche Klasseneinteilung beschlossen.
    Die 'Dreigruppen-Einteilung' wurde nur in den alten Jahrbüchern der DDFGG und in der älteren Literatur vor 1945 vorgeschlagen und zum Teil kontrovers diskutiert.
    Dies hatte zur Folge, dass bei den Bezeichnungen der Dahlien in Katalogen und Ausstellungen keine Einheitlichkeit bestand. Dieselbe Sorte wurde bei verschiedenen Züchtern verschieden benannt.
    Sie tauchte hier als Pompon-, dort als Ball- oder runde Dekorativ-Dahlie auf.
    Für den Käufer und für den Veranstalter und Besucher von Ausstellungen, insbesondere den Bundesgartenschauen, war dies oft sehr irreführend. Auch die Preisrichter hatten oft Schwierigkeiten mit den unterschiedlichen Bezeichnungen. Hier musste Abhilfe geschaffen werden.
    Die Deutsche Dahliengesellschaft entschloss sich deshalb, auf die traditionelle Klassifizierung der Britischen Dahliengesellschaft, der National Dahlia Society (NDS), zurückzugreifen, die auch in vielen anderen Ländern im Grundaufbau angewandt wird.
    Die NDS hat ein eigenes Klassifizierungs-Komitee, das jährlich entsprechende Informationen herausgibt. Diese Klasseneinteilung ist sehr präzise und kann, wenn man sie sich einmal gründlich angesehen hat, auch in der Praxis gut angewandt werden.
    Im Ergebnis kann jede Dahlie und jede Neuzüchtung hiermit "klassifiziert" werden. In Großbritannien entscheidet die Gesellschaft und nicht der Züchter darüber, wie die Neuzüchtung einzuordnen ist.
    Ein solches Vorgehen schafft mehr Klarheit und sollte deshalb auch bei uns einführt werden.
    Diese Klasseneinteilung wurde dann, in etwas modifizierter Form, in unseren Jahrbüchern vorgestellt und in den folgenden Veröffentlichungen als Grundlage übernommen:

    Obwohl diese Klasseneinteilung von unserer Gesellschaft nicht offiziell beschlossen wurde, wurde sie doch im Prinzip allgemein anerkannt und wurde in dieser Form auch auf den Bundes- und Landesgartenschauen als verbindlich betrachtet.
    Trotzdem gab es bis heute bei einzelnen Sorten immer wieder Unklarheiten.
    Sind beispielsweise die Angaben unserer Züchter bei den Neuheitenprüfungen immer zutreffend?
    Sind es wirklich Balldahlien oder nicht doch runde Dekorative?
    Der Vorstand hat sich deshalb dazu entschlossen, eine verbindliche Klasseneinteilung auszuarbeiten.
    Der gebildete Klassifizierungsausschuss - bestehend aus Berend Meyer, Walter Heisel und Ralf Möller - stützte sich auf den bisherigen allgemeinen Gebrauch der internationalen britischen Regelung und hat hierauf aufbauend, eine eigene deutsche Einteilung vorlegt.

    Der Ausschuss hat zu den "alten" Klassen 1-11 die weiteren Klassen 12 (Sterndahlien),
    13 (Gefüllte Orchideendahlien) und 14 (Päoniendahlien) hinzugenommen, die auch in der britischen Einteilung vorgesehen sind.
    Ganz neu ist dagegen die Klasse 15 (Stellardahlien). Hier besteht Bedarf, weil insbesondere in den USA viele hervorragende Züchtungen dieser Art entstanden sind, die eine eigene Form aufweisen und die wegen der Vielzahl der Sorten eine eigene Klasse rechtfertigen.
    Hinzuweisen ist noch darauf, dass die Klasseneinteilung nur den reinen "Gesetzestext" wiedergibt. Dieser klingt etwas trocken und ermüdend. Deshalb haben wir zur Illustration jeweils einige typische Vertreter der betreffenden Sorte beigefügt, wofür wir unserem Mitglied Hans Auinger danken.
    Im Übrigen kann man in den einschlägigen Dahlienbüchern nähere Beschreibungen nachlesen, zuletzt in "Dahlien" von Bettina Verbeek, München 2007.

    • Ungefüllte Dahlien
    • Halbgefüllte Dahlien
    • Gefüllte Dahlien
       
    • Jahrbuch 1989, S. 57 ff.
    • Berend Meyer, Schöne Dahlien, 1991
    • Jahrbuch 1996, S. 50 ff.
    • DDFGG, 100 Jahre Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolengesellschaft, 1997, S. 224 ff.
    • Rolf Hofmann / Berend Meyer, Dahlien-Atlas, 2000, S. 32 ff.
    • Bettina Verbeek, Dahlien, 2007, S. 42 ff.
       

Text: Be­rend Meyer