Aktivitäten

Reise Würzburg & Veitshöchheim 2017

Text und Fotos von Brigitte Schelcher 

Donnerstag 15.Juni

Unser Bus startet um 7.00Uhr in Kenzingen, um uns am späten Vormittag in Würzburg vor den Toren des Botanischen Gartens zu entlassen. Hier erhalten wir eine Führung durch den weitläufigen Präriegarten und die große mediterrane Felsheide, alles passend bei mediterranen Temperaturen. Nach ausgiebiger Entdeckung der anderen Gartenteile geht es weiter nach Rödelsee. Wir besuchen Till Hofmann und Fine Molz in ihrer gerade entstehenden neuen Gärtnerei. Trotz hoher Temperaturen und bisher ohne Beschattung erwerben wir viele Stauden in gewohnt erstklassiger Qualität. ''Die Staudengärtnerei'' ist bereits jetzt im Begriff über ihre Grenzen hinaus ein Magnet für Staudenfreunde zu werden. Wir wünschen viel Erfolg.

Weiter geht’s nach Veitshöchheim, unser Hotel beziehen und zum gemeinsamen Abendessen in einem zünftigen Biergarten.


Botanischer Garten Würzburg
© 2017 Brigitte Schelcher

Freitag 16. Juni

Wir verbringen den Vormittag im Versuchsbetrieb ''Stutel'', einer Außenstelle der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau u. Gartenbau in Thüngersheim. Hier befindet sich unter anderem der Sichtungsgarten für die ''Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung'' (ADR) und eine umfangreiche Clematissammlung. Klaus Körber, lange Jahre Vorsitzender der Internationalen Clematisgesellschaft, führt uns durch's Gelände.


Im "Stutel"
© 2017 Brigitte Schelcher

Anschließend fahren wir nach Erlabrunn, wo wir im historischen ''Meisnerhof'' zu Mittag essen. Gestärkt führt uns nun Herr Körber durch sein ''Clematis-Dorf'', zeigt uns einen privaten Garten und lädt uns bei Kaffee und Kuchen in sein eigenes Reich ein. Die Köpfe mit beeindruckenden Rosen- u. Clematisnamen gefüllt und vielen netten Gesprächen fahren wir zurück nach Veitshöchheim.

Hier erwartet uns gleich darauf ein Erlebnis ganz besonderer Art. Die Geschichte Veitshöchheims wird uns bei einer Abendwanderung durch die Erzählungen eines Nachtwächters (K. Körber) auf höchst kurzweilige und amüsante Weise nahegebracht. Noch lange erinnern wir uns an die 'Stehschlitzbrunzhose', welche immer ein Schmunzeln und so manchen Lacher auslöst.


Nachtwächter
© 2017 Brigitte Schelcher

Samstag 17. Juni

Der Privatgarten von Familie Kraus in Uettingen ist heute unser erstes Ziel. Ein sehr schöner, liebevoll gestalteter Hausgarten mit Gartenzimmern, vielen Rosen u. einer großen Staudensammlung. Anschließend sehen wir uns im gleichen Ort ''Gardendreams'', den Laden von Corinna Seubert-Kohrmann an. Das Geschäft befindet sich in einem alten Gehöft mit Rosengarten und heute findet das alljährliche Rosenfest statt. Entsprechend betriebsam geht es hier zu.


Garten Kraus
© 2017 Brigitte Schelcher

In einer alten Mühle, einem großen historischen Anwesen idyllisch ländlich gelegen befindet sich die 'Holzmühle', wo wir ein gemeinsames Mittagessen einnehmen.

Am Nachmittag besuchen einige den Privatgarten von Michael Kammerlander, manche besichtigen die Würzburger Residenz (UNESCO-Weltkulturerbe) u. andere vergnügen sich bei einem Stadtbummel in Würzburg. Am späten Nachmittag treffen sich alle Gruppen zu einer gemeinsamen Besichtigung des weltberühmten Hofgartens der Residenz, um danach zurück zu fahren und in Veitshöchheim ein letztes Mal auszugehen.


Garten Kammerlander
© 2017 Brigitte Schelcher


Residenz Würzburg
© 2017 Brigitte Schelcher

Sonntag 18. Juni

Am letzten Tag unserer Reise verlassen wir, satt vom reichhaltigen Frühstück, das Hotel und fahren weiter nach Karlstadt. Unterwegs steigen wir zu einer Exkursion in den Mainsteillagen zu den Trockenrasen. Man findet hier blütenreiche Pflanzengesellschaften, die in dieser Zusammensetzung sonst nirgendwo vorkommen. Nach Wanderung und Pflanzenbetrachtung gelangen wir nach Marktheidenfeld zum Mittagessen im 'Eichenfürst'. Bald danach erreichen wir  in Groß-Umstadt-Semd die Gärtnerei Eidmann. Nach einer Führung durch das weite Gelände wird bei Kaffee u. Kuchen noch einmal gut eingekauft.

Voll neuer Ideen und Motivation treten wir die Heimreise an. Vier erlebnisreiche, kurzweilige Tage sind schnell vorbei und auf der Rückfahrt werden die neuerworbenen Schätzchen bestaunt und besprochen. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an die Organisatorin Sabine Baumann.

 

Reise zum Lago Maggiore 2015

Text: Suse Weber

Ich bekam diese Traumreise von den Mitgliedern unserer Gruppe zu meinem 90. Geburtstag geschenkt. Zwei ortskundige Damen,  Dr. Ulla Gumbel und Karina Waltzer, sowie Sabine Baumann   hatten sie hervorragend vorbereitet und das Wetter war wunderbar.

 

Am Freitag, 17.4.15, starteten wir im Omnibus der Firma Rast mit einem ausgezeichneten, stets hilfsbereiten Chauffeur um 7.30 Uhr von Freiburg im Breisgau mit 24 Teilnehmern. Auf der Autobahn ging es unter dem St. Gotthard nach Süden bis Ascona, dann hinauf auf den Monte Veritá.

Weltverbesserer brachten Anfang des 20. Jahrhunderts kulturell und geistig neuen Wind in das verschlafene Ascona. Freie Liebe, Anarchie und Vegetarismus waren geistige Inhalte, die sich die auf dem Monte Veritá entstandene Künstlerkolonie zu eigen machte - eine frühe Form der Hippiekultur?

Dort oben im Wald in einer großen Holzhütte gab es ein mitgebrachtes Picknick, ganz hervorragend mit vielen Broten, Würsten, Käse, die die Männer aufschnitten, eine große Schüssel prima Kräuterquark, viele Oliven, Weintrauben und Getränke.

Danach stiegen die guten Wanderer sehr viele steile Stufen hinab nach Porto Ronco. Wir durften zu fünft mit dem Bus fahren, schlenderten durch das Städtchen bis zum Hafen, tranken einen Kaffee und bestiegen dann mit den Wanderern das Schiff, das uns zu den Brissago-Inseln brachte. Dort empfing uns ein herrlicher botanischer Garten. Nachdem schon römische Siedlungen und ein Kloster dort gewesen waren, wurde von der deutsch-russischen Baronin Antoinette de Saint Léger mit einem lombardischen Palast und Pflanzen, die sie aus aller Welt kommen ließ, ein herrlicher Park angelegt. Ihr Mann zog sich 1897 nach Neapel zurück. Bei ihr waren viele berühmte Künstler, z.B. auch R.M. Rilke, zu Gast. Alle, auch Konrad Adenauer später, schwärmten von der grandiosen Aussicht, die wir auch genossen. Gleich am Eingang sahen wir ein großes Beet weißer Iris mit Etikett ‘Iris chinensis’ und weiter unten ähnliche mit sehr hübscher blauen Zeichnung.er blauen Zeichnung. Ich wollte zuhause als Irisgärtnerin natürlich genaueres herausbringen und fand in einem Buch von Richard Cayeux, dass der Begriff ein Sammelbegriff ist für die Iris, die in China und in Japan (als japonica) sehr viel an feuchten anmoorigen und meist schattigen Plätzen gepflanzt werden, die aber in Europa kaum zu finden sind, wegen der besonderen Bedingungen. Wir genossen die Pflanzenvielfalt immer mit dem Blick auf See und Berge.


Brissago-Inseln - Echium
©2015 Sabine Baumann


Brissago-Inseln - Grevillea juniperina
©2015 Sabine Baumann


Brissago-Inseln - Iris japonica
©2015 Sabine Baumann


Brissago-Inseln - Melianthus major
©2015 Sabine Baumann


Brissago-Inseln - Opuntia
>©2015 Sabine Baumann


Brissago-Inseln - Taxodium distichum 'Atemknie' 
©2015 Sabine Baumann

Zurück an Land gings mit dem Bus nach Cannero in das große  4-Sterne-Hotel ‘Cannero’ direkt an der Uferpromenade. Wir hatten immer zu zweit geräumige Zimmer mit Bad und gingen über den bepflanzten Innenhof zum Essen ins Haupthaus.

Das Abendessen in einem Raum mit drei Tischen für uns (3 Gänge zur Auswahl) war sehr gut und das Frühstücksbuffet mit großer Obstmenge neben allem anderen überwältigend.

 

Am Samstag, 18.4., ging es mit dem Bus nach Intra zur Villa Taranto. Einst standen hier Kastanienwälder, später einzelne Villen. Im Jahr 1931 erwarb der schottische Kapitän Neil McEacharn ein 20 ha großes Grundstück und verwirklichte seinen Traum von einem englischen Landschaftspark mit mediterranen und exotischen Pflanzen. Mehr als 20 000 Pflanzenarten kann man in verschiedenen Themengärten begutachten, 80 000 Tulpen blühen hier im Frühjahr, ebenso wie 500 Rhododendron-Arten, ein Lotosteich, Springbrunnen und Gewächshäuser. Der Park gehört zu den acht schönsten Parks der Welt! Der Schotte vermachte seinen Park der Stadt mit der Auflage, ihn zu erhalten. Dass sich das lohnt, sieht man an der phantastischen Pflege. Als wir da waren, wurden die Rasenkanten zum Weg zweimal gemäht! Trotz der vielen tausend Besucher herrscht kein Gedränge. Wir sind viele Stunden in kleinen Gruppen herum gewandert. Eine riesige Acer-Sammlung hat mich besonders beeindruckt, alles perfekt etikettiert! Cornus, die bei uns schöne Büsche sind, sind dort hohe Bäume!


Villa Taranto - Davidia involucrata
©2015 Sabine Baumann


Villa Taranto
©2015 Sabine Baumann


Villa Taranto - Palmen im Valletta
©2015 Sabine Baumann


Villa Taranto
©2015 Sabine Baumann


Villa Taranto - Valletta
©2015 Sabine Baumann

Wer wollte, konnte noch in die Stadt gehen, wo ein großer Markt war, aber auf einer Bank eine Tasse Kaffee trinken, war das Beste nach diesem Erlebnis.

Der Bus brachte uns dann noch zu einem Privatpark Villa Rusconi Clerici mit Palast, direkt am Seeufer mit eigenem Bootssteg. Der Besitzer führte uns durch Palast und Garten, der gerade im Umbau befindlich war. Früher war es ein Künstlertreff, Hermann Hesse war mehrmals dort. Der Hausherr schenkte zum Abschied jedem von uns ein selbstgeschriebenes Buch über das Anwesen mit sehr schönen Bildern.


Villa Rusconi-Clerici - Citrus-Kästen
©2015 Sabine Baumann


Villa Rusconi-Clerici
©2015 Sabine Baumann


Villa Rusconi-Clerici - Rosa banksiae lutea
©2015 Sabine Baumann

 

Am Sonntag, 19.4., war es zunächst wesentlich kühler und die Pullover und Jacken gut zu gebrauchen. Die Berge waren weit runter voller Neuschnee und ein ganz neuer Blick! Wir fuhren mit dem Bus nach Intra und von dort mit einem kleineren Boot, auf dem wir gerade alle Platz fanden, zur größten der Borromäischen Inseln, der Isola Madre. Der Garten soll einer der ältesten botanischen Gärten Italiens sein mit mehr als 150 verschiedenen Kamelien, sehr vielen subtropischen Pflanzen, mit vielen herrlichen Pfauen, die ihr Rad oft über eine halbe Stunde stehen lassen, kleinen bunten Fasanen und Papageien. Ein eindrucksvoller Renaissancepalast, der heute ein Museum ist. Ich ging nicht hinein, trank auch nicht Kaffee, da mich mehrere Rabatten noch interessierten. Dann ging es wieder mit dem kleinen Boot bei Sonne und Wärme zur kleineren Insel Isola Bella. Am Ufer empfing uns ein riesiger Barockpalast: Carlo III. Borromaeo hat die Insel nach seiner Frau Isabella ‘Isola Bella’ genannt. Im Palastmuseum (sicher sehr interessant!) mit vielen wertvollen Kunstschätzen durchwanderten wir viele Stockwerke, um in den Garten zu gelangen, wo es auch herrlich blühte und eine klare Aussicht war. Im Garten schöne Pflanzungen, viele Terrassen, Steinwände und ein Einhorn, das Wappentier der Borromäer. Mit dem kleinen Boot gelangten wir nach Stresa, wo ein großes Stadtfest war, Blumen- und Gemüsemarkt, alle Geschäfte geöffnet! Viele aßen ein großes Blumeneis - aus der Hand, da es im Eiscafé so voll war.


Isola Madre
©2015 Sabine Baumann


Isola Bella - Treppe am Teatro Massimo
©2015 Sabine Baumann


Isola Bella
©2015 Sabine Baumann

 

Montag, 20.4., nach einem reichlichen Frühstück ging es auf den Heimweg. Zunächst auf sehr engen, kurvigen Straßen (der Fahrer meisterte sie bewundernswert) ging es über die Schweizer Grenze ins Tessin nach Gambarogno am Nordufer des Lago Maggiore sehr hoch hinauf zu der weltberühmten Gärtnerei, Baumschule und Schaugarten der Firma Otto Eisenhut. Der Chef begrüßte uns und erklärte seinen Betrieb. Dann wurde kräftig eingekauft, vor allem viele Rosa banksiae, die wir im Park der Villa Rusconi Clerigi am Zaun als gelbblühende Hecke sahen, Sträucher, Stauden, viele Mitbringsel, der Fahrer verstaute alles (sogar im WC!).

Zum Abschluss gab es noch einen kleinen Aufstieg zum Parco Scherrer in Morcote am Luganer See und nach einem Kaffee gings dann über die Autobahn Lugano - St. Gotthard heimwärts.

Wir kamen pünktlich, wie der Chauffeur angekündigt hat, kurz vor 20.30 Uhr in Freiburg an.

Eine Traumreise, an die ich noch oft denken werde!

     

Exkursion am Badberg im Kaiserstuhl im September 2017

Text und Bilder von Sabine Baumann


Aster linosyris, Hintergrund Altvogtsburg
©2017 Sabine Baumann

Sonntag, 24. September 2017, 9 Uhr. Wir trafen uns in Altvogtsburg im Kaiserstuhl, um nach mehreren Jahren wieder einmal im Herbst eine Kaiserstuhlwanderung zu machen. Unser Ziel war der Badberg und das Wetter war wunderbar.


Badberg
©2017 Sabine Baumann


Haselschacher Buck
©2017 Sabine Baumann

Der Badberg, der wie eine Insel in der Mitte des ringförmigen Kaiserstuhl-Gebirges auftaucht, ist etwas ganz besonderes. Die Aussicht ist großartig und die Stimmung dort oben hat für mich immer etwas unwirkliches, wie nicht von dieser Welt. Die Kuppen sind spärlich bewachsen, was wohl auf die dünne Bodenschicht, die große Hitze im Sommer und den starken Wind zurückzuführen ist. So wurde hier auch nie Wein angebaut, die Flächen dienten bestenfalls als Ziegenweide. Der schüttere Bewuchs bietet Lebensraum für viele konkurrenzschwache Hungerkünstler unter den Pflanzen, die hier in großer Zahl vertreten sind, wie zum Beispiel im Frühling zuerst die Küchenschellen und später die Kaiserstuhlanemonen.  


Aster linosyris
©2017 Sabine Baumann


Aster linosyris
©2017 Sabine Baumann


Aster linosyris
©2017 Sabine Baumann

Aber auch jetzt im Herbst hatte der Badberg noch einiges zu bieten - es blühten die beiden einheimischen Astern-Arten Aster linosyris und Aster amellus, von vielen Pflanzen waren die durchaus attraktiven Samenstände zu finden und auch sonst gab es noch einiges zu entdecken.


Herbstzeitlose
©2017 Sabine Baumann


Staudenfreunde
©2017 Sabine Baumann


unbekannte Raupe
©2017 Sabine Baumann

Gut zwanzig Staudenfreunde genossen diesen Ausflug sichtlich. Ein gemeinsames Mittagessen im ‘Rössle’ in Altvogtsburg rundete den Tag ab und alle waren sich einig: Der Kaiserstuhl ist für Pflanzenfreunde auch im Herbst einen Ausflug wert! 

 

Reise in die Normandie 2019

Auf den Spuren von Cedric Pollet und seinem Buch ‚Gärten im Winter‘ machen wir uns auf die

Reise in die Normandie zu Beginn des Frühlings

Früh gings los! Im Elsass trafen wir die zweite Hälfte unserer Reisegruppe, Gartenfreunde von Clément Deckert, der die Reise im Wesentlichen geplant und organisiert hat. Und wenn Elsässer eine Reise planen, dann ist für das leibliche Wohl gesorgt… So reisten wir wie „Gott in Frankreich“ in die Normandie. Jeden Mittag gab es eine gemütliche Rast in typisch französischen Landgasthöfen. Häufig dabei auch Hühnchen in allen möglichen Variationen. Nach ein paar Tagen benannten wir die Reise um in ‚Jardins et Poulets‘! Clément ein herzliches Dankeschön auch für diese köstlichen Pausen.

1. Tag

‚Jardin des Closerais‘ – Wir sind hier im Champagner-Gebiet und passend dazu werden wir in unserem ersten Garten mit einem Glas Champagner begrüßt. Hier in der Kreide-Champagne hat die Erde einen ph-Wert von 8,3. Also ist die Pflanzenauswahl gut zu überlegen. Mit seiner Gehölz-Sammlung ist dies dem Besitzer gut gelungen.

Anschließend geht es auf die Montagne de Reims, eine Hügelkette, die das Champagnergebiet dominiert und wo wir ein Naturschauspiel besonderer Art erleben. Wir spazieren durch die ‚Faux de Verzy‘, den größten von nur drei noch existierenden Süntelbuchenwäldern. Ein Märchenwald! Und jetzt, im laublosen Zustand, ist der beste Zeitpunkt, die Baumarchitektur der Fagus sylvatica var. tortuosa zu genießen. Ungefähr 600 Bäume wachsen hier.


Faux de Verzy
©2019 Sabine Baumann

2. Tag

Wir bleiben in der Region Picardie und besuchen am Morgen den ‚Jardin de Moulin Ventin‘. Eine Vielzahl von englischen Borders, in denen besondere Gehölze und Stauden dicht bei einander stehen, dazwischen Zwiebelpflanzen als Frühlingsboten, prägen diesen Garten einer restaurierten Mühle. Überall ist Wasser! Hier findet sich der Satz von der ‚geborgten Landschaft‘ ganz besonders bestätigt. Besonders angetan hat es uns der angrenzende Pappelwald. Mausgraue Stämme in Reih und Glied soweit das Auge reicht. Man stelle sich stattdessen eine Mauer hier vor!


Jardin de Moulin Ventin
©2019 Sabine Baumann


©2019 Sabine Baumann


©2019 Alain Tessier


©2019 Sabine Baumann


©2019 Sabine Baumann

Dann beginnt die Normandie mit der Besichtigung des ‚Jardins de la Mare aux Trembles‘, benannt nach den Zitterpappeln um den dortigen Teich. In dem 4.500qm großen wunderschönen Garten stehen zehn Himalaya-Birken zwischen Hecken und kontrastieren mit ihren leuchtend weißen Stämmen mit dem sie umrahmenden dunklen Grün. Der Besitzer hat in der unteren Etage wirklich alles in Form geschnitten. So entstand ein edles Parterre über dem in der zweiten Etage selbst so schlichte Geschöpfe wie der Essigbaum mit seinen sparrigen Ästen wie eine tanzende Ballerina wirkt.


Jardins de la Mare aux Trembles
©2019 Sabine Baumann


©2019 Sabine Baumann

Die heutige Übernachtung im Zentrum von Rouen ist ein nicht-gärtnerischer Höhepunkt. Die nächtliche Altstadt versetzt uns ins Mittelalter – hier wurde Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt - und macht neugierig auf einen erneuten Besuch.  

3. Tag   

Zwischen Rouen und Dieppe liegt der 60.000qm große Park ‚Les Jardins de Bellevue‘, der nicht nur unzählige Bäume mit schönen Rinden zu bieten hat, welche in den 1980ern gepflanzt wurden, sondern auch immer noch einige Lenzrosen von der nationalen Sammlung, die einst Martine Lemonnier hier gegründet hat. Obwohl sich mittlerweile ihr Sohn Alexis um das Anwesen kümmert, lässt sie es sich nicht nehmen, uns selbst durchs Gelände zu führen…


Les Jardins de Bellevue
©2019 Sabine Baumann

Am Nachmittag besichtigen wir unter hundertjährigen Bäumen den vor noch nicht allzu langer Zeit entstandenen modern gestalteten ‚Jardins d’Etretat‘. Ein magischer Ort. Die hier präsentierte zeitgenössische Kunst fügt sich gut zwischen Formgehölzen ein und von der Terrasse aus hat man einen wunderbaren Blick auf das berühmte Felsentor im Meer, was Monet seinerzeit veranlasst hat, von hier aus seine Serie ‚Les Falaises d’Etretat‘ zu malen.


Jardins d’Etretat
©2019 Ulla Gumbel


©2019 Sabine Baumann


©2019 Ulla Gumbel

4. Tag

Nun tauchen wir in Varengeville-sur-Mer so richtig ins gärtnerische Zentrum des Geschehens der Normandie ein.

Am frühen Morgen bei wunderschön weichem Licht besuchen wir im nahgelegenen Sainte-Marguerite-sur-Mer ‚Les Jardins de Vasterival‘, welche Prinzessin Greta Sturdza hier Mitte des 20. Jahrhunderts angelegt und nach und nach mit 10.000 Pflanzenarten und -sorten – darunter mit der Zeit immer selteneren – bepflanzt hat. Sie schuf hier auf 12ha – bergauf und bergab – eine Landschaft in der Landschaft. Etliche Sorten sind hier entstanden. Wir gehen durch einen blühenden Magnolien- und Kamelienwald, später kommen noch Rhododendron dazu. Die hohen Bäume sind aufgeastet und bilden ein schützendes Dach. Manche seltenen Exemplare vermehren sich hier ohne gärtnerisches Zutun. Chefgärtner Didier Willery berichtet, wie die Sämlinge im Schutz von bewusst nicht gerodeten Brombeerhecken aufwachsen. Ab einer bestimmten Größe finden sie ihren Platz im Garten – ein Perpetuum Mobile. Willlery führt uns über das Gelände, wo schon vieles in Blüte steht: Zwiebelpflanzen, Sträucher und Bäume. Auch hier finden sich natürlich die schönsten Baumrinden. Und im neuen Verkaufsraum entdecken wir so manche Rarität…


Les Jardins de Vasterival
©2019 Alain Tessier


©2019 Alain Tessier


©2019 Alain Tessier

Nach dem Mittagessen im ‚Piment Bleu‘, es gab zum Nachtisch eine köstliche Tarte au Citron, empfängt uns Jean-Louis Dantec in seinem „Garten“ ‚L’Etang de l’Aunay‘. 60.000 qm konnte er bepflanzen! Um zentrale Weiher – nicht nur einen – hat er eine Gehölzrarität an die andere gereiht, es sind Tausende! Und es sieht auch noch gut aus. Und eine Blickachse auf das nahe Meer gibt es auch noch.

Nirgendwo anders ist der Spruch „Der Garten ist ein Pflanzentheater und der Gärtner sein Regisseur“ passender als in diesen beiden Gärten.


L’Etang de l’Aunay
©2019 Sabine Baumann


©2019 Sabine Baumann


©2019 Sabine Baumann


©2019 Sabine Baumann

5. Tag

Und jetzt könnte man vielleicht etwas erwerben, etwas Pflanzliches? Zwei Baumschulen mit Gärten und Sammlungen stehen heute auf dem Programm.

In den 80ern pflanzte Jean-Pierre Hennebelle, der Vater von Nicolas und Jean-Loup, die jetzt die Baumschule betreiben, einen einmaligen Hain, in dem bemerkenswerte Bäume ganz nah bei einander stehen. Ahorne, Zierkirschen und Birken erzeugen ein herrliches Rindenfarbspiel. Übrigens werden die weißen Stämme der Himalaya-Birken gewaschen, damit sie wirklich so weiß sind. Und das ist keine Fake News! Die Baumschule ist auf 12.000 qm als englischer Landschaftspark gestaltet mit hunderten Arten und Sorten von Gehölzen.


Hennebelle
©2019 Sabine Baumann

Am Nachmittag besuchen wir die Gärtnerei Brochet-Lanvin und besichtigen den ‚Jardin de la Presle‘, wo sich zu dieser Jahreszeit unter anderem die Nationale Sammlung der Weiden (Salix) wunderschön präsentiert und auch die über 150 Saxifraga ‚Kabschia Group‘. Auf 20.000 qm werden hier Gehölze und Stauden präsentiert, die speziell für kalkhaltige Böden geeignet sind. Schließlich sind wir wieder zurück in der Champagne – und auf dem Heimweg!      

(Text: Ulla Gumbel und Clément Deckert)