Der Blick an den Himmel verhieß abwechslungsreiches Wetter aber das hielt uns nicht ab, am 31. Mai 2022 die geplante Fahrt ins Warmtal anzugehen. Zwischen den Orten Langenenslingen und Emerfeld wartet ein kleines Naturschutzgebiet auf interessierte Pflanzenliebhaber. Eingerahmt von bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen und Wäldern ragt der Lorhmannsbuckel ein wenig höher heraus. Auf kalkigem Untergrund und verschont von Kunstdüngern und schweren landwirtschaftlichen Maschinen haben hier empfindliche pflanzliche Kleinode noch eine Nische, wo sie ungestört aber nicht unbeobachtet wachsen können. Aber zuerst müssen wir da mal hinkommen und nach einer längeren Autofahrt finden tatsächlich alle angemeldeten Personen den kleinen, beinahe schon versteckten Parkplatz am Waldrand. Von dort sind es noch ein paar hundert Meter bis zum Lohrmannsbuckel. Aber ich dachte schon nach wenigen Minuten, dass wir diesen wohl nie erreichen werden, da wir alle paar Schritte stehen blieben, um am Rand des geschotterten Fahrwegs wieder etwas Schönes zu bewundern. Da lugte weißes Immenblatt aus dem Gras, daneben eine Schwalbenwurz, einige Meter weiter Je nach Jahreszeit erblühen Pulsatilla, Primula veris, verschiedene Knabenkräuter, gelber Enzian (Gentiana lutea) und vereinzelt weiße Waldhyacinthe (Plantanthera bifolia).
Am Lohrmannsbuckel schließlich angelangt fällt rechter Hand eine Wiese ins Auge die an frühere Zeiten erinnert. Scabiose, Klappertopf, Salbei und Wundklee bilden eine bunte Gesellschaft auf der es summt und brummt und flattert. Alleine schon der Anblick dieser schönen Wiese wäre die Reise wert gewesen. Der Weg geht jetzt den Buckel hoch, rechts und links abgesperrt, damit niemand von den vielen Besuchern die hier während der warmen Jahreszeit herkommen in Versuchung gerät, in die empfindlichen Flächen zu treten und dabei die kostbaren Pflanzen zu zerstören. Hier sehen wir Samenstände von Küchenschellen, die jetzt, Ende Mai noch gut zu sehen sind, auch hier verschiedene Orchideen gelber Enzian und viele andere Arten. Typisch für die karge Kalklandschaft sind auch einige knorrige Wachholderbüsche. Der Weg geht zur Alten Burg hinauf, wo man mit etwas Glück auch Frauenschuhorchideen finden kann. Diesen Weg nehmen wir aber nicht. Wir folgen dem Pfad der uns auf der anderen Seite des Buckels wieder hinunterführt und wandern weiter bis zum nahen Waldrand. Dort wartet ein nettes Rastplätzchen mit einigen Bänken auf uns wo wir, hungrig wie wir inzwischen sind, unsere mitgebrachte Brotzeit mit Genuss verzehren.
Gestärkt geht es wieder zurück, vorbei am vorher genussvoll besichtigten Lohrmannsbuckel zum Parkplatz. Aber noch wollen wir nicht in unsere Autos einsteigen und wieder nach Hause fahren. Wir wissen, dass im nahegelegenen Wald um diese Zeit herum die Frauenschuhorchideen blühen könnten. In wenigen Minuten erreichen wir die Stelle und tatsächlich, da lugen die gelben Schönheiten uns aus dem Waldschatten entgegen.
Diese wunderbare Waldstimmung nehmen wir ausgiebig in uns auf. Dann fahren wir aber weiter nach dem nahe gelegenen Obermarchtal, wo wir zum Abschluss des Tages bei Andrea Köttner angemeldet sind. Sie bewirtschaftet eine sehr große Fläche auf der sie Schnittblumen kultiviert, vor allem Paeonien haben es ihr angetan. Über 120 Sorten stehen auf ihren Feldern. Das ist wirklich berauschend zur Hauptblütezeit von Frau Köttner durch dieses Blütenmeer geführt zu werden. Sie schneidet großzügig von den schönsten Sorten für uns ab um uns auch den Duft ganz aus der Nähe genießen zu lassen. So eine Fülle kann ja süchtig machen. Aber die Zeit vergeht und schnell ist der Nachmittag so fortgeschritten, dass wir an die Heimfahrt denken müssen. Sicher werden wir noch überlegen, wo wir im Garten noch einen Platz für eine schöne Pfingstrose finden könnten, denn Frau Köttner bietet im Herbst auch Pflanzen zum Verkauf. Vielen Dank für diese tolle Führung, das hat uns allen sehr gut gefallen.
Im Warmtal
©2022 Gerlinde Sachs
Blick ins Warmtal
©2022 Gerlinde Sachs
©2022 Gerlinde Sachs
Weg zum Lohrmannsbuckel
©2022 Gerlinde Sachs
Am Lohrmannsbuckel Anfang Mai
©2022 Gerlinde Sachs
Herrliche Blumenwiese
©2022 Gerlinde Sachs
Schwalbenwurz (vincetoxicum hirundinaria)
©2022 Gerlinde Sachs
Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata)
©2022 Gerlinde Sachs
Blick in den Frauenschuh-Wald
©2022 Gerlinde Sachs
Frauenschuhorchideen am Naturstandort
©2022 Gerlinde Sachs
Andrea Köttner auf ihrem Pfingstrosenfeld
©2022 Gerlinde Sachs