
Die Bemühungen der Taglilienzüchter haben, besonders in den letzten zwei Jahrzehnten, eine Fülle neuer, spektakulär weiterentwickelter Kulturformen hervorgebracht. Dabei hat auch die Erzeugung tetraploider Taglilien, die statt der normalen zwei Chromosomensätze vier Sätze im Zellkern haben, eine wichtige Rolle gespielt. Ende 2000 waren 48538 Namenssorten von Taglilien international registriert, mit einem jährlichen Zuwachs von ca. 1500 Sorten.
Um die Situation übersichtlicher zu gestalten, erscheint es deshalb sinnvoll, hier die wesentlichen Eigenschaften der modernen Sorten in ihren zahlreichen Ausprägungen zu beschreiben.
Farbspektrum und Farbmuster der Blüten
Taglilien sind heute in allen Blütenfarben außer reinem Blau vorhanden. Obwohl die Wildarten Blütenfarbstoffe nur im gelben bis matt-roten Farbbereich anbieten, haben die Züchter in nur relativ wenigen Generationen der Selektionszüchtung fast weiße, fast schwarze, rein lila, leuchtend rote und zartrosa Taglilienblüten hervorgebracht. Auch bei den Blautönen zeichnen sich erste Fortschritte ab. Damit erreichen Taglilien eine Farbvariabilität, die ansonsten vielleicht nur von Dahlien- und bestimmten Primula elatior-Kulturformen erreicht wird.
Bei den klassischen Hellgelb-, Goldgelb- und Orangetönen haben sich die Farbintensitäten merklich vergrößert. Die unter Taglilienfreunden als melonenfarbig bezeichneten Blüten haben nicht die Farbe von Wassermelonen, sondern die von Cantaloupe-Melonen, eine Farbe, die als Rosa-Orange bezeichnet werde könnte.
Neben den einfarbigen Blüten gibt es noch eine große, schwer zu beschreibende Gruppe von Sorten mit Zwischenfarben und Farbübergängen in einer Blüte.
Auch Bicolor-Sorten mit unterschiedlicher Farbe der Petalen und Sepalen sind vorhanden, wobei die Sepalen meist heller sind. Ein hellerer Schlundring wird als Watermark oder Wasserzeichen bezeichnet und kann zu interessanten Farbwirkungen führen.
Die bei einigen Formen der Wildart Hemerocallis fulva und frühen Kulturformen sichtbaren zarten, dunkleren Ringe haben an Schärfe des Kontrasts enorm zugenommen. Wenn sich die dunklere Zone bis in die Tiefe des Blütenschlundes erstreckt, spricht man von Augen. Neben den Augen haben sich, besonders in den letzten Jahren, Farbmuster wie dunklere und hellere Randzeichnungen der Blüten und variable Schlundfarben verschiedener Ausdehnung entwickelt.
Eine andere Art der Farbverteilung sind Muster, die englisch als Pattern bezeichnet werden, und die erst in den letzten Jahren in deutlich ausgeprägter Form aufgetreten sind. Diese Muster erstrecken sich vorwiegend auf die Augen und Blütenblattränder.
Als züchterisch besonders schwierige Farben gelten noch immer die reinen Blau-, Violett- und Rosa-Töne. Auch die immer bessere Annäherung an reines Weiß wird die Züchter noch länger beschäftigen.
Von den Blütenfarben zu unterscheiden sind Oberflächentexturen. So können insbesondere rote Taglilien eine samtartige Oberflächenstruktur haben oder eher taft-artig glänzend sein. Gelegentlich tritt, in Abhängigkeit von den Zellgrößen der Oberflächenschichten, auch ein Glitzern wie von ausgestreutem Diamantstaub auf. Derartige Oberflächenstrukturen tragen in vielen Fällen zum besonderen Reiz von Taglilienblüten bei. Sie können bei regnerischem Wetter aber auch Nachteile haben. So sind die samtartigen Oberflächen gegen Regen sehr empfindlich, während die glatten, taftartigen Oberflächen von Regen kaum geschädigt werden.
Nachfolgend finden Sie zu den oben hervorgehobenen Farbklassen jeweils Bildergalerien von entsprechenden Sorten. Wir danken den Züchtern Benz, Gossard, Moldovan (), Petit und Stamile () für die Erlaubnis, zu Demonstrationszwecken einige Bilder aus ihren Homepages entnehmen zu dürfen. Die Sorten mit Registrierungsdaten aus den letzten Jahren sind naturgemäß noch sehr teuer. Ihre Bilder sind hier vorwiegend wiedergegeben, um den Fortschritt der Züchtung darzustellen. Kulturerfahrungen mit diesen Sorten unter mitteleuropäischen Bedingungen liegen nur vereinzelt vor.
Ein wichtiges Problem im Zusammenhang mit dem Farbspektrum der Kulturformen ist die Abhängigkeit der Farbentwicklung von der Temperatur und der Wasserversorgung. Nahezu alle Taglilien entwickeln ihre Farben nach tropisch warmen Nächten (niedrigste Nachttemperatur 20 Grad) optimal. Wenn dann noch ein schwül-warmer Tag ohne Regen, aber mit bedecktem Himmel folgt, zeigen alle Tagliliensorten, was unter besten Bedingungen farblich in ihnen steckt. Derartige Wetterkonstellationen, wie sie in den tropischen Teilen der USA normal sind, beobachten wir in Mitteleuropa nur selten. Es geschieht nach unseren meist kühlen Nächten sehr oft, dass bei uns gepflanzte Sorten mit ihren Blüten den prächtigen Katalogbildern aus ihrer Heimat Florida farblich nicht entsprechen. Dies drückt sich in der Farbintensität und in der Größe von Augen und der Breite von Rändern aus. Eigene europäische Züchtungsbemühungen sind deshalb gerade auf diesem Gebiet erforderlich.
Fast weiße Sorten
Die Farbe Weiß ist bisher nur annäherungsweise realisiert. Sie entsteht bei Taglilien nicht durch das Auftreten von Albino-Formen, wie es bei Blütenpflanzen mit blauer oder roter Basisfarbe vorkommt. Taglilien bilden vorrangig gelbe Blütenfarbstoffe und sind daher nicht für das Auftreten von Blütenfarben-Albinos konditioniert. Die Züchter müssen deshalb die weiße Blütenfarbe in kleinen Schritten durch Auslese farbverdünnter gelber, rosa- oder melonenfarbener Sämlinge annähern. Bei warmem Idealwetter, wenn die Farbentwicklung besonders vollständig ist, können sonst weißblütige Sorten eine hellgelbe Färbung aufbauen (siehe z.B. das Bild von ARCTIC SNOW).
Fast schwarze Sorten
Die sehr dunklen Taglilienblüten haben sich besonders nach der Einführung der tetraploiden Kulturformen entwickelt, weil bei diesen durch die Vergrößerung der Zellen auch eine Farbvertiefung eintritt. Sehr dunkle Taglilien sollten nicht an zu sonnige Standorte gepflanzt werden, weil sich die Blüten dort sehr stark erhitzen. Dabei können häßliche Veränderungen der Blütenfarbe zum Braun hin auftreten. Die sehr dunkle Farbe vieler Sorten entwickelt sich andererseits nur bei warmem Wetter vollständig. Bei kühlem Wetter kann eine eigentlich sehr dunkle Sorte, wie unten bei der Sorte BELA LUGOSI gezeigt, deutlich hellere Blüten produzieren.
Lila und purpurfarbene Sorten
Diese Sorten zeigen eine Blütenfarbe, die bei den Wildarten auch nicht im Ansatz erkennbar ist. Lange Zeit wurde angenommen, dass über die Züchtung in diesem Farbbereich schließlich die noch fehlende Farbe Blau erreicht werden könnte. Erst in allerneuester Zeit scheinen sich wieder langsame Fortschritte in dieser Richtung abzuzeichnen. Unter der Farbe Purpur ist im Zusammenhang mit Taglilienzüchtung ein Violett mit mehr oder weniger großem Rotanteil zu verstehen.
Rote Sorten
Bei der Entwicklung roter Taglilien-Sorten haben die Züchter einen weiten Weg zurückgelegt. Ausgehend von den eher bräunlichen Rot-Tönen, die besonders in den Hemerocallis fulva- Wildformen anklingen, wurden zunächst leuchtend rote, aber noch schmal-sternförmige Blüten gezüchtet. Mit dem Aufkommen der tetraploiden Kulturformen wurden die Blüten größer, breiter und samtiger. Schließlich wurden in neuerer Zeit auch noch die stark gewellten Ränder und andersfarbige Kanten hinzugefügt. Die mittel- bis dunkelroten Blüten sind besonders bei Nahbetrachtung reizvoll, während die hellroten Sorten auch eine erhebliche Fernwirkung haben können.
Rosa Sorten
Die Bezeichnung Rosa deckt ein weites Feld von Farbschattierungen ab. Diese können von Lachsrosa (mit Gelbkomponente)bis Lilarosa reichen und können verschiedene Abstufungen von Intensität haben. Fast alle Rosatöne wirken in Taglilienblüten besser, wenn als Schlundfarbe Grün sichtbar ist. Oft zeigen die Blüten eine leichte Farbvertiefung zum Schlund hin, ohne daß von einem Ring oder Auge gesprochen werden kann.
Taglilien mit blauen Farbanteilen
Blau ist die noch fehlende Farbe im Spektrum der Taglilienfarben. Es sind aber in den letzten Jahren Fortschritte gemacht worden, die zumindest zu Violettönen mit erhöhtem Blauanteil geführt haben. Diese Entwicklung zeigt sich vorwiegend in der Färbung von Augen und Blütenblatträndern, weniger in der Grundfarbe der Blüten. In vielen Fällen scheint der “blaue” Farbeindruck subjektiv durch Überlagerung anderer Farben oder durch bestimmte Kontrastfarben hervorgerufen zu werden. Die Entwicklung der “blauen” Farbtöne ist auch in starkem Maße witterungsabhängig, was dazu führt, dass die in amerikanischen Farbkatalogen gezeigten Blautöne neuerer Sorten bei uns bei den gleichen Sorten nur sehr selten gesehen werden.
Hellgelbe Sorten
Taglilien mit dieser Farbe gehören zu den leuchtendsten Gartenobjekten. Insbesondere die zitronengelben Farbtöne, die bei den modernen Kulturformen gegenüber den Wildarten noch erheblich an Intensität gesteigert wurden, haben eine ausgezeichnete Fernwirkung. Die Frische dieser Farbe wird oft noch durch einen grünen Schlund der Blüten betont.
Gelbe, goldgelbe, orangegelbe Sorten
Eine ebenfalls sehr leuchtende Gruppe von Blütenfarben, die weithin im Garten sichtbar sind. Besonders bei den orange-gelben Blüten ist jedoch Vorsicht bei der Kombination mit anderen, zarteren Farben geboten. Einige der unten gezeigten Sorten gehören zu den sehr früh blühenden Taglilien, die z.B. zusammen mit den späten Hohen Bartiris blühen können.
Orange-farbene Sorten
Die Blütenfarbe Orange kommt bei den Hemerocallis-Wildarten vor. Als Zuchtziel bei der Züchtung moderner Kulturformen hat sie allerdings bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Die Blütenfarbe Orange ist nicht zu verwechseln mit Orange-Gelb und auch nicht mit Melonenfarbig, einer mehr zum Rosa tendierenden Farbe, die auf einen eigenen Blütenfarbstoff zurückgeht. Orange-farbige Blüten entstehen oft durch Überlagerung von Rot mit Gelb oder Rot mit Melone.
Melonen-farbene Sorten
Die Bezeichnung Melone bezieht sich nicht auf die Farbe der Wassermelone, sondern auf die Farbe der in den USA weit verbreiteten Cataloupe-Melone, die sich durch ein orange-rosa Fruchtfleisch auszeichnet. Melonen-farbene Tagliliensorten existieren in vielen Abstufungen von zart-melone bis tief-melone. Besonders in den Abendstunden entwickelt diese Taglilienfarbe ihren besonderen Reiz.
Bicolor- und Watermark-Sorten
Bei unterschiedlicher Farbe der Petalen und Sepalen spricht man von Bicolor-Blüten. Dabei sind die Sepalen meist heller als die Petalen. Dieses Farbmuster scheint von den Züchtern nicht mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt worden zu sein, sodass es nur relativ wenige Sorten dieses Typs gibt.
Dagegen sind Watermark-Sorten, die besonders bei der züchterischen Arbeit des US-Züchters Munson eine Rolle spielten, weit verbreitet. Sie zeigen um den eigentlichen Schlund eine ringförmige bzw. dreieckige Zone in einer Farbe, die heller als die Hauptblütenfarbe ist.
Geäugte Sorten, Sorten mit Schlundring
Ein dunklerer Schlundring ist andeutungsweise schon bei einigen Wildformen der Taglilien vorhanden. Die Züchter haben daraus ein breites Spektrum von weiten und breiten Ringen abgeleitet. Wenn ein Ring sehr weit in das Blüteninnere hineinreicht, sodass nur noch ein kleiner andersfarbiger Schlund sichtbar ist, spricht man von einem Auge. Beide Formelemente sind dann reizvoll, wenn sie farblich in deutlichem Kontrast zu der Hauptblütenfarbe stehen. Der Übergang zur Hauptblütenfarbe kann scharf oder fließend sein. An dieser Stelle werden unter Ringen und Augen Formelemente verstanden, die dunkler als die Hauptblütenfarbe sind. Hellere Ringe in Taglilienblüten werden dagegen als Watermark oder Wasserzeichen bezeichnet.
Gerandete Sorten
Kulturformen mit andersfarbig gerandeten Blütenblättern gehören zu neuesten Ergebnissen der Taglilien-Züchtung. Wenn die Randfarbe dunkler als die Hauptblütenfarbe ist, weisen die Blüten in der Regel auch ein dunkleres Auge auf. Hellere Ränder sind oft auch mit einer besonderen Struktur der Blütenblattränder verbunden. So können solche Ränder eine blasige oder zahnartige Struktur haben. Es sind auch schon Blüten mit einem doppelten, hell/dunklen Rand gezüchtet worden. Zu der Ausprägung der Ränder unter mitteleuropäischen Klimabedingungen muss bemerkt werden, dass die Ränder bei uns in der Regel schmaler und farbschwächer ausfallen, als bei Kultur in den warmen Gebieten der USA, wo die Ränder und Augen bei manchen Sorten eine fast die ganze Blüte abdeckende Größe erreichen können.
Taglilien mit gemusterten Schlundzonen (Pattern)
Wenn die Schlundzonen oder Augen von Taglilienblüten nicht einfarbig, sondern in verschiedene Farbzonen aufgelöst sind, spricht man von Mustern (amerikanisch: Pattern). Dies kann zu außerordentlich komplexen Blütenbildern führen, deren Reiz sich in der Regel nur bei Nahbetrachtung erschließt. Es handelt sich um eine relativ neue Entwicklung bei der Taglilienzüchtung. Die Ausprägung der Muster ist erheblich von der Temperatur abhängig. Die gezeigten Bilder stammen alle aus amerikanischen Katalogen.
Weitere Kriterien
Blütengröße
Die Blütengröße der heutigen Kulturformen reicht von einem 5 cm Durchmesser der auf Kleinheit gezüchteten Miniaturformen über 15 cm Durchmesser von breiten Blüten-Vollgesichtern bis hin zu 25 cm Durchmesser der schmalen Blüten vom Spider-Typ. Die Einführung von tetraploiden Taglilien hat wesentlich zur Steigerung der Blütengröße beigetragen. Die Entwicklung genügend weit verzweigter, tragfähiger und hoher Stängel hat mit der Entwicklung der Blütengrößen nicht immer Schritt gehalten.
In den USA sind einzelne Züchterinnen auf die Entwicklung kleinblütiger Sorten spezialisiert, die z. T. ungewöhnliche Muster und Farbverteilungen aufweisen (Pauline Henry, Elisabeth Salter, Grace Stamile u.a.). Ähnlich gibt es in den USA und Europa Züchter, die besonders die riesenblütigen Spider und Spiderartigen bearbeiten.
Blühdauer der Einzelblüte
Die Lebensdauer der einzelnen Taglilienblüte ist auf einen Zeitraum von meist weniger als 24 Stunden beschränkt. Auch die Erzeugung tetraploider Taglilien mit ihrer sehr viel dickeren Substanz der Blütenblätter hat daran nichts geändert. Gute moderne Sorten öffnen ihre Blüten bereits in der Nacht und sind am frühen Morgen vollständig erblüht. Sie halten die Blüten bis zum Einbruch der Dunkelheit ohne Verfallserscheinungen offen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Kulturformen, die mit ihren Erbanlagen noch in der Nähe ihrer nachtblühenden Vorfahren angesiedelt sind, dieses Verhalten noch immer zeigen können: Blütenöffnung am frühen Abend, Verblühen am späten Vormittag des nächsten Tages.
Es hat nicht an Versuchen der Züchter gefehlt, länger blühende Taglilien zu erzeugen. Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Blüten gezielt durch eine genetische Steuerung abgebaut werden, die im Moment der vollständigen Blütenöffnung einsetzt und die nur durch gentechnische Methoden ausgeschaltet werden könnte. Es gibt Anlass zu der Vermutung, dass Taglilienblüten dann bis zu 7 Tage lang frisch bleiben könnten.
Stängelhöhe
Bei den Kultursorten treten Stängelhöhen zwischen 35 und fast 180 cm auf. Die Sorten mit den kleinsten Blüten sind nicht unbedingt auch die niedrigsten. In den USA wurde lange Zeit auf niedrige, tragfähige Stängel bei immer größer werdenden Blüten hingearbeitet. In den letzten Jahren hat sich diese Tendenz, insbesondere in Europa, abgeschwächt. Es wird heute mehr auf die Gesamtharmonie von Blütengröße, Stängelhöhe und Blatthöhe geachtet.
Bei den sehr hohen Sorten (bis zu 180 cm sind möglich) sollten die Blätter die Stängel weit hinauf begleiten und stützen. Bei der Pflanzung solcher Sorten sind vollsonnige Standorte vorzuziehen, weil sonst die Stängel zum Licht hin wachsen und dann sehr leicht umfallen.
Wetterfestigkeit der Blüten
Taglilienblüten können durch Sonne, Regen und Wind beeinträchtigt werden.
Bei starker Sonneneinstrahlung können insbesondere dunkle Blüten durch Wärmeabsorption leiden. Die samtige Oberflächenstruktur kann dann zu einem speckigen Glanz umschlagen, der sich aber oft in den Abendstunden wieder verliert. Gelbe und melonenfarbene Blüten können durch starke Sonnenstrahlung ausbleichen und hellere Ränder bekommen.
Rote und purpurfarbene Blüten mit samtiger Oberfläche sind oft gegen Regen sehr empfindlich, weil die oberen Zellschichten zerstört werden können und dabei Farbstoffe freisetzen.
Die Verminderung dieser Empfindlichkeiten durch züchterische Auslese macht nur langsame Fortschritte.
Große Taglilienblüten setzen Windböen einen erheblichen Widerstand entgegen und können deshalb leicht umgebrochen werden. Man sollte deshalb großblütige Sorten windgeschützt pflanzen oder, bei besonders windexponierter Lage, mit kleinerblütigen Sorten Vorlieb nehmen.
Die schädigende Wirkung von Sonne, Wind und Regen führt jedoch bei Taglilien meist nur zu kurzem Ärger: am nächsten Morgen sind wieder alle offenen Blüten auch frische Blüten.
Blütenform
Die Blütenform ist neben der Blütenfarbe die wichtigste ästhetische Eigenschaft der Taglilienblüte. Während bei den Wildformen eher die trompetenförmig schlanken Blüten vorherrschen, haben die Züchter erfolgreich auf eine weit offene, flache Blütenstruktur hingearbeitet.
Dabei haben sich in Abhängigkeit vom Stand der Züchtung durchaus modische Aspekte in den Vordergrund geschoben, die meist durch die Entwicklung in den USA ausgelöst werden. So gilt das Interesse der amerikanischen Taglilien-Enthusiasten im Augenblick den extrem breit-runden Blüten, die stark gewellte und gefranste Blütenblattränder mit möglichst kontrastierenden Umrandungen und Augen aufweisen sollen. Auch gefüllte Blüten und die weit ausladenden Spider-Blüten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Derartige Entwicklungen werden in Europa sowohl aus geschmacklichen Gründen wie auch aus klimatischen Gründen mit Zurückhaltung betrachtet. Die übermäßig ausgeformten Blüten der meist in tropischen Teilen der USA gezüchteten Sorten versagen bei Kultur unter mitteleuropäischen Bedingen oft in Bezug auf Blütenöffnung und Farbentwicklung. Hierzu kann angemerkt werden, dass z.B. Berlin auf der gleichen Höhe wie der Süden der kanadischen Halbinsel Labrador liegt und damit Bedingungen für die Taglilienkultur bietet, die weit von denen der USA entfernt sind. Dass trotzdem einige der in Florida gezüchteten Sorten in unserem Klima ihre Blüten gut entwickeln, zeigt erneut die enorme Anpassungsfähigkeit der Taglilien
Die wichtigsten Blütenformen können als spinnenförmig, sternförmig, breit sternförmig und rund bezeichnet werden. Auch können die Blüten gleichmäßig geöffnete Petalen und Sepalen aufweisen oder durch stärkeres Zurückschlagen der Sepalen eine dreieckige Form haben. Bei immer größerer Breite der Petalen überlappen diese schließlich und können die Sepalen fast völlig verdecken.
Eine neuere Entwicklung im Hinblick auf die Blütenform ist das Auftreten von Blüten mit gezahnten Blütenblatträndern. Die Zähne sind eine Weiterentwicklung der sehr stark gewellten Blütenblattränder und sind ein Merkmal luxurierenden Wuchses. Das heißt, dass bei schlechtem Kulturzustand der Taglilienpflanze die Zahnung nur schwach ausgeprägt sein kann.
Der Öffnungsgrad der Blüten kann zwischen trompetenförmig, flach-offen und zurückgeschlagen variieren.
Die Blüten können auch gefüllt sein (mehr als 6 Blütenblätter), wobei zwischen einer geordneten Füllung (hose in hose-Typ, selten) und der häufigeren Paeonien-Typ-Füllung unterschieden wird. Die zusätzlichen Blütenblätter entstehen bei dem letzteren Typ meist durch Umwandlung von Staubfäden.
Schließlich gibt es eine Gruppe von Blütenformen mit irregulärer Gestalt der Blütenblätter, die von der AHS mit insgesamt fünf Formtypen standardisierend als ´unusual forms` beschrieben wurden:
Die Vorlieben für die einzelnen Blütenformen folgen natürlich dem persönlichen Geschmack, aber Mitglieder einer Bewertungsjury sind gehalten, bei dem Aspekt Blütenform Neuzüchtungen auf Grund der Übereinstimmung mit der jeweiligen standardisierten Idealform zu beurteilen
In der folgenden Bildgalerie sind einige Beispiele zu den wichtigsten Formtypen zusammengetragen.
Gezahnte Sorten
Tagliliensorten mit gezahnten Blütenblatträndern sind seit Ende des vorigen Jahrhunderts bekannt. Die Zähne traten zunächst vorwiegend an den Petalen, später auch an den Sepalen der Blüten auf. Blüten mit starker Zahnung können Probleme mit der Blütenöffnung haben. Die unten gezeigten Bilder stammen fast ausschließlich aus den Katalogen amerikanischer Züchter.
Blütezeit
Extrem früh blühende Taglilien beginnen bereits im Mai (Sorte MAIKÖNIGIN) mit ihrer Blüte. Eine Reihe von großblütigen, frühen Taglilien in orangegelb, zitronengelb und rot blühen zusammen mit den späten Hohen Bartiris im Juni. Der eigentliche Hauptblüte-Monat ist jedoch der Juli. Im August/September blühen noch einige besonders späte Sorten und danach können allenfalls noch Nachblüten, d.h. Zweitstängel von früher blühenden Sorten auftreten (remontieren). Diese entwickeln jedoch ihre Blütenformen und -farben wegen der dann bei uns zu niedrigen Nachttemperaturen oft in ungenügender Weise.
Mit einer geeigneten Zusammenstellung von Sorten lässt sich also eine mehrere Monate andauernde Taglilienblüte inszenieren.
Blütenzahl und Verzweigung
Diese beiden Eigenschaften hängen nicht unmittelbar zusammen, d.h. es gibt Sorten mit guter Verzweigung und geringer Blütenzahl wie auch solche, die eine schlechte Verzweigung mit hoher Knospenzahl verbinden. Auf jeden Fall kann aber gesagt werden, dass gute Sorten eine große Zahl von Blüten am Stängel in perfekter Form präsentieren können, weil sie auch eine mehrfache und weite Verzweigung des Stängels aufweisen.
Eine Knospenzahl von 15 pro Stängel gilt bei modernen Sorten als erforderlich. Dabei ist jedoch an die kräftigen Stängel gedacht, wie sie sich bei jungen Pflanzen mit 2 bis 3 Blattfächern entwickeln. Bei älteren Horsten wird in der Regel die Zahl der Stängel größer und die Zahl der Knospen pro Stängel kleiner.
Bei einigen Tagliliensorten, insbesondere bei solchen mit etwas kleineren Blüten, sind schon Knospenzahlen zwischen 50 und 90 pro Stiel beobachtet worden.
Duft
Taglilien-Kulturformen können auch duften, insbesondere dann, wenn sie unter Ihren Vorfahren eine der nachtblühenden Wildarten wie Hemerocallis citrina haben, die bestäubende Insekten eher durch Duft als durch Farbe anlocken. Aus diesem Grunde ist starker Duft vorrangig bei gelbblütigen Kulturformen vorhanden.
Pflanzentyp / Pflanzenverwendung
Landschaftssorten sind besonders von Gartenarchitekten und Landschaftplanern bevorzugte Sorten, die sich weniger durch die Qualitäten der Einzelblüte als durch Blütenreichtum und Fernwirkung auszeichnen. Deshalb ist die bevorzugte Farbe in diesem Bereich ein helles Gelb. Die windfesten Blüten müssen an standfesten Stängeln hoch über den Blättern stehen. Die Sorten sollten zählebig, leicht vermehrbar und preisgünstig sein, weil sie oft in Massenpflanzungen und an exponierten Standorten eingesetzt werden.
Im völligen Gegensatz hierzu stehen kostbare und nur bei Spezialisten zu beschaffende Neuzüchtungen mit großen, exotisch geformten und gefärbten Blüten, die von spezialisierten Taglilien-Liebhabern und Sammlern wie Juwelen unter bestmöglichen, geschützten Kulturbedingungen gehalten werden. Dabei treten Aspekte der Gartengestaltung oft hinter der Bewunderung von Einzelblüten zurück.
Der normale Gartenfreund wird sich in der Mitte zwischen diesen Extremen bewegen und die unendliche Vielfalt der Taglilien-Kulturformen zur sorgfältigen Gestaltung von Gartenräumen oder Pflanzengruppen nutzen. Dabei kommt es in der Regel auf die Gesamtwirkung als Gartenpflanze an.
Ein weiterer Typ von Taglilienverwendung ist ihre Benutzung als Ausgangsmaterial für die Züchtung besserer Sorten. Auch in Europa beschäftigt sich eine zunehmende Zahl von Taglilienfreunden auf diese kreative Weise mit ihren Lieblingspflanzen. Als Züchter wird man nach sorgfältigem Literaturstudium oder nach Erfahrungsaustausch mit Kollegen Neubeschaffungen nur solcher Taglilien vornehmen, von denen man einen besonderen Wert für die eigene Züchtungsarbeit erwartet. Dies müssen nicht unbedingt viele neue Sorten pro Jahr sein.