Anfang Oktober 2016 nutzten die Gräserfreunde das verlängerte Wochenende für ihr 4-tägiges Gräsertreffen am Niederrhein.
GARTEN JANKE
Aus allen Himmelsrichtungen pilgerten wir nach Hilden in Peter Jankes 1,4 ha großen Garten, der in kurzer Zeit zu einem Mekka für Gartenbegeisterte wurde. Nach einer herzlichen Begrüßung betraten wir den Garten durch einen Tunnel aus Riesenchinaschilf. Dazu erklärte uns Peter Janke, dass er sich im Frühjahr lange schwer tut, dieses abzuschneiden , weil dadurch die Architektur dieses Gartenbereiches verloren ginge. Wenn es dann aber geschehen sei, entstehe wieder ein neues und versöhnliches Bild. Nach einer kurzen Einführung über die Entstehung des Gartens, dessen unterschiedlichste Bodenverhältnisse als nahezu unbezahlbares Plus, über standortgerechte Pflanzenauswahl und über die Kunst, einen Garten so anzulegen, dass er 12 Monate durch seine Schönheit überzeugt, starteten wir unseren Rundgang. Im Kiesgarten genossen wir die schwelgerische Fülle der Gräser, wie Miscanthus, Cortaderia und Stipa gigantea in ihrer herbstlichen Schönheit. Danach waren wir auf den neu geschaffenen Wintergarten gespannt. Dieser ist innerhalb des Wiesenkreises ebenfalls kreisrund angelegt, vom Wohnhaus – und das war wichtig bei der Gestaltung - gut einsehbar und mit schönen rindenzierenden Gehölzen, wie Cornus und Salix bepflanzt. Das dazwischen gepflanzte Pennisetum macrourum sorgte für Lockerheit und Schwung. Ein noch junger Zuckerahorn betont den Mittelpunkt. Eine ganz andere Ausstrahlung hatte der Waldgarten auf uns. Hier herrschte eine zauberhaft mystische Atmosphäre. Diese wurde durch die herrliche Herbstfärbung der Bäume und Stauden sowie durch kleine Teiche und Wasserläufe verstärkt. Vielleicht lag es am schmalen Weg, an der abwechslungsreichen Bepflanzung oder an der kleinen Flamme in einer gusseisernen Amphore, die uns in magische Stimmung versetzte. Ich habe selbst einen schönen Waldgartenbereich, aber ob es dort Zauberwesen gibt bezweifle ich. Das, was Peter Janke mit seinem Garten HORTVS geschaffen hat, ist in allen seinen Teilen immer unverwechselbar und wahre Gartenkunst.
GARTEN ULBRICHT
Unser nächstes Ziel an diesem Tag war der Garten Ulbricht am Rande von Solingen. Dieser entstand in den letzten 25 Jahren auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei. Auf Fotos, die herumgereicht wurden, konnten wir uns davon überzeugen, wie es vorher aussah. Es entstanden 11 verschiedene Gartenzimmer, wobei die alten Fundamente der Gewächshäuser genutzt wurden.
Im Torgarten litten wir gemeinsam mit den Besitzern um den schönen Buchs, der vom Pilz befallen war. Aber nicht lange,
denn es folgte eine Überraschung. Von oben herab sah man eine Fläche, auf dem ein 16 m langes Wasserbecken mit Seerosen lag. Das neuste Projekt - wie wir erfuhren. Gekrönt wurde dieser Gartenbereich von einer parallel zulaufenden Staudenrabatte mit vielen Schneeglöckchenraritäten, wie man auf den Etiketten erkennen konnte. Auch in den anderen Gartenzimmern entdeckten wir viel Überraschendes. Besonders schön wurden die verschiedenen Höhenunterschiede in die Planung einbezogen. So konnte man oft von erhöhter Stelle den Garten überblicken. Mit vielen Eindrücken und großem Respekt verabschiedeten wir uns.
Nach einer regnerischen Nacht waren wir auf unseren ersten niederländischen Garten gespannt. Am Ziel angelangt, kam auch langsam die Sonne durch die Wolken.
GARTEN VAN NATURE
Was wir da zu sehen bekamen war großartig. Vor uns lag ein riesiger Präriegarten. Drei junge Gartengestalter haben diesen Schaugarten auf einem ehemaligen, mit Disteln übersäten Gemüseacker in sichtbar mühevoller Kleinarbeit angelegt. In Amerika sammelten sie Samen an Originalstandorten. Zu Hause wurde dann mit den neuen Pflanzen experimentiert und schöne Variationen zusammengestellt, so dass der Garten zu jeder Jahreszeit etwas zu bieten hat. Leider sprach unser Gastgeber nur englisch, aber Herr Güthler war so nett und übersetzte für uns. Ich selber konnte es kaum erwarten, mich in die Prärie zu stürzen, um zu fotografieren. Im Sonnenlicht funkelten die Wassertropfen an den Gräsern und alles sah wunderschön aus. Ein toller Garten und unbedingt weiter zu empfehlen. Eine kleine Gärtnerei, in der hauptsächlich selbst selektierte Pflanzen angeboten werden, rundete diesen Gartenbesuch wirkungsvoll ab.
GÄRTNEREI MARCEL DE WAGT
Anschließend fuhren wir weiter in die Gärtnerei von Marcel de Wagt. Alle, die sich vorgenommen hatten, sich beim Pflanzenkauf zu beherrschen, gaben beim Blick auf das Verkaufsgelände auf. Die Pflanzen waren in größeren Töpfen und hatten eine tolle Qualität. Bei Peter Janke beeindruckte viele die Fackellilie Kniphofia rooperi, hier konnte man sie erwerben. Unser Busfahrer Peter Gartz, der sich vorher über die Leere im Kofferraum wunderte, hatte jetzt viel zu tun.
GARTEN ALST
Nach dem Mittagessen im „Lindenhof“ und der Gelegenheit, den umgebenden parkartigen Garten zu durchstreifen, stand für viele Gräserfreunde ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm, der Garten Alst. Von den Besitzern Torsten Matschiess und Daniela Pawert erfuhren wir von den Anfängen und der Philosophie des Gartens. In tausenden von Töpfen wurden die ersten Pflanzen vermehrt, bevor sie auf das nunmehr 8200qm große Gelände aufgepflanzt worden waren. Wir wanderten oder schwelgten durch die weitläufigen Pflanzflächen, immer begleitet von verschiedensten Sorten des Kerzenknöterichs (Bistorta amplexicaulis) und Gräsern. Hier wird kaum etwas abgeschnitten und nur sehr wenig entfernt. Kaum zu glauben beim Anblick eines Miscanthus, aber im Oktober sah man nur wenig vom Vorjahr. Selbst ich, die gern schneidet und aufräumt, musste zugeben, dass manches sehr reizvoll aussah. In den Miscanthus „Hermann Müssel“ und in das Blau der Hummelschaukel Salvia uliginosa verliebte ich mich sofort. Leider musste ich letzere von meiner Wunschliste wieder streichen, da sie bei mir zu Hause den Winter nicht überleben würde. Bei einmaligen herbstlichen Lichtverhältnissen ging unser Rundgang weiter, und Torsten Matschiess ärgerte sich nicht nur einmal, seine Kamera nicht dabei zu haben. Aber mir gelang wie ich finde ein tolles Bild.
Am Abend lauschten wir gespannt Hermann Gröne, der uns auf die Reise zu den "Neuen englischen Gärten" mitnahm.
GARTEN BERGHEMHOAF
Am Sonntagmorgen folgten wir der Einladung von drei Männern; Vater, Sohn und dessen Freund. Stolz und mit strahlenden Gesichtern zeigten sie uns ihren - wie uns schien – mit leichter Hand dahingeworfenen Garten. Mit viel Freude, botanischer Fachkenntnis und überschäumender Lebenslust kombinierten sie unzählige Dahlien mit verschiedensten Astern und Gräsern. Wir erfuhren, dass es jede Pflanzensorte nur einmal im Garten gibt. Mit Erstaunen betrachteten wir eine alle anderen Pflanzen überragende blühende Silphium laciniatum, die ich noch nie in einem Privatgarten vorher sah. Der Spaziergang durch den Garten hatte etwas von Dschungelatmosphäre, denn viele der Gräser und Stauden waren übermannsgroß. Einfach wunderbar. Am Ende hatten wir noch die Gelegenheit in einem Fotobuch zu blättern und den Garten zu anderen Jahreszeiten kennenzulernen.
KASTEEL GELDROP
Danach ging es weiter zum Kasteel Geldrop. Hier wurden wir von Herrn Schoolmeesters begrüßt. Er erzählte uns, dass hier im historischen Ambiente des alten Herrenhauses ursprünglich ein Rosengarten angelegt worden war. Aber die Rosen vertrugen den zu hohen Grundwasserstand auf Dauer nicht und kümmerten dahin. Man entschloss sich deshalb, einen modernen Staudengarten im Dutch-Wave-Style anzulegen. Für Herrn Schoolmeesters als Rosenexperte ein ganz neues Gebiet. Er holte sich viele Freiwillige an seine Seite, die ihm bei diesem Projekt unterstützten. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Besonders schön in allen Farben des Herbstes strahlte der Korkspindelstrauch Euonymus alata. Bei den Stauden bezauberte uns die Anmut von Cimicifuga "Queen of Sheba", der Silberkerze. Noch ein kurzer Blick ins Gewächshaus, wo Tomaten wuchsen, dann ging es zum Mittagessen. Gestärkt nahmen wir den nächsten Garten im Rosendorf Lottum in Angriff.
GARTEN VERHEGGEN
Auf dieses Wiedersehen freute ich mich besonders. Vor 4 Jahren besuchte ich diesen Garten schon einmal. Damals schrieb mir Nel in mein Buch: "Die Liebe für Blumen und Pflanzen zu teilen ist meine größte Freunde". Ein sehr schöner Satz. Leider war sie an diesen Wochenende verhindert. Aber ihre Hand konnte man an den sehr schön zusammengestellten Blumensträußen erkennen. Herrn Verheggens Sammelleidenschaft sind die Dahlien, die man überall im 4000qm großen Garten entdecken konnte. Toll kombiniert gedeihen die 150 verschiedenen Dahlien Seite an Seite mit Astern, Gräsern, Sonnenbräuten und Staudenknöterich. Außer den sorgfältig in Englischem Stil kombinierten Beeten pflegen die Verheggens auf dem gepachteten Nachbargrundstück ein sogenanntes Vorratsfeld. Dieser Streifen erinnert an einen üppigen Schnittblumengarten. Für ihre farbenprächtigen Sträuße greift Nel Verheggens hier oft zur Schere. Besonders schön für uns Gräser- und Staudenfreunde war die Beschriftung der einzelnen Pflanzen, und so wurde die Wunschliste anstatt kleiner immer länger. Leider verdunkelte sich der Himmel und so zogen wir uns zur gemütlichen Kaffeerunde ins Gartenhaus zurück, wo wir sehr umsorgt wurden.
BROOKERGARTEN
Unsere letzte Station an diesem Tag war der Garten von Loek und Annemarie Gubbels. Im 5500qm großen romantischen und perfekt gestylten Garten begrüßte uns der Hausherr. Wir erfuhren, dass beide Pferde lieben und eigentlich eine Pferdekoppel entstehen sollte, was aber wegen einer Pferdeallergie der Tochter verworfen werden musste. Und so wurden sie zu Gartenexperten. Sie legten drei verschieden große Teiche an, jeweils thematisch unterschiedlich. Einer lag zu Füßen eines Hanges, der mit unzähligen, in den schönsten Herbstfarben leuchtenden Gehölzen bepflanzt war, durch den sich ein Wasserfall in den Teich ergoss. Asiatisches Flair kam auf. Ein anderer hatte einen kleinen Badestrand zu bieten. Es waren außerdem verschiedene Hecken aufgepflanzt, und so entstanden romantische Gartensituationen und verschiedene Sitzplätze. In dem großen Staudenbeet rund um einen Teich waren viele farbenprächtige nicht winterharte Salvien eingefügt und hinterließen einen opulenten Eindruck. Großzügig verteilte Frau Gubbels Stecklinge. Als sie immer mehr abschnitt und wir uns wunderten, erzählte sie uns, dass wir die letzte Gruppe in diesem Jahr sind. Gleich am nächsten Tag sollten alle empfindlichen Pflanzen ins Winterquartier und 20 000 Blumenzwiebeln in die Erde kommen. Im Frühjahr besuchen sie dann wieder Gartenfreunde aus aller Welt. Sogar aus Russland und Japan konnten sie schon Gäste empfangen.
RIETHER STAUDENPARADIES
Am letzten Morgen unserer Reise trafen wir uns im Riethener Staudenparadieses. Eine private Pflanzensammlerin schuf im Verlaufe vieler Jahre einen romantischen Staudengarten mit unterschiedlichsten Stauden, vielen Gräsern und nicht alltäglichen Gehölzen. Im Eingangsbereich bestaunten wir den Kiesgarten, umgeben von einer besonders schönen Pflasterarbeit, die als wichtiges Gestaltungsmittel dient. Danach erkundeten wir den hinteren weitläufigen Teil des Gartens, in dem etliche Inselbeete und langgezogene Rabatten nach Cottage-Garden-Art unsere ganze Aufmerksamkeit erforderten, denn auch hier gab es etliche Raritäten zu entdecken. Es gibt mehrere ausladende Gehölze, auch alte Obstgehölze. Das Ende des Gartens begrenzt eine riesige Esskastanie (Castanea sativa). Die Bepflanzung ist perfekt an die unterschiedlichen Standortverhältnisse angepasst. Ebenfalls war ein kreativer Umgang mit Selbstversamern festzustellen. Jetzt im Herbst beeindruckte besonders das Präriebeet mit seinen teilweise spektakulär färbenden Gräsern, allen voran Schizachyrium scoparius. Schön anzusehen auch die oftmals eingestreuten Pycnanthemum muticum. Die Zeit war schnell vergangen, wir aber hatten noch einen letzten Garten auf unserem Besichtigungsprogramm.
Etwas ausgedünnt wegen der doch sehr langen Heimreise einiger Teilnehmer besuchten wir noch den GARTEN GRÖNE.
Seit mehr als 20 Jahren pflegt Herr Gröne seinen etwa 2000 m² großen Garten, der dem Gartenplaner auch als Versuchsfeld dient. Der gesamte Garten ist umschlossen von hohen Bäumen. In dessen Schutz gedeihen besondere Blattschmuckpflanzen und Schatten liebende. Der Garten ist jedoch sehr abwechslungsreich gestaltet mit verschiedenen Themenbeeten in den sonnigen Bereichen, imposanten Großstauden, einer Wildstaudenpflanzung, einem Kiesgarten und vieles mehr. Wir erfreuten uns an den noch blühenden Astern, oft kombiniert mit Staudensonnenblumen, den schon herbstlich färbenden Gehölzen und einer beeindruckenden Staudenaralie (Aralia californica), die mit überschwänglichem Fruchtschmuck begeisterte. Angefüllt mit wunderbarsten Garteneindrücken versammelte sich der Rest der Teilnehmer noch einmal zu einem kleinen Mittagsimbiss, um dann die Heimreise anzutreten. Es waren vier tolle und erlebnissreiche Tage. Herzlichen Dank an Elke Wagner für diese perfekte Organisation. Ich freue mich schon auf das nächste Gräsertreffen in Berlin.