Gärten der Mitglieder

Während im Winterhalbjahr fast jeden Monat ein interessanter Vortrag stattfindet, haben sich im Sommer Gartentreffen bewährt. Denn dort kann man die Pflanzenlieblinge an Ort und Stelle beobachten. In unserer leider recht kleinen Gruppe werden immer wieder 3 Gärten besucht, welche sich aus verschiedenen Gründen anbieten. Die Gärten sollten groß genug sein, um einer Gruppe von etwa 20-25 Personen Platz zu bieten. Natürlich gehören auch Sitzplätze dazu, um in kleinen Runden zu diskutieren und das Gesehene zu verarbeiten. Denn immer wieder kann man von den Erfahrungen Anderer lernen und muss den gleichen Fehler nicht nochmal machen.
Aber das Wichtigste sind die Pflanzen und ihre Verwendung. In allen besuchten Gärten sind eine Vielzahl von alpinen Pflanzenschätzen zu sehen, wobei jeder Garten seinen individuellen Charakter besitzt. Die Besuchstermine werden je nach Witterungsverlauf mit den Besitzern abgestimmt, um ein optimales Pflanzenbild präsentieren zu können. Auch kurzfristige Änderungen sind möglich.

Garten von Friedrich Schmid in Hemmingen

Text: Martin Haberer, Fotos: Friedrich Schmid und Klaus-Dieter Meissner

Noch vor vielen Jahren hatte das Ehepaar Schmid auf einem großen Grundstück in Hemmingen einen Geflügelzuchtbetrieb bewirtschaftet. Doch als die Wohnbauten immer näher rückten und auch die wirtschaftlichen Verhältnisse sich änderten, wurde die Hühnerzucht eingestellt. Aber das Wohnhaus und die Wirtschaftsgebäude blieben erhalten, ebenso der großzügig ausgelegte Hof und die Gartenflächen. Mit einer Rotbuchenhecke ist das 3000 m² große Areal zur Straße vor Einblicken ganzjährig geschützt. Auf der anderen Seite kamen locker wachsende Blütensträucher wie Kolkwitzia amabilis zum Einsatz. Nur wenige Bäume lockern die Rasenflächen auf, darunter eine Schwarzkiefer, eine Birke mit geschlitzten Blättern und einige Obstgehölze. Ab und zu mussten diese im Wachstum begrenzt, also fachmännisch zurückgeschnitten werden, um die eigentlichen Pflanzenschätze optimal präsentieren zu können.

Im Mai-Juni zeigt sich der Garten in besonderer Pracht, denn vieles steht in voller Blüte. Besonders eindrucksvolle Solitär-Blütengehölze wie Cornus kousa und Viburnum plicatum ´Mariesii` sind natürlich mit ihrer weißen Blütenfülle ein Blickfang. Dazu kommt noch im Herbst die herrliche Färbung der Blätter. Weitere Gehölze wie verschiedene Strauchrosen gliedern die Flächen. Sie beeindrucken ebenfalls durch ihre Blüten und Hagebutten.

Eine weitere Passion von Frieder Schmid sind Clematis, welche gerne einen beschatteten Fuß brauchen und dann in den Gehölzen empor klettern können. In vielen besonderen Arten und Sorten hat er sie an die höheren Gehölze platziert.

Unter einer Schwarzkiefer in Hausnähe wurden einige schwachwachsende Rhododendron yakushimanum gepflanzt, welche zwar morgens beschattet sind, aber am Nachmittag vor sengenden Sonnenstrahlen geschützt werden müssen. Dass man hier den vorhandenen kalkhaltigen Lehmboden mit Moorbeeterde verbessert hat, ist selbstverständlich.

Nun aber zu den Highlights der alpinen Pflanzenschätze. Zunächst fällt der Blick beim Gartenrundgang in dem ebenen Gelände auf mächtige Kalkfelsen und Natursteintröge, welche mit Zwergkoniferen und Polsterpflanzen bestückt sind. Es ist erstaunlich, wie sich diese Gewächse in der kargen Umgebung entwickelt haben. Natürlich mussten sie an den besonders heißen Tagen extra mit Wasser versorgt werden. Im Schatten der geschnittenen Hecke fühlen sich eine Fülle von Pflanzen aus den asiatischen Bergen wohl. Dazu gehören besondere Primelarten (Primula vialii, Primula capitata), aber auch niedere Primeln der Südalpen. Natürlich blühen hier im Mai auch verschiedene Vertreter der Frauenschuh-Orchideen. Aber vorher entfalten die Vorfrühlingsblüher aus dem Blumenzwiebelreich ihre Blüten, bei unserem Besuch im Mai sind diese meist schon wieder verschwunden.

Die Hausterrasse auf der Südseite liegt etwa 70 cm höher als die Rasenfläche. Dies war ein idealer Platz, um ein Alpinum anzulegen. Der Boden wurde mit Sand vermagert, dann die Kalktuffsteine von der Schwäbischen Alb eingebaut. Auf diesen vollsonnigen Flächen hat sich in den vergangenen Jahren eine Menge von Besonderheiten etabliert. Im Mai blühen die blauen Igelginster aus Spanien und Marokko ( Echinacea anthyllis), auch die Igelpolster aus der Türkei (Acantholimon) zeigen im Frühling ihre hellrosa Blüten. Die meisten Zwergseidelbastarten sind schon am Abblühen, sie bilden kompakte Polster.

Weitere wärmeliebende Kleinsträucher sind Erysimum pulchellum (gelb) und Origanum amanum (rot). Unter den Stauden muss man erwähnen die vielen Sorten und Arten der Hauswurz (Sempervivum), welche immer wieder den kargen Boden bedecken. Ferner einige Erodium und blaue Edraianthus. In einem Balkonkasten blühen Lewisia in verschiedenen Farben um die Wette.

Besondere gelbblühende Kleinstauden sind Vitaliana primuliflora, Linum cariense (Kleinasien), Hypericum kotschyanum und Euryops acraeus (Strauchmargerite von den Drakensbergen Südafrikas) sind hier anzutreffen. Man kann sich kaum satt sehen.

Frieder Schmid hat aber noch weitere gestalterische Besonderheiten zu bieten. In mehreren trogartig erhöhten Beeten gedeihen empfindliche alpine Kostbarkeiten, aber nur, weil er hier besondere Sandbeete angelegt hat. Auf einer groben Schotterschicht als Drainage wurde eine 30 cm starke Sandschicht (Rheinsand) aufgebracht. Darin haben sich besondere Glockenblumen, Steinbreche und vieles mehr angesiedelt.

Doch nun zu den nicht ganz winterharten Arten, welche besonders vor Winterregen geschützt werden müssen. Diese Gewächse stehen unter Glas im Anlehngewächshaus, entweder im Topf oder ausgepflanzt auf dem Tisch.

Mehrere Quadratmeter Wandfläche bedeckt eine Kapuzinerkresse mit gelbroten zierlichen Blüten (Tropaeolum tricolor) aus Chile, sie schöpft ihre Wuchskraft aus einer dicken Knolle. Schon im März blühen die empfindlichen Dionysia-Arten aus den Bergen des Iran, sie sind entweder in Tuffsteinfelsen oder in großen Tontöpfen gepflanzt. Auch frühblühende Primula allionii in vielen Farben waren im März zu sehen, jetzt ist die Blüte vorbei. Aber nun im Mai überraschen niedrige Königskerzen (Verbascum dumulosum) mit vielen gelben Blüten. Viele weitere Kostbarkeiten wie Mannsschild (Androsace) wachsen in Fugen im sauren Gneis, denn hier kann man jeder Pflanze ihre besten Bedingungen geben.

Und noch ein besonderes Haus ist hier im weitläufigen Garten zu finden: Das Blumenzwiebelhaus. Dies hat Frieder Schmid aus England importiert. Auf wenigen Quadratmetern in zwei Etagen findet man seltene Zwiebel- und Knollenpflanzen. Die meisten sind im Mai verblüht, aber einige seltene Schwertlilien aus der Türkei sind noch zu sehen, ebenfalls einige Alpenveilchen. Herrlich weißblau dagegen blüht noch Ipheion (Frühlingsstern).

Damit auch noch im Sommer den Besucher ein Blütenrausch empfängt, hat Frieder Schmid den großen Hof mit bepflanzten Natursteintrögen und Kübelpflanzen bestückt. Die meisten dieser nicht harten Gewächse kommen im Herbst unter Dach. An den schattigen Wänden des Innenhofs erinnern großformatige Farbfotokompositionen von Alpenblumen von den vielen Reisen in besonders schöne Gegenden unserer Erde.

Zum Abschluss wurde unsere Gruppe mit Speis und Trank verwöhnt, neben dem Mittagstisch konnte man sich auch mit Kaffee und Kuchen stärken. Viele Jahre lang hatte die Familie Schmid auch Berner Sennenhunde gezüchtet. Wie ich erst kürzlich erfuhr, ist wieder ein süßer Kleiner ins Haus eingezogen und hält die Bewohner auf Trab.

Im Namen der ganzen Gruppe möchte ich mich für die Gastfreundschaft bei Elke und Frieder Schmid ganz herzlich bedanken.
Martin Haberer

 

Tröge im Eingangsbereich

Aubrieta 'Elsa Lancaster'

Tröge im Eingangsbereich

Tröge im Eingangsbereich

Beet mit Cypripedium

Gartenrundgang

Acontholimon

Gartenrundgang

Gartenrundgang

Tropaeolum tricolor

Calceolaria darwinii

Alpinhaus Dionysia

Tecophilaea cyanocrocus

Cyclamen rohlfsianum

Sternbergia candida

Asphodelus acaulis

Clematis tex 'Buckland Beauty'

Epilobium californica

Geranium 'Jolly Jewel Purple'

Dianthus 'Elleen Leyer'

Anemone pavonina

Treffen am 12.05.2008