Artikel zu Botanik & Kultur

Taglilien im Allgemeinen und im Besonderen

Historisches - Allgemein Botanisches

Historisches

Taglilien spielten in der Medizin und der Gartenkultur des alten China eine wichtige Rolle. Sie wurden mit ihren Schösslingen und Knospen auch als eine Quelle geschätzter Gemüse angesehen. In der chinesischen Literatur werden Taglilien schon lange vor Beginn unserer Zeitrechnung erwähnt.

In Europa tauchen Taglilien als Pflanzen und in der Literatur erstmalig im 16. Jahrhundert auf. Damals waren nur zwei Arten bekannt. Weitere Arten kamen im 18. und 19. Jahrhundert hinzu, aber  um 1900 war noch immer etwa die Hälfte der heute bekannten Arten nicht beschrieben.


Oberirdische Teile einer Hemerocallis-Pflanze (nach W. Erhardt Hemerocallis)

Allgemein Botanisches

Taglilien oder, lateinisch, Hemerocallis gehören trotz gewisser Ähnlichkeiten der Blüten nicht zu den Lilien. Neuerdings sind sie nicht einmal mehr Mitglieder der gleichen Pflanzenfamilie, der Liliaceen, sondern sie gehören als  Gattung der Unter-Familie der Tagliliengewächse an, die wiederum der Familie der Grasbaumgewäche angehört. Andere Mitglieder der Unterfamilie der Tagliliengewächse sind z. B. Phormium, der Neuseeländische Flachs, und die blau blühenden Dianella (Australien) und Pasithea (Chile).

Die systematische Züchtung von Taglilien-Kulturformen begann um diese Jahrhundertwende herum in England (Yeld und Perry), Italien (Sprenger und Müller) und später in den USA, wobei sich  durch die wissenschaftliche und gärtnerische Arbeit von Dr. A. B. Stout schnell eine dominierende Stellung für die amerikanischen Züchter ergab. Die 1946 gegründete Amerikanische Hemerocallis Gesellschaft (AHS) vergibt alljährlich die nach Dr. Stout benannte Medaille an die beste amerikanische Taglilien-Neuzüchtung.

 

Die Hemerocallis-Wildarten

Die Hemerocallis-Wildarten

Die Zahl der in der Gattung Hemerocallis enthaltenen Arten ist noch immer Gegenstand von wissenschaftlichen Diskussionen. Erhardt unterscheidet in seinem Buch Hemerocallis 22 verschiedene Arten und neun botanische Varietäten. Inzwischen sind noch zwei weitere Arten aus dem Norden von Korea hinzugekommen. Im Folgenden sind diese Wildarten in absteigender Reihenfolge ihrer Stängelhöhen (von 200 bis 20 cm) aufgelistet:  

Art (Autor/Jahr)

  • Hemerocallis altissima (Stout 1943)
  • Hemerocallis exaltata (Stout 1934)
  • Hemerocallis fulva (Linné 1762)
  • Hemerocallis thunbergii (Barr emend. Baker 1890)
  • Hemerocallis citrina (Baroni 1897)
  • Hemerocallis lilioasphodelus (Linné emend. Hylander 1753)
  • Hemerocallis multiflora (Stout 1929)
  • Hemerocallis aurantiaca (Baker 1890)
  • Hemerocallis yezoensis (Hara 1937)
  • Hemerocallis hakunensis (Nakai 1943)
  • Hemerocallis middendorffii (Trautvetter et Meyer 1856)
  • Hemerocallis micrantha (Nakai 1943)
  • Hemerocallis esculenta (Koidzumi 1925)
  • Hemerocallis coreana (Nakai 1932)
  • Hemerocallis hongdoensis (M. Chung et S. Kang 1993)
  • Hemerocallis graminea (Andrews 1802)
  • Hemerocallis dumortieri (Morren 1834)
  • Hemerocallis taeanensis (M. Chung et S. Kang 1995)
  • Hemerocallis pedicellata (Nakai 1932)
  • Hemerocallis minor (Miller 1768)
  • Hemerocallis plicata (Stapf 1923)
  • Hemerocallis forrestii (Diels 1912)
  • Hemerocallis nana (Smith et Forrest 1916)
  • Hemerocallis darrowiana (Hu 1969)

Von diesen Wildarten waren allerdings nur wenige an der Entstehung der modernen Kulturformen beteiligt. Dabei handelt es sich vorrangig um die Arten H. aurantiaca, H. citrina, H. fulva mit diversen Unterformen, H. middendorffii, H. lilioasphodelus und H. thunbergii. Diese Arten sind es auch, die als Gartenpflanzen eine nennenswerte Verbreitung gefunden haben.

Die Wildarten bieten ein weites Spektrum von Wuchshöhen, von Verzweigungen des Stiels und der Knospenzahlen an. Jedoch ist ihr Farbspektrum auf Gelb, Orange und Farbtöne wie Ziegelrot und Ziegelrosa beschränkt. Die Blüten sind, gemessen an den Blüten der modernen Kulturformen, klein und häufig nur bis zu einer schlanken Trompetenform geöffnet. Die Blüten von H. citrina und der ihr nahe stehenden Arten zeigen einen deutlichen Duft. Die gleichen Arten sind auch nachtblühend, d.h. sie öffnen ihre Blüten am späten Nachmittag und schließen sie am späten Vormittag des nächsten Tages. Eine Blühdauer von mehr als 24 Stunden ist selten.

Das Verbreitungsgebiet der Wildarten reicht von Südchina  über Japan bis nach Ostsibirien. Taglilien-Liebhaber, die sich auf das Sammeln von Wildarten spezialisiert haben, stehen vor dem Problem, dass die im Umlauf befindlichen Pflanzen, insbesondere die der selteneren Arten, oft nicht echt sind. In internationaler Zusammenarbeit wird versucht, auf diesem Gebiet botanisch eindeutige Verhältnisse zu schaffen.

Die folgenden botanischen  Zeichnungen von Redouté zeigen die beiden Taglilienarten, die schon im 16. Jahrhundert in Europa bekannt waren:

 

Die anschließende Bildergalerie zeigt weitere Hemerocallis-Wildarten bzw. deren Varietäten oder Klone

Hemerocallis citrina

Hemerocallis fulva (Flore Pleno)

Hemerocallis altissima

Hemerocallis fulva v. rosea (Rosalind)

Hemerocallis dumortieri

Hemerocallis exaltata

Hemerocallis fulva v. littorea

Hemerocallis thunbergii

Hemerocallis sp. china (kleinblütig)

Gärtnerisches

Taglilien gehören zu den anpassungsfähigsten Stauden. Sie gedeihen auf sauren und alkalischen Böden und blühen auch noch in halbschattiger Lage. Sie können ohne Verluste zu fast jeder Jahreszeit verpflanzt werden, können aber auch viele Jahre am gleichen Standort verbleiben, ohne unansehnlich zu werden. Auf Düngung, am besten im Frühjahr, reagieren sie mit kräftiger Vermehrung. Die Blütengröße wird erheblich durch gute Wasserversorgung während der Blütezeit gesteigert.

Die immergrünen und halb-immergrünen, im Süden der USA gezüchteten Kulturformen, können durch harte Winter im Blattaustrieb geschädigt und geschwächt, aber selten umgebracht werden.  Bei Topfkultur ohne genügenden Winterschutz können jedoch Totalverluste auftreten. Die das Laub einziehenden Sorten sind vollständig winterhart.

Es gibt nur wenige Krankheiten und Schädlinge, die Taglilien zurücksetzen können. Schnecken können die jungen Austriebe anfressen, sind aber selbst in schneckenreichen Jahren  für die Pflanzen nicht existenzgefährdend. Durch Thripsbefall können Laub- und Blütenblätter von Taglilien vorzeitig unansehnlich werden. Die winzigen Schädlinge können besonders die samtigen Oberflächen von dunklen Blütenblättern befressen und darauf hässliche Spuren hinterlassen. Die Hemerocallis-Gallmücke ist da schon weitaus ärgerlicher: aus Eiern, die von diesem Insekt auf der Außenseite der noch erbsengroßen Knospen abgelegt werden, entwickeln sich kleine Maden, die in die Knospen eindringen und diese noch vor dem Öffnen unförmig anschwellen lassen. Solche Knospen sind sofort auszubrechen und zu vernichten, wenn man sie entdeckt. Glücklicherweise befällt dieses Insekt vorwiegend die frühen Sorten und ist in der Hauptblütezeit von geringerer Bedeutung.

In den letzten Jahren ist in den USA eine neue Taglilienkrankheit, der Taglilien-Rost, aufgetreten und ist durch Pflanzenlieferungen auch nach Europa verschleppt worden. Es besteht jedoch Anlass zu der Vermutung, dass die Erreger dieser Pilzkrankheit unter den Bedingungen harter mitteleuropäischer Winter nicht dauerhaft lebensfähig sind.

Zur Pflanztiefe von Taglilien ist zu sagen, dass über dem Wurzelansatz mindestens 5 cm Erde liegen sollten, und zwar auch noch nach dem Angießen. Will man wertvolle Taglilien teilen, so entnimmt man am besten den ganzen Horst aus der Erde und spült den Wurzelstock mit einem Wasserstrahl aus. Danach kann man mit zwei langen, scharfen Messern den Horst in Einzelfächer aufteilen. – Bei weniger wertvollen Taglilienhorsten kann man unter teilweisen Verlusten Segmente mit radial angesetzten  Spatenstichen abtrennen.

Obwohl Taglilien, solange der Boden offen ist, fast immer verpflanzt werden können, liegen die vorzugsweise benutzten Pflanzzeiten im Frühjahr bei Ende März bis Mitte April und im Herbst bei Anfang September bis Mitte Oktober. 

Andere Methoden der Vermehrung sind die durch Achseltriebe (Proliferationen) und die durch Aussaat. Achseltriebe sollten mit einem Stück Stängel oberhalb und unterhalb der Triebstelle geschnitten und so zum Anwurzeln in Erde gesteckt werden. 

Die Vermehrung von Taglilien aus Samen ist ohne hybride Aufspaltung nur bei  Wildarten möglich und auch nur dann, wenn der Samen durch kontrollierte Bestäubung unter artenreinen Wildarten-Pflanzen gewonnen wurde. Kultursorten können aus Samen nicht sortenecht vermehrt werden. Die Aufzucht von Taglilien aus Samen ist jedoch das wichtigste Werkzeug des Taglilienzüchters, der aus den erhaltenen Sämlingen neue, verbesserte Sorten auslesen will.

Wegen ihrer unproblematischen Kultur  bezeichnete Karl Foerster die Taglilie als die „Blume des intelligenten Faulen. Zur Zeit dieses Ausspruches war das züchterische Entwicklungspotential dieses Genus gerade eben in Ansätzen erkennbar. Der Ausspruch gilt auch noch heute, aber es treten unter den Neuzüchtungen gelegentlich verwöhnte Schönheiten auf, die im Garten besondere Zuwendung verlangen.

 

Taglilienzüchtung

Es wurde schon erwähnt, dass der Schwerpunkt der Taglilienzüchtung in den USA liegt. In den letzten Jahren haben immer mehr der bedeutenden amerikanischen Züchter ihre Züchtungsgärtnereien in die tropischen Teile der USA verlegt, weil dort die Vermehrungsbedingungen ideal sind. Dies hat u.a. dazu geführt, dass unter den Neuzüchtungen der Anteil der immergrünen Sorten ständig anwächst, weil einziehende Sorten unter diesen Bedingungen weniger gartenwirksam sind.

Die Fachgruppe Hemerocallis der GdS hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, durch eigene Züchtungsbemühungen unter ihren Mitgliedern dazu beizutragen, dass die modernen Entwicklungslinien der Taglilien auch in solche Sorten einfließen, die unter mitteleuropäischen Klimabedingungen wertvolle und beständige Gartenpflanzen sind. 

Wie eine Kreuzung vorgenommen wird

Bei der Taglilien-Züchtung werden in der Regel zunächst Sorten oder Elite-Sämlinge mit besonders wertvollen Eigenschaften untereinander gekreuzt. Dabei sind Kreuzungen in der Regel nur innerhalb einer Ploidie-Gruppe möglich (also Diploide mit Diploiden und Tetraploide mit Tetraploiden). Die Durchführung einer Kreuzung ist einfach: Auf die Narbe bringt man etwas Blütenstaub auf, den man entweder aus einer am gleichen Tag blühenden Blüte entnimmt oder den man für einige Tage kühl und abgedunkelt (z.B. im Keller) gelagert hat. Die Bestäubung nimmt man am besten während der Vormittagsstunden vor (bei nachtblühenden Sorten am frühen Abend). Wenn regnerisches Wetter droht, oder wenn die Zahl der pollenfressenden Schwebfliegen groß geworden ist, empfiehlt sich die Abdeckung der Narbe mit einem Hüterli, das aus etwas Aluminiumfolie über dem stumpfen Ende einer Kugelschreibermine geformt wird. Man schiebt es über die Narbe und drückt es seitlich sanft zusammen.

Nach der Bestäubung kennzeichnet man die betroffene Blüte mit einem windsicher angehängten Schildchen, das eine Identifizierung der Eltern des erwarteten Samens ermöglicht. Man schreibt entweder den Namen  der Elternpflanzen mit Bleistift auf das Schildchen oder man hängt nur eine laufende Nummer an, die auf eine Eintragung im Zuchtjournal verweist. - Nicht alle Bestäubungen führen zu einer Samenkapsel; manche Kultursorten sind samensteril und können mit Erfolg nur als Pollenspender eingesetzt werden. Extrem hohe Umgebungstemperaturen sind für den Erfolg von Bestäubungen ebenfalls schädlich.

Samenernte

Die Samen erntet man am besten sofort, wenn die Kapseln aufplatzen. Man entfernt äußerlich anhaftende Feuchtigkeit und lagert sie ohne Trocknung in dicht verschlossenen Plastiktütchen für 4 – 6 Wochen im Kühlschrank bei 3 – 4 oC. Nach Aussaat bei Zimmertemperatur keimen die Samen dann sofort mit sehr guter Ausbeute. Hat man Samen erhalten, der nicht gekühlt gelagert wurde und der ausgetrocknet ist, so ist ein mehrtägiges Einquellen der Samen in Wasser vor der Aussaat für die Keimung nützlich.

Aussaat

Will man nach Ende der Frostperiode kräftige Sämlinge zum Auspflanzen zur Verfügung haben, sät man am besten um die Jahreswende aus und zwar jeweils ein Samenkorn in einen 7x7cm-Plastiktopf, und kultiviert die entstehenden Sämlinge auf dem Fensterbrett und/oder unter künstlichem Licht bis Anfang Mai. Ein Großteil der dann ausgepflanzten Sämlinge wird im darauffolgenden Jahr zur Blüte kommen.

Aus den erhaltenen Sämlingen werden zunächst anteilmäßig wenige Elite-Sämlinge und aus diesen, nach weiterer Beobachtung in den folgenden Jahren, sehr wenige Namenssorten selektiert.

In der Regel geht man bei der Züchtung so vor, dass man die besten verfügbaren Kulturformen untereinander kreuzt. In den letzten Jahren hat aber auch die Einkreuzung von Wildformen wieder an Bedeutung gewonnen, weil damit das Spektrum des Erbmaterials erweitert werden kann, das sich  interessanterweise trotz der enormen Vielfalt der Kulturformen bei DNA-Untersuchungen als relativ eng, verglichen mit der genetischen Breite der Wildartengruppe, herausgestellt hat.  

 

Artikel zu Taglilien

Taglilien: Farben und Formen anhand des Registrierungsformulars der AHS

Christel Wölker

Dieser Vortrag wurde im Rahmen der Jahreshauptversammlung der GdS (Fachgruppe Hemerocallis) 2017 am 15.7.2017 in Berlin-Falkenrehde gehalten.

Zum Aufbau des Vortrages

Die Begriffserklärungen orientieren sich in ihrem Ablauf weitgehend an dem offiziellen Registrierungsformular (Schriftform) der AHS, die Erläuterung der formalen Angaben sind vorrangig für die Züchter von Bedeutung. Die dann folgenden Erklärungen zu den Formen und Mustern mit ihren fachlichen Bezeichnungen sollen für alle Taglienliebhaber eine Orientierungshilfe sein.

Zu den Formalien im Registrierungsformular:

Beim Namen des Registrierenden, beim evtl. Gartennamen, bei der Angabe des Wohnortes und beim vorgeschlagenen Sortennamen ( keine lateinischen Bezeichnungen, keine römischen Ziffern) ist zu berücksichtigen, dass Umlaute bisher nicht möglich sind. Zur Namensgebung der Sorte verweise ich hinsichtlich Markenrecht etc. auf den ausführlichen Artikel von Christa Theis auf der GdS-Seite .

Beim Zip ist die deutsche Postleitzahl erforderlich, die Telefonnummer ist im schriftlichen Formular mit +49, der Vorwahl ohne 0 und der eigenen Rufnummer anzugeben z.B. bei der Telefonnummer 0221-123456 : +49221123456 (im Online-Formular hingegen nur 221123456).

Sollte die Tagliliensorte einen anderen Züchter als den Registrierenden haben, ist dessen Einwilligung per Unterschrift zu belegen, ebenso, wenn der vorgeschlagene Sortenname der Name einer lebenden, nicht verwandten Person ist; bei bereits verstorbenen, nicht verwandten Personen muss die Einwilligung der Angehörigen eingeholt werden.

Unbedingt erforderlich ist eine eindeutige, vom Registrierer aber frei wählbare individuelle Sämlingsnummer.

Der Antrag muss bis zum 1. November des Vorjahres beim Registrierungsbüro der AHS eingegangen sein, ansonsten wird das Registrierungsjahr auf das Folgejahr verschoben.

Zu den Pflichtangaben der Sorte lt. Formular

Alle Angaben sollen einen Durchschnitt aus mehreren Jahren am eigenen Standort angeben und in Zoll (inch) erfolgen.

Bloom diameter (Blütendurchmesser)
Die Angabe bezieht sich auf den Durchmesser der Blüte, wie sie optisch erscheint. Die Blütenblätter dürfen zur Messung nicht auseinandergezogen werden.

Scape height (Stängelhöhe)
Höhe des Stängels vom Boden bis zum obersten Blütenansatz.

Branches (Verzweigungen)
Als Verzweigung gilt jeder Abzweig des Hauptstängels, der mehr als eine Blüte trägt. Ein endständiges "V" am Stängelende gilt als 2 Verzweigungen, ein "W" als 3. Die weiteren Unterverzweigungen der Verzweigung zählen nicht mit, ebensowenig wie Proliferationen, auch wenn diese Blüten tragen.

Bud Count (Blütenanzahl)
Anzahl der Blütenansätze pro Stängel

Bloom Season (Blühsaison)
Sie beginnt im eigenen Garten mit dem Erscheinen der ersten Blüte und endet, wenn die letzte Sorte anfängt zu blühen. Die folgenden Angaben zur Blühsaison beziehen sich immer auf den Blütenhöhepunkt (Peak of Bloom), d.h. den Zeitpunkt, wenn die meisten Tagliliensorten im eigenen Garten blühen.

Eine Sorte, die eingeordnet wird als

  • - EE ( sehr früh) blüht 2-4 Wochen vor dem Peak
  • - E (früh) blüht 2-4 Wochen vor dem Peak
  • - EM (frühe Mitte) blüht 1-2 Wochen vor dem Peak
  • - M (Mitte) genau zum Peak
  • - ML ( späte Mitte) 1-2 Wochen nach dem Peak
  • - L (spät) 2-4 Wochen nach dem Peak
  • - VL (sehr spät) 2-4 Wochen nach dem Peak

Die Bezeichnungen EE und E sowie L und VL sind nicht weiter spezifiziert und m.E. nicht eindeutig und schwierig voneinander abzugrenzen.

Rebloom ( wiederblühend)
Kann heißen, dass eine Sorte durchgängig während der Saison in mehreren Schüben blüht oder auch eine Ruheperiode einlegt und später in der Saision noch einmal mit neuen Stängeln blüht.

Ploidy (Ploidität)
Dip oder tet: Ist meist bekannt, wenn man die Elternpflanze(n) kennt, ist sonst durch Bestäubungsversuche zu ermitteln.

Bloom Habit (Öffnungsverhalten)
1) Diurnal : Öffnet morgens oder während des Tages
2) Nocturnal: Öffnet nachmittags, schließt erst am nächsten Morgen oder während des nächsten Tages ( wogegen ein EMO, ein early morning opener wirklich erst am frühen Morgen voll öffnet)
3) Extended: Ist 16 und mehr Stunden geöffnet unabhängig vom Öffnungszeitpunkt
Foliage (Laubverhalten)
1) dor (einziehend): Zieht im Winter vollständig ein, Wachstumsknospen unter der Erde
2) sev (halbimmergrün): Laub bleibt im Winter teilweise erhalten
3) ev ( immergrün): Das Laub bleibt durchgehend während des ganzen Jahres erhalten

Fragrance (Duft)
Drei Auswahlmöglichkeiten: kein Duft, duftend und sehr stark duftend

Pod Parent und Pollen Parent
Angabe der Eltern, bei Sämlingen als Eltern möglichst Angabe von deren Kreuzungspartnern

Flower Form (Form der Blüte)
1) Single: Einzelblüte, die am meisten vorkommende Form mit 3 Petalen und 3 Sepalen
2) Double (gefüllt): Blüten, die mehr als einen Petalen"quirl" (hose in hose) oder zu Blüten- blättern umgewandelte Staubgefäße haben, so dass ein gefüllter Eindruck ensteht (peony type); Angabe in Prozent, es gibt auch Mischformen.
Beispiele: Amethyst Art (hose-i-h.), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=12608&name=Amethyst%20Art

Wee Willie Wonka (peony), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=157421&name=Wee%20Willie%20Wonka

3) Polymerous : Eine Taglilie mit regelmäßig (Angabe in Prozent) mehr als drei Petalen und Sepalen, auch die Anzahl der Staubgefäße kann höher sein.
Beispiele: Give me Eight, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=4251&name=Give%20Me%20Eight

More Than Four, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=171499&name=More%20than%20Four

Unusual Form (ungewöhnliche Form)
Eine Taglilie ist dann unter UFO einzuordnen, wenn Ihre Blütenblätter besondere Formen aufweisen. Darunter fallen die Variationen
1) Crispate: Dazu gehören Taglilien, deren Blütenblätter in Nähe der Spitze zu-sammengekniffen sind (pinching), solche, deren Blütenblütter sich drehen (twisting) und solche, die entlang der Mittelrippe teilweise wie zu einer Röhre zusammengerollt sind (quilling).
Beispiele: Boitzer Cherubim (pinched), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=180712&name=Boitzer%20Cherubim

Hurricane Bob (twisted), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=4917&name=Hurricane%20Bob

Boitzer Papagallo (quilled), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=174868&name=Boitzer%20Papagallo

2) Cascade (kaskadenähnlich): Blütenform, bei der die Petalen und die Sepalen wie bei einem Wasserfall nach unten fallen, sie können unten auch gedreht sein (curling)
Beispiele: Hippie Chic, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=161405&name=Hippie%20Chic

Spindazzle, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=40244&name=Spindazzle

Artist Appliquée
3) Spatulate (löffelförmig): Die Blütenblätter sind am Ende deutlich breiter als am Ansatz nahe des Schlundes
Beispiele: From China With Love, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=153962&name=From%20China%20with%20Love

Pastell Painting
4) Other: Für Registrierer: Kann man ankreuzen, wenn die Form der eigenen Taglilie keiner der vorgegebenen Bezeichnungen entspricht, bei mehreren zutreffenden Kriterien kann man diese alle ankreuzen. Die Rubrik entfällt im Online-Formular und ist durch die Auswahl von Mischformen ersetzt worden.

Spider
Als Spider kann eine Taglilie registriert werden, wenn das Verhältnis der Länge der Petalen zu ihrer größten Breite mindestens 4:1 beträgt. Zur Messung soll die Petale auseinandergezogen werden.
Beispiele: Bali Watercolor, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=145714&name=Bali%20Watercolor

Green Arrow, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=160154&name=Green%20Arrow

Sculpted (skulpturiert)
Eine Blüte gilt als sculpted, wenn sie eine oder auch mehrere der folgenden Kriterien erfüllt:
1) Pleated (gefaltet)
Die Petalen sind auf beiden Seiten der Mittelrippe ab dem Ursprung um sich selbst nach unten gefaltet, es entsteht eine kleine erhobene Plattform.
Beispiele: Aqua Tech, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=161656&name=Aqua%20Tech

Grandma Nut, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=168809&name=Grandma%20Nut

2) Cristate (übersetzt kammförmig, erinnert an einen Hahnenkamm):
Aus den Petalen wächst Extra-Gewebe in Form kleiner Auswüchse, entweder direkt aus der Mittelrippe oder (auch) aus der sonstigen Blattoberfläche.
Beispiele: Sigourney, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=158654&name=Sigourney

Tiki God, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=166276&name=Tiki%20God

3) Relief (Relief):
Dreidimensonale Strukturen auf der Blattoberfläche von der Mittelrippe seitwärts ausgehend oder entlang der Blattvenen
Beispiele: Bas Relief (Mittelrippe), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=45166&name=Bas%20Relief

Hannah Koepf (längs), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=181473&name=Hannah%20Koepf

Zur Beschreibung (Color/Description):

In diese Beschreibung gehören alle Merkmale einer Tagliie, die in den bisherigen Angaben noch nicht erfasst worden sind, unter anderem die Farbe und nach Wahl einige Kriterien wie Auge etc., die hier erklärt werden sollen. Begriffe, die in dieser Beschreibung auftauchen, können über die "Advanced Search" der AHS Datenbank gefunden werden.

Farbe
1) Self (einfarbig)
Eine unifarbene Taglilie, bei der alle Blütenblätter dieselbe Farbe haben, der Schlund und die Staubgefäße können andersfarbig sein. Sind auch diese von gleicher Farbe, lautet die Bezeichnung "complete self"
Beispiele: Hola Chica, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=172821&name=Hola%20Chica

Jerusalem (compl.), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=26708&name=Jerusalem

2) Bicolor (zweifarbig)
Petalen und Sepalen haben deutlich verschiedene Farben, die Sepalen sind heller als die Petalen; ist die Farbstellung umgekehrt, spricht man von "reverse bicolor" .
Beispiele: Frans Hals (bic), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=22503&name=Frans%20Hals

Currypeppers (revbic), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=173905&name=Currypeppers

3) Bitone (zweitonig)
Petalen und Sepalen haben verschiedene Farbtöne der gleichen Grundfarbe mit helleren Sepalen; sind die Sepalen dunkler als die oberen Blütenblätter, ist die Farbbezeichnung "reverse bitone".
Beispiele: Anna Rubinina (bit),
Blueberry Muffin (revbit)

Eye, eyezone (Auge oder Augenzone)
Eine dunkler gefärbte Zone auf den Petalen und Sepalen über dem Schlund, die Schlundfarbe darf anders sein als die Blütenfarbe.
Ist das Auge sehr eng oder unauffällig in der Farbe, spricht man von einem Halo.
Beispiele: Coral Nebula (eye), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=159464&name=Coral%20Nebula

Coyote Moon (halo), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=2422&name=Coyote%20Moon

Boitzer Crying Hero (halo), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=180713&name=Boitzer%20Crying%20Hero

Band (Band)
Ein dunkler gefärbter Bereich über dem Schlund, nur auf den Petalen
Beispiele: All American Baby, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=165&name=All%20American%20Baby

Arno's Bow Tie, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=164691&name=Arno%27s%20Bow%20Tie

Watermark (Wasserzeichen)
Eine Zone über dem Schlund, die heller im Ton ist als die Farbe der Blütenblätter
Beispiele: Flying Trapez, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=144826&name=Flying%20Trapeze

Neon Flamingo, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=155650&name=Neon%20Flamingo

Polychrome (vielfarbig)
Die Sepalen und Petalen sind von einer Farbe, die eine Mischung aus 3 oder mehr Farbtönen ist, es gibt kein deutliches Band oder Auge
Beispiele: Little Rainbow, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=29250&name=Little%20Rainbow

Boitzer Lemon Princess, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=174865&name=Boitzer%20Lemon%20Princess

Blend (vermischt)
Blüte mit einer (noch erkennbaren) Vermischung von zwei oder mehr Farben auf den Blütenblättern (lt. Definition der AHS, meist wird dieser Begriff aber für die Vermischung von nur zwei Farben gebraucht).
Beispiele: Pat Neumann, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=7988&name=Pat%20Neumann

Starbase Alpha, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=142881&name=Starbase%20Alpha

Edge (Rand)
Hat eine Taglilienblüte einen andersfarbigen Rand an Sepalen/Petalen, so ist sie "edged".
Ist sie dazu ohne Auge oder Band, spricht man von "edge no eye"
Beispiel: She's Got The Look, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=159609&name=She%27s%20Got%20the%20Look

Big Smile, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=46627&name=Big%20Smile

Sehr schmale Ränder in Gold, Silber oder Weiß sind "wire edges".
Ist der äußere Rand deutlich kontrastierend zur Blütenfarbe (dunkler oder heller), so ist das ein picotee -Rand. Dieser kann Zähne, Haken o.ä. haben und auch zweifarbig sein.
Beispiele: Before Night Falls, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=153312&name=Before%20Night%20Falls

Diamond Star Halo, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=159877&name=Diamond%20Star%20Halo

Ist der Rand farblich nur schwach kontrastierend ausgeprägt, ist der kennzeichnende Begriff auch "border".

Extended Throat, Appliqué (ausgedehnter Schlund, Applikation)
Geht die Schlundfarbe ohne Unterbrechung weit hinauf auf die Blütenblätter, so spricht man von einem ausgeweiteten Schlund.
Beispiele: Emerald Starburst, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=142468&name=Emerald%20Starburst

Kermit's Scream, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=154152&name=Kermit%27s%20Scream

Ist die Farbe deckend auch über den Mittelrippen und dieser Bereich scharf abgegrenzt, d.h. es findet kein fließender Übergang zur Grundfarbe statt, spricht man von einem Appliqué (mit oder ohne Auge)
Beispiele: Aerial Appliqué, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=154469&name=Aerial%20Appliqu%C3%A9

Catcher In The Eye, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=144343&name=Catcher%20in%20the%20Eye

Ergänzung zum Vortrag

Pattern (Muster)
Eine Taglilie (mit oder ohne picotee), die Variationen im Farbton, in der Ausprägung und der Farbintensität der Basisfarbe, der Farbe der Mittelrippen oder des Schlundes zeigt, wird als "patterned" bezeichnet. Dabei muss ein Muster auftreten, das vielfältiger ist als ein einfaches festes Auge oder Band und mehr als ein einfaches Wasserzeichen oder ein Halo.

Der Begriff schließt alle Taglilien mit konzentrischen Ringen oder federartigem Verlauf der Farbe innerhalb der Augenzone oder auf der sonstigen Blattoberfläche ein, ist aber nicht darauf beschränkt. Einfache bitone oder bicolor Taglilien fallen nicht unter diesen Begriff.
Beispiele für gemusterte Bänder im Auge:
Screen Pattern (multicoloured eye), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=152113&name=Screen%20Pattern

Get Jiggy (multibanded), http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=156843&name=Get%20Jiggy

Auch solche mit einem schmalen (mascara -) Band über einem Auge oder Watermark zählen als patterned.
Beispiele: Blue Beetle, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=163598&name=Blue%20Beetle

Cosmic Kaleidoscope, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=154811&name=Cosmic%20Kaleidoscope

Eine weitere Variation, die unter die Kategorie patterned fällt , sind Taglilien mit gefleckten (speckled, stippled, dotted) und gestreiften (striped) Blütenblättern. Hier gibt es kleine, von der Grundfarbe verschiedene Flecken bzw. deutliche Streifen auf der Blattfläche.
Beispiel für gefleckte: SC Freaky Tiki,
Connect the Dots, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=144673&name=Connect%20the%20Dots

Mark's Bouquet,

Spotted Fever
Beispiel für gestreifte: Peppermint Ice, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=8124&name=Peppermint%20Ice

Pink Stripes, http://www.daylilies.org/DaylilyDB/detail.php?id=153889&name=Pink%20Stripes

Wie aus dem Vorgetragenen hervorgeht, ist die Vielfalt der modernen Taglilien mittlerweile sehr groß, es konnten hier längst nicht alle Begriffe umfassend erkärt bzw. abschließend geklärt werden. Interessierten steht die AHS Datenbank mit den Rubriken "Daylily Dictionary" und " Terminology and Abbreviations" (speziell für die Begriffserklärung von vor dem 1.Juli 1957 registrierten Taglilien) und vielen weiteren zur Verfügung.
Auch unter "Register A Daylily" gibt es neben dem Formular Instruktionen und Erklärungen im Pdf-Format.

 

Vermehrung von Taglilien durch Achseltriebe

Für den Laien gibt es 2 Arten, Taglilien so zu vermehren, dass man wieder identische Pflanzen erhält:
Einmal durch Teilen des Wurzelballens mit einem Spaten, möglichst ohne dabei die einzelnen Triebe, bei Taglilien „Fächer“ genannt, zu verletzen. Dazu gräbt man zunächst die gesamte Pflanze mit der Grabgabel aus und teilt sie dann mit dem Spaten in mehrere Teile. Dabei muss man aufpassen, dass jedes Teilstück noch intakte Wurzeln hat, und natürlich auch, dass die „Krone“, das Herzstück der Pflanze im Übergang zwischen Wurzeln und Laub, nicht verletzt wurde.
Die Teilstücke pflanzt man dann wieder in die Erde oder auch in Töpfe, was sie natürlich deutlich im Wachstum zurückwirft. Einen Jungbrunnen stellt diese Methode nur für solche Sorten dar, die wenig Ausbreitungsdrang haben, sondern statt dessen immer dichter werden, so dass die einzelnen Fächer immer weniger Platz haben und vor allem die inneren sich gegenseitig „das Wasser abgraben“. Auf die Dauer dürfte das auch auf alle anderen Sorten zutreffen.
Wenn man nur einen Teil der Mutterpflanze als Ableger entnehmen möchte, besteht eine schonendere Variante zu der o. g. Methode darin, neben der Mutterpflanze ein Loch zu graben, um dann den Teil der Pflanze, der sich neben dem Loch befindet, mit dem Spaten auf der Höhe der Krone abzutrennen und das Wurzelgeflecht von Hand vorsichtig von dem der Mutterpflanze zu lösen. Dies schadet dem im Boden verbleibenden Teil kaum.

Völlig ohne Behelligung der Mutterpflanze geht jedoch das Vermehren aus Achseltrieben, auch Proliferationen genannt, vonstatten – natürlich nur, falls die Sorte überhaupt Achseltriebe bildet. Dies ist bei mir zugegebenermaßen nur bei der Minderzahl der Sorten der Fall.

Die Achseltriebe entspringen an Verdickungen des Stängels, oft umgeben von einem mehr oder weniger großen Hüllblatt, meistens im oberen Drittel des Stängels, aber manche auch wesentlich tiefer, bis kurz über dem Boden, wo man sie leicht übersieht. Achseltriebe sind kleine, oder gar nicht mehr so kleine, komplette Pflanzen, wobei die Wurzeln nur in Form von Ansätzen vorhanden sind.


Foto © 2017 Andrea Kiechle

Bild 1 zeigt einen noch sehr kleinen Achseltrieb, den man leicht übersehen könnte.

Bild 2: ein mittelgroßer Achseltrieb

Bild 3: ein großer Achseltrieb, den man ebenfalls wieder leicht übersieht, weil man ihm vom Laub der Mutterpflanze kaum unterscheiden kann.

Bild 4 zeigt noch deutlicher als Bild 2, dass die Pflanze manchmal nur noch den Teil des Stängels ernährt, der seinerseits den Achseltrieb versorgt – die nicht mehr benötigte andere Seite, sowie auch der obere Teil des Stängels vertrocknen nach und nach.

Bild 5 zeigt, wie der Achseltrieb sein Hüllblatt durchstoßen hat. Die Wurzelansätze sind deutlich zu sehen.

Auf Bild 6 sieht man, was passiert, wenn man der Natur ihren Lauf lässt: Irgendwann vertrocknet der Stängel ganz, und der Achseltrieb baut nach und nach die äußeren Blätter ab, bis fast nur noch die „Krone“, das Herzstück der Pflanze, übrig bleibt. Den Achseltrieb auf dem Foto hatte ich im Herbst übersehen und fand ihn in diesem Zustand am 15. März des darauffolgenden Jahres: der völlig vertrocknete Stängel des Vorjahres hatte keinen Kontakt mehr zur Mutterpflanze, nur die Jungpflanze lebte. An der Dicke der Krone kann man sehen, wie groß der Achseltrieb einmal gewesen sein musste. Die kleinen Blätter sind u. U. sogar schon der Neuaustrieb des Achseltriebs aus der Substanz heraus, da es sich um eine Sorte handelte, die über Winter komplett einzieht (was man – zumindest bei Taglilien – „dormant“ nennt).
Aber auch diesen sehr stark mitgenommenen Achseltrieb konnte ich noch retten!


Foto © 2017 Andrea Kiechle

Bild links: Zum Aufziehen des Achseltriebs wird der Stängel jeweils ein Stück oberhalb und unterhalb des Triebs abgeschnitten.

Bild rechts: Die Stängelstücke mit den Achseltrieben werden in Gläser gestellt, so dass das Wasser die Krone mindestens zur Hälfte bedeckt, damit die Wurzelansätze im Wasser sind. Wenn die Achseltriebe bis dahin noch von einem Hüllblatt umgeben waren, entferne ich dieses, damit die Wurzelansätze guten Wasserkontakt haben.

Ab diesem Zeitpunkt muss man den Wasserstand in den Gläsern täglich kontrollieren, damit die sprießenden Wurzeln nicht trockenfallen. Der Achseltrieb wird nun zunächst noch kurze Zeit mit dem Wasser versorgt, den der Stängelabschnitt ihm zuführt. Aber oft sieht man schon 1 Tag später, dass die Wurzeln zu treiben und den Achseltrieb dadurch mitzuversorgen beginnen.

Im linken Glas befindet sich ein Achseltrieb der Sorte `So Lovely`. Diese Sorte hatte bei mir bis jetzt die meisten Achseltriebe, und ich habe schon jede Menge Jungpflanzen verschenkt. Die Tendenz zu Achseltrieben vererbt sie oft auch auf die mit dieser Sorte erfolgten Kreuzungen.


Foto © 2017 Andrea Kiechle

`So Lovely`-Achseltrieb aus dem linken Glas des vorhergehenden Bildes: von 21.08. auf 25.08.2011 haben sich bereits mehrere Zentimeter lange Wurzeln gebildet! Wenn man sich die Zeit nähme, könnte man den Wurzeln also fast beim Wachsen zuschauen!
Dieses rasante Wachstum ist für mich immer wieder auch deswegen ein Phänomen, weil es, solange die Achseltriebe noch an der Mutterpflanze sind, ja auch einmal ein paar Tage lang regnen kann, so dass auch die Achseltriebe dadurch ebenfalls durchgehend nass sind – ich habe aber noch nie festgestellt, dass die Wurzelansätze daraufhin austreiben!


Foto © 2017 Andrea Kiechle

Hier sieht man einen sehr kleinen Achseltrieb, der mit dieser Methode aber dennoch Wurzeln gebildet hat. Manchmal vertrocknen die Stängel nämlich so schnell (wie bei diesem Exemplar) oder der Achseltrieb erscheint einfach erst so spät im Jahr, dass er von der Mutterpflanze nicht mehr lange ernährt werden kann. Dann muss er abgenommen und ins Wasser gestellt werden, auch wenn diese geringe Größe dafür nicht gerade ideal ist. Dieses Bild entstand an einem 3. Oktober, also zu einem Zeitpunkt, wo die die Dormant-Sorten schon sehr am Einziehen sind.

U. U. ist das trockene Stängelstück mit dem Achseltrieb dann so leicht, dass es mitsamt dem Jungpflänzchen im Wasser Auftrieb hat und beschwert oder festgebunden werden muss, damit der Wurzelansatz des Achseltriebs im Wasser steht.
Aber auch wenn der Stängel Ende des Sommers noch nicht vertrocknet sein sollte, sollte man zu dieser Jahreszeit nicht mehr allzu lange mit dem „Entbinden“ des Achseltriebs warten, da das Jungpflänzchen ja noch Zeit zum Wurzeltreiben haben muss.


Foto © 2017 Andrea Kiechle

Wenn die Wurzeln um die 4 bis 7 cm lang sind, je nach Größe des jeweiligen Achseltriebs, kann er gepflanzt werden – in einem weniger schneckengeplagten Garten als meinem sicher auch direkt in die Erde.
Bei noch längeren Wurzeln bestünde die Gefahr, dass sie beim Einpflanzen abbrechen. Zum Schutz der Wurzeln während des Einpflanzens sowie auch zur leichteren Handhabung und Stabilisierung des gesamten Pflänzchens pflanze ich den Stängelabschnitt einfach mit ein. Das unterirdische Ende verrottet irgendwann, und das oberirdische kann man abschneiden, sobald das Jungpflänzchen etwas Fuß gefasst hat.

Verschiedentlich habe ich schon gelesen, dass man die Stängelstücke mit den Achseltrieben auch direkt ins Beet oder in Töpfe stecken kann. Dann muss man sie aber wahrscheinlich eine Zeitlang sehr feucht halten, was vermutlich Schimmel-, Algen- und Moos-Bildung begünstigt. Ich denke, die Glas-Methode stresst die Jungpflänzchen weniger, aber wie so oft wird es auch hier mehrere Wege zum Ziel geben.


Foto © 2017 Andrea Kiechle

Bildbeschreibung von links: zeigt die Auspflanzung des Achseltriebs von Bild IMG 0667, am 22.05.2012, also im darauffolgenden Jahr, im Garten.

Dieselbe Pflanze noch einmal ein gutes Jahr später, am 30.05.2013: Sie hat den Winter und die Schnecken überlebt und wächst kräftig! 2014 blühte sie dann zum ersten Mal, und zur Vervollständigung daher natürlich auch noch folgendes Foto:

Zwei der ersten Blüten. Wirklich so lovely, oder?

Andrea Kiechle, Schutterwald

 

Zur Züchtung weißer Taglilien

von Christina Tamberg

Vor einiger Zeit wurde die Frage gestellt, wie man weiße Taglilien züchtet. Diese Frage heißt aber auch, dass generell nach den Züchtungsregeln gefragt wurde. Zur Beantwortung kommt man dann nicht an Mendel vorbei. Doch die Vererbungsregeln sind nicht so einfach, wie seine ersten Erkenntnisse vermuten lassen. Wichtig für uns ist auf jeden Fall, durch Beobachtung bei den eigenen Kreuzungen festzustellen, welche Eigenschaften dominant und welche rezessiv sind. Abgesehen davon geben die amerikanischen Züchter und Verkäufer bei ihren Angeboten auch viele Details an, Aus dem Stammbaum lassen sich dann auch Rückschlüsse ziehen auf mögliche sinnvolle Kreuzungspartner. Erst einmal hat mich das auch auf die Frage gestoßen, wie eigentlich die ersten weißen Taglilien zustande kamen, da ja alle Züchtungen auf die Wildformen zurückgehen. Und unter denen gibt es nun mal keine weißen! Leider habe ich keine Antwort gefunden, wer, wann und wie die ersten Erfolge auf dem Weg zur weißen Taglilie erzielt hat. Ganz sicher gibt es dazu in alten Veröffentlichungen einen Bericht. Falls jemand darauf stößt und das weitergibt, könnte das hilfreich bei der weiteren Züchtung sein. Auch für Interessierte und Neugierige könnte diese Information zum Verständnis der Entwicklung der Taglilien beitragen. Taglilienliebhaber sollten aber wissen, dass es bei Taglilien keine Albinos gibt, deren Farbe dann auch wirklich weiß wäre wie in anderen Pflanzengattungen. Die bisher gezüchteten weißen Taglilien sind alle eine Annäherung von der Farbe Gelb her. Es wurden vermutlich auch hier immer die hellsten Gelben miteinander gekreuzt und dann wiederum die hellsten aus den Folgegenerationen ausgelesen. Ein grundsätzliches Prinzip bei der Züchtung ist dieses: wird das Züchtungsziel, weiße Taglilien zu erreichen, verfolgt, dann werden immer die besten weißen Taglilien miteinander gekreuzt, in der Hoffnung, immer noch weißere zu erhalten.
Das gleiche Prinzip gilt für die anderen Farben auch. Je weniger Erbgut anderer Farben durch frühere Generationen in den Kreuzungspartnern enthalten ist, desto eher erhält man an Weiß angenäherte Farben. Ohne umfangreiche Kenntnisse der Vererbungsregeln kann jeder auf diese Weise vorgehen. Natürlich wird der/die Züchter/In auch andere Eigenschaften in den Sämlingen anstreben und als Partner auch mal andersfarbige aussuchen, dann können durchaus auch weiße Kinder vorkommen, doch das ist ziemlich selten, da in der Vererbung die Farbe Weiß anderen Farben unterliegt (rezessiv ist) und es hierbei auf das verborgene Erbgut der früheren Generationen ankommt.

Gerade ist im Journal der AHS (Vol 17No.4.Winter 2016) ein Artikel über weiße Taglilien veröffentlicht worden. Das systematische Vorgehen amerikanischer Züchter und Liebhaber ist beachtlich und wir können davon sehr profitieren.
Ich fasse die Erkenntnisse hier kurz zusammen:
Die Tester haben alle in ihren Gärten vorkommenden „weißen“ Taglilienblüten zusammengetragen und vor sich auf dem Tisch liegend miteinander verglichen. Dabei haben sie fünf Gruppen definiert:

Gr.1 - White (Weiß): zu dieser Gruppe gab es keinen Vertreter
Gr.2 - Bright White (Helles Weiß): Gentle Shephard, Sagarmatha (beide diploid) keine weiteren Nennungen
Gr.3 - Comparatively White (Annähernd Weiß): die hier zugeordneten Tagliensorten wurden in diploide und tetraploide Taglilien aufgeteilt. Hier gab es für jede Gruppe mehrere Nennungen. Es ist einfacher, diploide Taglilien, die die Einordnung zu Weiß verdienen, zu finden, da ihre Substanz schwächer ist als die der Tetraploiden und die abweichenden Farbkomponenten weniger zur Geltung kommen.
Gr.4 - Near White (Fast Weiß):
Gr.5 - White Blend (Gemischtes Weiß):

Zu den Gruppen 4 und 5 wurden noch keine Sorten genannt. Vermutlich wird es eine Fortsetzung des Artikels geben. Die Autoren weisen auch darauf hin, dass die Einstufungen von subjektiver Natur sind und auch sehr davon abhängen, ob die Blüten im auffallenden oder durchscheinenden Licht beobachtet werden.

Eine weitere Recherche von mir in der amerikanischen Datenbank hat ergeben:

Es tauchen fast weiße Sorten auf, die ab 1971 registriert wurden.
Sagarmatha (1984) Elliot, wird in Gruppe 2 genannt.
Mir bekannt sind diese Sorten:
Gentle Shepherd (1980), Yancee
Serene Madonna (1971), Childs
Joan Senior (1977), Durio, rebloom, evergreen, diploid.
Für diese Sorte werden in der Datenbank sogar die Eltern genannt:
Loving Memories (1973) x Little Infant (1973).
Loving Memories (1973), Spalding, ist wiederum ein Kind von (Eternal Blessing x seedling)

Die Angaben der Züchter zur Farbe ist White cream self oder Near white self.

Der Aufruf in der Datenbank zu Eternal Blessing (1971) ergab keine weiteren Einträge zu den Eltern. Es wäre sehr interessant gewesen zu sehen, wie die Züchtungslinien rückwärts verlaufen sind. Das geht aber nur, wenn die Eltern bekannt sind und die Erfolge der Züchter auch in der Datenbank registriert wurden. Das ist auch eine Antwort auf die oft gestellte Frage, warum Namenssorten registriert werden sollten.

Nun werden alle derzeitigen Züchter auf die Ergebnisse anderer Züchter zurückgreifen. Das heißt, sie beschaffen sich Pflanzen mit dem entsprechenden Erbmaterial und werden dieses in ihre eigenen Kreuzungen einfließen lassen.

Nach den ersten Erfolgen mit weißen Taglilien wandten sich die Züchter insbesondere bei tetraploiden Taglilien schnell der Züchtung von weißen Blüten mit gelben Rändern zu und verloren dabei das Ziel des immer reineren Weiß aus den Augen. Mittlerweile haben sie sich wieder auf die Jagd nach dem reinen Weiß begeben.

 

Ergänzung Februar 2018

Im letzten Jahr hatte ich Ausschnitte aus einem Artikel aus dem Daylily Journal der Amerikanischen Hemerocallisgesellschaft (AHS) zu  WEISSEN TAGLILIEN für unseren Rundbrief zusammengefasst. Der Artikel ist auch auf unserer Homepage der GdS zu finden.

Im Journal 4/2017 ist eine Fortsetzung erschienen, die ich für Sie hier in Ausschnitten und zusammengefasst weitergeben möchte. Die Erwartungen an weiße Taglilien sind in Unkenntnis der genetischen Voraussetzungen sehr groß, allerdings schüren die Beschreibungen einzelner Sorten durch die Züchter auch die Erwartungen. Meine eigenen Zusätze habe ich kursiv markiert.

Anzuerkennen und zu bewundern ist die Bereitschaft der amerikanischen Mitglieder der AHS, dem Problem auf den Grund zu gehen. Ihnen gebührt unser Dank für diese nützlichen Informationen. Der Autor (Stuart Kendig, Pennsylvania) schreibt:

In den letzten 30 Jahren hat die Züchtung in vielen Richtungen erstaunliche Erfolge zu verzeichnen gehabt.

Zu den weißen Taglilien bleiben diese Fragen offen:
a) warum sind die weißen Taglilien nicht weißer geworden?
b) wie können wir eine Einstufung des Weißheitsgrads durchführen?

Zu a) Taglilien haben sehr viele durch Gene gesteuerte Blütenfarbstoffe, die in nicht vorher zu sehenden Kombinationen in den Züchtungen auftreten. Auch andere Gene beeinflussen die Wirkung der Pigmente. So wirken die weißen Taglilien unterschiedlich weiß, je nachdem in welcher Umgebung sie stehen, Im Kontrast zu grünem Laub oder auch in Kombination mit auffälligen Farben. Wenn wir die Blüte etwas genauer ansehen, stellen wir fest, dass ihr Weiss zu Elfenbein, zu blassem Gelb oder sogar zu hellem Rosa tendieren kann.

Der Autor erwähnt auch, dass Taglilien nicht nach Photos in ihren Weißheitsgrad eingestuft werden können, da die Kameras kalibriert sind auf einen mittleren Grad von Licht und Dunkelheit. So kann es passieren, dass eine Sorte aufgrund eines Photos ausgesucht wurde, die sich dann später im Garten als viel weniger weiß erweist.

Die weißesten Taglilien in seinem Garten, Sagarmatha und Gentle Shephard, sowie daraus hervorgegangene Sämlinge, haben eine dünne und durchsichtige Textur. Darum vermutet er, dass das Licht durch die dünne Struktur leichter dringt als durch festere Blütenblätter, wodurch der Eindruck entsteht, dass diese Büten weißer sind als andere.

Zu b) die Teilnehmer der Studie haben ihre eigenen Taglilienblüten auf einem Tisch sortiert und per Augenschein und Vergleich eine Einstufung vorgenommen. Die Sorten wurden nur auf ihren Weißheitsgrad, nicht auf andere Sorteneigenschaften getestet. Als Vergleichsstandard wurden „Sagarmatha“ und „Gentle Shephard“ herangezogen. Die Vergleiche sind zu unterschiedlichen Jahreszeiten erfolgt, um auch frühe und späte Sorten erfassen zu können. Darüberhinaus wurden sie in mehreren Gärten und auch mehreren Jahren durchgeführt.

Es überrascht nicht, dass in einer Tabelle, in der die sogenannten „weißen Taglilien“, getrennt nach diploiden und tetraploiden Sorten gegenüber gestellt sind, auch weiterhin keine einzige genannt ist, die der Gruppe 1 „Pure white“ angehören.

Der Gruppe 2 „Bright white“ gehören nur die beiden oben genannten Sorten an in der Abteilung für die diploiden Sorten – keine einzige bei den Tetraploiden.

In der Gruppe 3 „Comparatively white“ finden sich schon ein paar mehr Sorten, auch einige bei den Tetraploiden. Diploide: 14  - Tetraploide: 8  ( alle aus den Jahren 1983 bis 2010)

Die Gruppe 4 „Near white“ enthält die meisten Sorten unter den diploiden (33),  bei den Tetraploiden sind es 14 (alle zusammen aus den Jahren 1982 – 2016).  Dabei sind von 2013 die Sorte „Spacecoast White Frosting“ von Kinnebrew/Gossard und von 2016 die Sorte „The Snow Moon“ von Kendig aufgeführt.

Die Gruppe 5 „White blend“ enthält nicht mehr so viele Namen wie die 4. Gruppe, bei den diploiden 33,  bei den Tetraploiden sind es 19,  beide Gruppen aus den Jahren 1991 - 2015. Jüngere, dort genannte Sorten sind „Alpine Junction“ von Culver-B. ( 2015), „Ashville Summer Breeze“ von Selman (2013), sowie „Spacecoast White Christmas“ von Kinnebrew/Gossard (2015).

Durch die Einfuhrbeschränkungen von Taglilien aus den USA sind wir mehr und mehr auf unsere eigene Züchtung angewiesen. Darum ist der Hinweis auf die Aussage von Patrick Stamile von Bedeutung: Die Hybriden mit den Farben Rosa, Lavendel, Rot und Purple sind umso klarer in ihrer Farbwirkung, wenn die Basisfarbe einer der Eltern nahe Weiss war.

Um 1980 wurden viele diploide Sorten umgewandelt zu tetraploiden Sorten. Mit der Umwandlung von Gentle Shephard hoffte man, die Sorte zu einem besseren Wachser mit attraktiverem Laub zu machen. Es wird nicht beschrieben, ob dieses Ziel erreicht wurde. Generell wird vermutet, dass in  tetraploiden Sorten durch die dickere Substanz der Blüten das Durchscheinen des Lichts gebremst wird und wahrscheinlich deshalb die Sorten nicht so weiß wirken wie die diploiden.

Tetraploidie hat keine weißeren Blüten bewirkt!

Der Autor beschreibt auch die unterschiedlichen Eindrücke des Weiß bei Betrachtung zu den verschiedenen Tageszeiten und aus verschiedenen Entfernungen. Taglilien, die am Morgen noch einen pfirsichfarbigen, hellgelben oder rosa Schimmer hatten, werden nach Sonneneinstrahlung weißer, und zwar umso weißer, je weniger Substanz die Blütenblätter haben. (Sie sind dann zwar weiß, haben aber meist wegen der geringen Substanz ihre Form verloren.)

Während wir den europäischen Züchtern immer dazu raten, bei der Züchtung neben der Farbe und den Mustern die anderen Pflanzeneigenschaften wie Form, Vermehrungskraft, Gesundheit und Verzweigung nicht aus dem Auge zu verlieren, empfiehlt Stuart Kendig bei der Selektion für die Weiterzüchtung, erst einmal auf die Verbesserung des Weiß zu achten. Die beiden in Stufe 2 genannten Sorten sind dabei der Maßstab. Bessere weiße Sorten müssen weißer sein als diese beiden. Es bleibt die Frage unbeantwortet, ob es gelingen wird, mit einem erweiterten Züchtungsziel in nachfolgenden Generationen auch noch die anderen Sorteneigenschaften zu verwirklichen, oder ob es hilfreicher ist, von Anfang an auf alle Eigenschaften gleichermaßen zu achten.

Die Einstufungen weißer Taglilien in die vom Autor und anderen an dieser Evaluation beteiligten Liebhaber definierten Gruppen ist insofern subjektiv, als nur Sorten getestet wurden, die bereits in den Gärten kultiviert wurden. Voraussetzung für diesen Vergleich war aber, dass jeder Tester mindestens 16 „weiße“ Sorten besaß. Die von uns selbst als sehr weiß eingestufte Sorte „White Perfection“ (Stamile 1995) war in den Aufstellungen nicht enthalten.

 

Wettbewerbsrecht bei Namensgebung

Das Wettbewerbsrecht bei der Namensgebung von Tagliliensorten und die Registrierungsregeln der American Hemerocallis Society

von Christa Theis

Was muss ein Züchter bei der Registrierung einer Taglilie neben den Formalien der AHS beachten?

Bei der letzten Tagung der Fachgruppe Hemerocallis fiel auf, dass die Vorstellungen hinsichtlich der namensrechtlichen Reichweite einer Registrierung weit auseinandergingen. Bei einigen Mitgliedern herrschte Unsicherheit, welche Namensgebungen erlaubt seien, andere hielten die Registrierung für einen Sortenschutz, der eine legale Nutzung des registrierten Sortennamens garantiere und einen rechtlichen Abwehrschutz gegen die missbräuchliche Verwendung des Namens durch zweifelhafte Anbieter bei Internet-Auktionsplattformen biete.

Das ist nicht so. Man muss zwischen der botanischen und der wettbewerbsrechtlichen Ebene unterscheiden. Die AHS als größte Organisation der Taglilienzüchter und -freunde hat durch Konsens der Botaniker die Hoheit über die botanische Benennung von Hybridsorten (Cultivars), Wenn ein deutscher Hobbyzüchter seine Hemerocallis hyb. ‚Rosalinde‘ dort registrieren ließ, ist dieser Kultivarname botanisch besetzt. Andere Züchter müssen auf Abänderungen wie ‚Rosalinde von Wanne-Eickel‘, ‚Super-Rosalinde` oder Ähnliches zurückgreifen, wobei keine Verwechslungsgefahr entstehen darf. Dies weiß jeder von uns.

Rechtlich hat diese Eintragung jedoch keinerlei Bedeutung. Rechtlicher Sortenschutz im landwirtschaftlichen Bereich, für den das Bundessortenamt zuständig wäre, ist für einen kleinen Gartenbaubetrieb oder Hobbyzüchter viel zu aufwändig und teuer.

Die AHS ist keine Behörde, sondern ein privater amerikanischer Verein ohne hoheitliche Befugnisse zur Verleihung von Sortenschutz, Patenten, Namens- oder Markenrechten. Die Registrierung dient der Vermeidung doppelter Benennungen und – soweit Angaben vorliegen - der Information über die Abstammung. Jedermann kann aber seine Taglilien im Internet unter unregistrierten oder registrierten Namen der nicht sortengeschützten Pflanzen anderer Züchter verkaufen. Das ist zwar ein Betrug auf kleinkriminellem Niveau, sofern der Name der Sorte hinreichend bekannt ist und Bieter deshalb zu höheren Geboten veranlasst. Das gilt jedoch in gleichem Maße für Pflanzen, die nicht eingetragen sind, die aber wie zum Beispiel `Träumerei‘ oder `Stern von Rio‘ so bekannt sind, dass ein bestimmtes Erscheinungsbild mit dem Namen verknüpft ist. Eine strafrechtliche Verfolgung solcher Bagatelltaten durch die Ermittlungsbehörden wird man allerdings schwerlich erwarten können.

Wesentlich schwerwiegendere Probleme können über den Züchter hereinbrechen, der seine Taglilie nach einem bekannten Firmen-, Marken- oder Produktnamen benennen möchte. Davon ist dringend abzuraten.

Als wettbewerbswidrig im Sinne der Rechtsprechung zum Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb kann die potentielle Irreführung des Verbrauchers durch die Verwendung eines Namens gewertet werden, der bereits für eine andere Pflanze sortengeschützt ist. Sortengeschützte Taglilien gibt es nur sehr wenige, z. B. Golden Zebra, deren Namen selbstverständlich nicht fremdgenutzt werden dürfen und der Rechtsinhaber hiergegen gerichtlich vorgehen dürfte. Eine Taglilie sollte aber möglichst auch nicht nach einer sortengeschützten Rose oder anderen sortengeschützten Zierpflanzen benannt werden, weil für gärtnerisch Unerfahrene theoretisch im Einzelfall eine Verwechslungsgefahr bestehen könnte.

Wettbewerbswidrig ist aber nicht nur die Erzeugung von Verwechslungsgefahr, sondern vor allem die Ausnutzung des Bekanntheitsgrades einer Firma oder einer Marke.

Ich habe mich kundig gemacht bei den Kollegen, welche bei uns für Wettbewerbsrecht zuständig sind. Sie haben mir bestätigt, dass gerade Firmen von weltweitem Ruf mit unbarmherziger Härte gegen noch so kleine Verstöße vorgehen, um ihre Marke vor Verwässerung durch allgemeinen Gebrauch oder vor potentiellen Rufschädigungen zu schützen. Das kann extrem kostspielig werden. Je bekannter die Marke oder die Firma, desto höher ist der rechtliche Schutz vor Trittbrettfahrern. Die unberechtigte Verwendung von Produktnamen wie Mickymaus, Lindor, Pokemon, Red Bull etc. oder Firmennamen wie Rolls Royce indiziert die Absicht, sich die Werbewirksamkeit für eigene Zwecke zunutze machen zu wollen. Ähnliches gilt für Buch- und Musiktitel sowie Namen von Prominenten oder literarischen Figuren.
Die AHS weist in ihren Registrierungsbedingungen darauf hin, dass ein Name, der gegen ein Copyright oder ein Trademark-Recht verstößt, von ihr abgelehnt werden darf. Die AHS übernimmt aber keine Verantwortung für eine durchgeführte Eintragung, sondern sieht im Gegenteil vor, dass der Züchter mit seiner Unterschrift die AHS von allen Kosten eines namens- oder wettbewerbsrechtlichen Verstoßes freistellt oder entschädigt. Niemand möchte wegen einer Taglilie in den USA einen Rechtsstreit mit exorbitantem Streitwert führen oder für die Kosten eines solchen Prozesses der AHS aufkommen, es ist also vor der Registrierung unbedingt zu recherchieren, ob der Name bereits anderweitig existiert. Sollte man dennoch eine Abmahnung erhalten, empfiehlt es sich, entweder sofort eine Unterlassungserklärung abzugeben, oder einen im Wettbewerbsrecht kundigen Rechtsanwalt hinzuzuziehen.

Zitat aus den Registrierungsbedingungen der American Hemerocallis Society:
„Legal and Miscellaneous Considerations
The right to use any proposed cultivar name may also be subject to copyright and/or trademark rights held by third persons. While the registrar may reject any proposed cultivar name on the grounds that
the proposed cultivar name may possibly violate copyright and/or trademark rights held by third persons, the acceptance of a proposed cultivar name by the registrar does not constitute a determination that such copyright and/or trademark rights of third persons have not been violated and the undersigned hereby agrees, by signing this document, to indemnify and hold the American Hemerocallis Society, its Regions, employees, officers, directors and its successors and assigns harmless from any and all claims of copyright and/or trademark infringement, including payment of court costs, expenses and reasonable attorney’s fees.“

 

Aussaat von Taglilien-Samen

von Tomas Tamberg

Die Aussaat von Taglilien-Samen ist im Allgemeinen völlig unproblematisch. Taglilien sind Sofortkeimer, d.h. sie müssen zur Keimung nicht wechselnden Temperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes ausgesetzt werden, wie das bei sogenannten Frostkeimern, z.B. Iris-Samen, der Fall ist. Besondere Maßnahmen wie Beizung der Samen oder die Verwendung eines Miniatur-Gewächshauses sind nicht erforderlich.

Taglilien-Samen, die ungetrocknet verschickt werden, wie das oft bei den Samen aus der Verteilung der GdS-Hem-Fachgruppe der Fall ist, keimen, sobald sie bei Temperaturen deutlich über Kühlschranktemperatur gehalten werden. Derartige Samen sind daran zu erkennen, dass sie in der Regel prall und glatt rund sind. Getrocknete Samen sind dagegen meist „eingeschrumpelt“ und faltig. Sie sollten vor der Aussaat möglichst für 48 Stunden in Wasser vorgequollen werden. Ihre Keimrate ist grundsätzlich niedriger als bei ungetrockneten Samen.

Die eigentliche Aussaat erfolgt in möglichst unkrautfreier Erde in der Weise, dass die Samen, je nach Größe, mit einer Erdschicht von 1 bis 2 cm bedeckt sind. Die Verwendung einer Aussaaterde, die fast völlig aus Torfmull besteht, hat sich bei mir nicht bewährt. Ich verwende eigene gesiebte Komposterde, die in einem Dämpfer sterilisiert wurde. Ich säe jeweils ein bis zwei Korn in Kunststofftöpfe von 7 cm Kantenlänge. Die Sämlinge können auf diese Weise bei Aussaat Ende Dezember bis zum Auspflanzen im April/Mai zu kräftigen Pflanzen heranwachsen.

Nach der Aussaat können die Aussaattöpfe bei Zimmertemperatur gehalten werden. Ich habe viele Jahre relativ große Sämlingszahlen auf den Fensterbrettern unserer Wohnung gezogen, bevor ich mit den Sämlingen in unser geheiztes Gewächshaus umziehen konnte. Die Temperatur liegt dort nur wenig unter Zimmertemperatur.

Für die weitere Kultur nach der Keimung ist es wichtig, dass die Pflanzen genügend Licht bekommen. Die benutzten Fensterbretter (wenn nicht ein anderer passender Ort zur Verfügung steht) sollten auf der Sonnenseite des Hauses liegen. Beginnt man die Sämlingskultur so früh im Jahr, wie wir das tun, ist es sehr vorteilhaft, die dunkle Jahreszeit mit künstlicher Beleuchtung, etwa durch Leuchtstoffröhren, zu überbrücken.


Das Bild wurde am 30.1.2016 gemacht und zeigt die Sämlinge ca.vier Wochen nach der Aussaat. Die meisten dieser Sämlinge werden im Juli 2017 blühen.
Foto © 2016 Tomas Tamberg

Ergänzung Januar 2018

Samen, die nach der Ernte nicht feucht gelagert wurden, sollten vor der Aussaat mehrere Tage eingeweicht werden. Das Wasser kann gewechselt werden. Eine Behandlung mit einem Antischimmelmittel ist  n i c h t  erforderlich. Ich habe im Laufe meiner zigtausendfachen Samenaufzucht das noch nie gemacht und habe trotzdem keine nennenswerten Probleme gehabt. Aussaat in Vermiculit ist bei Taglilien nicht erforderlich.Taglilien können direkt in Töpfe gesät werden, wie oben beschrieben. Nach meiner Einschätzung schimmeln nur die Samen, die ohnehin schon tot sind, d.h., sie haben gar keinen Embryo. So etwas kommt immer dann vor, wenn die Kreuzung nicht geklappt hat, die Pflanze aber durch Bildung einer Kapsel eine „Schwangerschaft“ vortäuscht.

Sollte es an den Samen zu einer Schimmelbildung kommen, dann bitte diese Samen aussondern und wegwerfen. Manchmal staunt man, dass schimmelige Samen neben völlig gesunden nebeneinander auftreten. Die Schimmelbildung ist also nicht wirklich ansteckend.

 

Verschärfte Maßnahmen zum Schutz der EU gegen Xylella fastidiosa

Verschärfte Maßnahmen zum Schutz der EU gegen die Einschleppung und Ausbreitung von Xylella fastidiosa

Tomas und Christina Tamberg

Bereits seit 2014 sind die Behörden alarmiert wegen der Schäden, die in Italien durch das massierte Vorkommen des Bakteriums Xylella fastidiosa aufgetreten sind. Die Europäische Kommission hat nun mit dem Durchführungsbeschluss (EU) 2015/789 vom 18.05.15 die Maßnahmen zum Schutz der EU-Mitgliedstaaten gegen die Einschleppung und Ausbreitung von Xylella fastidiosa verschärft. Es wurde u.a. festgelegt, dass die bekannten Wirtspflanzen/Wirtsgattungen von X. fastidiosa und ihren Varianten nicht in die EU eingeführt werden dürfen, es sei denn, es werden von den Herkunftsländern außerordentlich strenge Bedingungen erfüllt, die von der EU vorgeschrieben wurden. Diese werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den USA nicht erfüllt werden.

Bei Xylella fastidiosa (Feuerbakterium) handelt es sich um ein pflanzenpathogenes Bakterium. Das Gremium für Pflanzengesundheit der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) stellte fest, dass Xylella fastidiosa ein erhebliches Risiko für das EU-Gebiet darstellt, da die Wirtspflanzen und die Überträger des Bakteriums Insekten sind, die in der gesamten EU vorkommen. Viele Regionen bieten dem Erreger für seine Ausbreitung günstige Bedingungen. Ausbrüche dieses Erregers führten in der Vergangenheit zu schweren Verlusten bei Zitrusfrüchten in Südamerika und bei Weintrauben in Nordamerika. In der letzten Zeit sind davon Olivenbaumplantagen in Süditalien stark betroffen. Der dort verbreitete Stamm des Erregers ist bisher nur in Costa Rica identifiziert worden. Vermutlich ist er mit zierenden Kaffeepflanzen von dort nach Europa gelangt. Um eine weitere Verbreitung des Erregers in Italien zu verhindern, wurden bereits ca. 1 Million befallene Olivenbäume vernichtet. Das Vorkommensgebiet ist zu einer Art Quarantänezone erklärt worden.

Im März 2015 veröffentlichte die EFSA ein elektronisches Verzeichnis der Wirtspflanzen von Xylella fastidiosa. Darin ist eine Vielzahl von Arten aufgeführt, bei denen durch frühere Untersuchungen bereits einmal ein Befall nachgewiesen worden war. Diesem ist zu entnehmen, dass auch Hemerocallis zu den spezifizierten Pflanzen gehören, denn in Südkalifornien wurde ein Befall mit der Unterart X. fastidiosa sundyi an Hemerocallis nachgewiesen. Diese Unterart ist nicht identisch mit der in Süditalien verbreiteten Unterart. Auf der anderen Seite ist bekannt, dass die Gefährlichkeit des Bakteriums für einzelne Pflanzenarten hochgradig von der Unterart abhängt. So wurde z.B. in einem US-Forschungsprojekt nachgewiesen, dass die in den USA vorkommende Form von Xylella fastidiosa Olivenbäume nicht erkranken lassen kann.

Die Gefahr einer Ausbreitung von Xylella fastidiosa in unseren Breiten wird als sehr hoch eingeschätzt, sodass wir Pflanzenliebhaber zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen sind. Eine Beschreibung eines sichtbaren Befalls konnte in der vorliegenden Literatur nicht gefunden werden, mit Ausnahme von Angaben der Universität von Californien, die z.B. für Oleander, Magnolia, Pfirsich, Jacaranda, Mandeln, Taglilien und anderen Arten einen „Bacterial Leaf Scorch“ (Blattfleckenkrankheit) beobachtet hat. Viele Pflanzen tragen ohne sichtbare Zeichen das Bakterium und bieten sogar die Voraussetzung zu seiner Vermehrung .

Es sind durch die EFSA Forschungsprojekte angeregt worden, die mehr Klarheit über Verbreitungswege und die von befallenen Pflanzen ausgehenden Gefahren bringen sollen. Dabei spielen sicher wirtschaftliche Interessen, die mit Nutzpflanzen verbunden sind, eine große Rolle. Es wird sich erst noch zeigen müssen, ob auch Zierpflanzen, an denen Mitglieder der GdS besonderes Interesse haben, im Fokus stehen werden. Unser Interesse ist es natürlich, Vorwürfe gegen die Vielzahl der aufgeführten Zierpflanzen ausgeräumt zu sehen.

Für wissenschaftliche Zwecke kann eine Ausnahmegenehmigung zur Einfuhr erteilt werden. Die beinhaltet aber, dass die Pflanzen unter Quarantänebedingungen gehalten werden müssen. Nach Beendigung der wissenschaftlichen Verwendung müssen die Pflanzen unter besonderen Bedingungen vernichtet werden. Hierbei handelt es sich bestimmt nicht um ein Verfahren, das von Laien angestrebt werden wird. Wer einen Direktimport von Pflanzen aus den USA vorhat, sollte sich darum erst informieren, ob seine Wunschpflanzen von dem Einfuhrverbot betroffen sind.

Der vorliegende Text wurde aufgrund der im Internet vorliegenden Berichte des JKI (Julius-Kühn-Institut) und der EFSA sowie einer mündlichen Information durch das Pflanzenschutzamt Berlin zusammengestellt.

Inzwischen ist bekannt geworden, dass die US-Bundesstaaten Oregon und Hawai auf Antrag von der amerikanischen Pflanzenschutzbehörde die Erklärung der Freiheit von Xylella-Erregern erhalten haben, sodass aus diesen Bundesstaaten der Import der in der Verbotsliste aufgeführten Pflanzen wieder möglich ist. Derartige Erklärungen werden allerdings nur auf Antrag aus dem betreffenden Bundesstaat erteilt, wobei unklar ist, welche Personen dabei tätig werden müssen. Es ist anzunehmen, dass das wirtschaftliche Interesse der Erzeuger und Lieferanten diese für Importeure aus der EU günstige Lösung bewirkt.

Weiterführende Informationen zu Xylella fastidiosa finden Sie unter: http://www.jki.bund.de/.
Unter dem Durchführungsbeschluss 2015/789/EU finden Sie im Internet die Liste der auf dem Index stehenden Pflanzen.
Anfragen können beim Julius-Kühn-Institut gestellt werden. E-Mail: ag [at] jki.bund.de (ag[at]jki[dot]bund[dot]de)

 

Unsere Hemerocallis Topfkultur

Ilse und Hans-Ulrich Kaiser

Als wir uns vor Jahren intensiver mit der Züchtung beschäftigten, wurde bald der uns zur Verfügung stehende Garten zu klein. Die Hemerocallis im Boden enger zu pflanzen, war nicht mehr möglich, so kamen wir auf die Idee, unsere Pflanzen in Töpfen zu kultivieren. Dadurch konnten wir die Töpfe für die meiste Zeit des Jahres dicht an dicht stellen.


Mariolas Traum im 30cm Topf

Wie kultiviert man nun am besten die zehrenden Taglilien in Töpfen? Wir sind nach einigen Fehlschlägen mit den unterschiedlichsten Erden aus Gartencentern dazu übergegangen, eine Gärtnererde, Stender Topfsubstrat grobe Struktur E 910 mit Cocopor, in 70ltr Säcken zu verwenden.
Zur Vorbereitung schütten wir einen halben Sack in eine Schubkarre und düngen auf mit 200g eines Langzeitdüngers, meist Plantacote 6 M 14+9+15.
Zur Nachdüngung im Frühjahr oder kurz vor der Blüte wird Rosendünger vom Discounter auf die Töpfe gestreut ca. 1 Esslöffel pro Topf.
Bis zur Blüte bleiben die Pflanzen Topf an Topf sehen und werden mit der ersten Blüte heraus genommen und um und auf den Rasen gestellt.
Die Hauptaufgabe ist dann das Gießen. Töpfe, die in der Sonne stehen, werden sehr warm und müssen meist 2mal am Tage gegossen werden. Wie viel Dünger und Wasser die Hemerocallis brauchen, zeigen Versuche meiner Frau. Sie stellt die Töpfe in Eimer mit Düngerlösung, damit sie sich richtig voll saugen können. Die Wirkung ist nach 2-3 Tagen zu erkennen: die Blüten werden größer und perfekter. Durch die gute Wasserversorgung und das zusätzliche Düngen erreichen wir die Qualität, die wir auf den Aufnahmen von Hemerocallis der Züchter aus Florida bewundern. Selbstverständlich hat das dort herrschende Klima, von dem wir hier in Deutschland weit entfernt sind, auch seinen Einfluss. Trotzdem sind wir mit unserer Kultur-Methode sehr erfolgreich und zufrieden.


Großer Erfolg mit Taglilien bei Topfkultur im Garten Kaiser

 

Unterirdische Nager

Unterirdische Nager - Plagen für Taglilienzüchter

Von Heinz Majaura

Immer noch erscheinen gelegentlich gut gemeinte Ratschläge über die Bekämpfung von Wühlmausplagen. Die Fülle dieser Ratschläge ist ein Zeichen dafür, dass viele dieser Ratschläge wohl nichts gebracht haben.
Auch ich bin in früheren Jahren diesen sinnlosen Ratschlägen gefolgt: z.B. habe ich Moped-Abgase mittels Schlauch in die Baue geleitet, bis der Qualm anderswo aus die Erde trat. In DDR-Zeiten wurden zum Zweck der Bekämpfung Räucherpatronen angeboten. Es gab Ratschläge, wie man welche Köder am besten den Nagern schmackhaft macht. Ich selbst kam auf eine ähnliche Methode und pumpte im Herbst 1600 Liter überflüssiges Regenwasser in die Baue,
um die Nager zu ersäufen. Es half nichts! Es war zum Verzweifeln, wenn man im Frühjahr reihenweise die Erdbeerpflanzen bar ihrer Wurzeln absammeln konnte.
Damals entdeckte ich am Zeitungskiosk eine Broschüre vom Landwirtschaftsverlag aus der Reihe "Bücher für den Gartenfreund" von Herbert Mesch: "Wühlmaus und Maulwurf im Garten". Hier zeigt Mesch u.a. die Lebensweise der Nager, um die es hier geht, auf.
Er schreibt nämlich, dass die Wühlmaus – öffnet man ihren Bau – innerhalb von Minuten mit der Reparatur des Baues beginnt. Manchmal kommt sie sogar ganz heraus, um den eingetretenen
Schaden zu besichtigen. Das Tier macht dann wohl so etwas wie einen Kostenvoranschlag. Ein guter Schütze - so schreibt er weiter – könne in diesem Moment das Tier mit dem Luftgewehr abschießen.
So etwas besaß ich. Ich öffnete den Bau an einer Stelle, die Luftbüchse lehnte am Gartenstuhl, den ich mir ran geholt hatte, und wollte mir nur noch die Wattejacke zuknöpfen. Ich schaffte es nur halb; denn da war schon der Höhlenbewohner und Baumeister bei der Schadensermittlung! Ich griff zur Büchse und schoss: daneben! Alles weitere Warten war nun zwecklos, es war November und mir war kalt.
Danach war ich über Jahre zu bequem, mich mit der Plage zu befassen. Lieber dengelte ich die Sense mal öfter. Das war nötig, weil die Sense beim Einsatz auf den Wiesen von den Erdhäufchen der Wühlmäuse, die im Herbst dicht unter der Grasnarbe hausten, stumpf wurde. Die Wühlmäuse hatten mitgekriegt, dass ich nicht mehr schoss. Sie vermehrten sich eifrig und ließen es sich auf dem Möhrenfeld und in den Rüben gut gehen. Uns, die wir gesät und gepflanzt hatten, dankten sie mit Häuten und Schälen der Rüben oder auch mit Geschnetzeltem davon. Manche Taglilienstaude fiel durch Kümmerwuchs auf, weil deren Wurzeln amputiert waren.
Nun war das Maß voll! Ich erinnerte mich an die Broschüre von Mesch, studierte eingehend die Lebensweise jener Sippe in der Praxis und probierte die von ihm gegebenen Empfehlungen aus. Mein Areal befindet sich in einer großen Stilllegungsfläche (brachliegendes Ackerland). Von dort haben diese Plagegeister ungehinderte Einwanderungsmöglichkeiten. Trotzdem wurden in den beiden letzten Jahren nicht mehr als jeweils fünf Tiere gefangen. In den drei Jahren davor waren es jeweils fünfundzwanzig bis dreißig.
Mit etwas Übung wird man Baue von Wühlratte und Maulwurf unterscheiden lernen. Der Maulwurf wird in den meisten Fällen die Veränderung an seinem Bau erkennen und die Falle ausweichend untertunneln. Die Wühlmaus wird sich wie beschrieben verhalten und sofort den Schaden beheben wollen, was ihr zum Verhängnis wird. Das ist immer dann so, wenn der Bau bewohnt ist. Es kommt auch vor, dass unsere Absicht von ihr bemerkt wird. Kluges Kerlchen! Dann wird der Bau von innen bis zu einem halben Meter fest mit Erde zugestopft. So kann auch die Probe gemacht werden: den Bau öffnen, und wenn der Bau zugestopft wird, ist er auch bewohnt.

Bei meiner erfolgreichen Fangmethode verwendet man eine Zangenfalle. Lockmittel, Köder oder der Hinweis, nur mit Handschuhen die Falle aufzustellen, sind völlig überflüssig.
Wichtiger ist es, die Falle stets so aufzustellen wie hier beschrieben und in Bildern dargestellt.
Es wird dabei wie folgt verfahren:
1. Beim Begehen des Geländes werden die Baue entdeckt, weil man in diese einsinkt.
2. Der Bau wird auf Fallenlänge oben geöffnet und freigelegt.
3. Die Zangenfalle wird in den Bau bis zum Gelenk eingepasst.
4. Das nach außen ragende Zangenende befindet sich zwischen den noch vorhandenen
Seitenwänden des Baues und wird nur von oben mit Borke oder ähnlichem und Erde geschlossen. Die vordere Öffnung muss offen bleiben. Dadurch wird der Wühlmaus vorgetäuscht, dass der Bauschaden weiter vorne liegt.

Ich wünsche viel Erfolg bei der Jagd!

Heinz Majaura

 

Zur Pflege der Taglilienhorste

Abschneiden oder nicht Abschneiden, das ist hier die Frage
Von Christina Tamberg

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt keine allgemein gültige Regel. Trotzdem kann man für die unterschiedlichen Einsätze von Taglilien in Gärten Empfehlungen geben. Dazu sollten wir uns bewusst machen, welche Eigenschaften die Blätter der Hemerocallis im Laufe ihres jährlichen Zyklus zeigen. Bei frühblühenden Sorten, die auch entsprechend frühblühende Wildformen in ihrem genetischen Hintergrund haben, verlieren die Blätter ihre Standfestigkeit nach der Blüte schnell und werden gelb. Gleichzeitig bilden diese Horste aber auch neue Blätter aus, sodass man an den Horsten eine Mischung von alten, absterbenden und neuen Blättern (siehe Foto) beobachten kann. Da das bereits Ende Mai bis Mitte Juni passiert, hat sicher mancher Hemmungen, die Pflanze radikal zu stutzen. Die Zurückhaltung ist jedoch nur dort angebracht, wo die Pflanze noch unbeeinträchtigte, grüne Blätter hat, die die Photosynthese zum Nutzen der Pflanze fortführen. Wer die Zeit hat, alte Blätter einzeln aus der Mischung mit frischen Blättern zu entfernen, sollte das ruhig tun. Für alle anderen Gärtner gilt: rechtzeitiges Abschneiden der alten Blätter führt zu neuen Blättern, die dem Aussehen des Beetes nur förderlich sind.


Unerwünschte Kombination von alten und nachgewachsenen Blättern bei Taglilienhorsten
Foto © 2014 Christina Tamberg

Auch Taglilien der Hauptblütezeit, die von Ende Juni bis Anfang August dauert, können bald nach Abschluss der Blütezeit runtergeschnitten werden, auch sie produzieren neue Blätter. Lästig ist es dagegen, wenn die Blätter abknicken und dann auf den anderen Stauden in den Beeten liegen. In großen Beständen von Taglilien verhindern die Blätter häufig den ungehinderten Zugang zur weiteren Bearbeitung der Beete. Nach feuchten und regnerischen Perioden wird die Pflege dann besonders schwierig.

Es ist interessant zu beobachten, dass kleinere Horste und frisch gepflanzte Taglilien den Abbau der Blätter nicht in diesem Ausmaß zeigen. Auch im Oktober standen bei uns Pflanzen mit grünen, aufrechten Blättern neben älteren Horsten mit oft flach auf der Erde liegendem Laub.

Außer der Pflege der Taglilien während einer Gartensaison ist ihre Behandlung vor Eintritt des Winters ein Thema. Sollte man nicht bereits nach der Blüte, wie oben bereits empfohlen wurde, die Pflanzen runtergeschnitten haben, gibt es keinen Grund, die Blätter den ganzen Winter über mit ihrer gesamten feuchten Grünmasse liegen zu lassen. Einige Stauden können ja auch bei Schnee und Eis interessante Effekte liefern, die Taglilien gehören sicher nicht dazu.

Bei unseren großen Beständen ist es uns meist nicht möglich, rechtzeitig alles zurück zu schneiden. Darum führen wir erst im Oktober eine radikale Aktion zum Abschneiden durch. Leider zu spät, denn die Blätter sind dann meist schon ziemlich matschig. Im September würde diese Arbeit besser und einfacher durchzuführen sein. Andere Züchter schneiden noch viel früher, mit viel Nutzen für die Horste.

Sind die Austriebe nach der Entfernung der Blätter freigelegt, findet man meist eine unendliche Zahl von Schnecken, die wohl geplant hatten, hier zu überwintern und ihre Eier abzulegen. Sie rechtzeitig einzusammeln, erspart einigen Ärger und viel Mühe im kommenden Jahr. Ein anderer schädlicher Faktor, der Schimmel, der sich in den feuchten Blättern ansiedelt, wird durch das Abschneiden reduziert oder sogar vermieden.

An dieser Stelle soll noch kurz auf andere Eigenschaften der Taglilie eingegangen werden. Der Blattaustrieb der Taglilien hat zur Unterscheidung zwischen „dormants“ (Schlafende oder Einziehende) und „evergreens“ (Immergrüne) geführt. Darüber hinaus spricht man auch über die Mittelstufe zwischen beiden Gruppen („semi-evergreens“). In der Praxis ist die Zuordnung zu dieser Gruppe aber sehr unverbindlich und man lässt sie besser außer Acht.

Bei einem Rückschnitt der Blätter im Herbst werden die „dormants“ keine neuen Blätter austreiben. Anders sieht es bei den „evergreens“ aus. Sie treiben neue Blätter, die einem kalten Winter zum Opfer fallen werden. Der Winter 2013/14 war auf der milden Seite anzusiedeln. Trotzdem reichten die wenigen Tage mit Temperaturen um -10 Grad aus, um die Blätter matschig werden zu lassen. Wichtig ist auch die Beobachtung, wie zuverlässig die Winterhärte dieser Sorten, die meist in wärmeren Breitengraden gezüchtet wurden, tatsächlich ist.

Um sich die Pflege nicht zu schwer zu machen, sollten die Taglilien je nach Pflanzentyp in dem Zeitraum nach der Blüte bis zum späten Herbst einmal bis 5 cm über dem Erdboden abgeschnitten werden. Diese Praxis, die nicht nur bei uns und anderen Züchtern, sondern auch im Park der Gärten angewandt wird, hat sich bewährt und ist darum zu empfehlen. Sollten Pflanzen nach dem Abschneiden neue Blätter geschoben haben, so kann man diese im folgenden Frühjahr leicht abzupfen.

 

Anmerkungen

An dieser Stelle werden Erfahrungsberichte veröffentlicht, die die Mitglieder der Fachgruppe für eine Veröffentlichung zusammengestellt haben. Jeder, der Erkenntnisse hat und Beobachtungen gemacht hat, kann seinen Bericht vorlegen, damit dieser, wenn er auch für andere Mitglieder von Bedeutung ist, hier veröffentlicht werden kann. Den Inhalt der Texte verantworten die Autoren selbst. Vielfach werden ganz gegensätzliche Meinungen zu einzelnen Themen geäußert. Auch die können hier weitergegeben werden, weil auch sie ihre Berechtigung haben. Die voneinander abweichenden Erfahrungen erklären sich oft dadurch, dass verschiedene Klimazonen andere Einflüsse auf die Ausbildung von Farben und Formen der Taglilien haben. Die gleichen Sorten sehen in einigen Fällen im wärmeren Rheinland im Vergleich zum Osten Deutschlands, der kontinentales Klima hat, unterschiedlich aus. Diese Erfahrungen sind auch Gegenstand von Diskussionen auf den jährlichen Treffen der Fachgruppe.

Ein Beispiel für die abweichenden Erscheinungsformen in den USA und in Deutschland bei warmem und kaltem Wetter verdeutlichen die beiden amerikanischen Sorten Raspberry Winter (siehe Reihe 1) und Rock Solid (siehe Reihe 2).


Foto © 2013 Tomas Tamberg

 

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