Staude des Jahres

Brunnera 2025

Der Bund deutscher Staudengärtner (BdS) hebt seit 2001 alljährlich jeweils eine Pflanzengattung oder Gruppe besonders hervor. Diese als Staude des Jahres geführten Pflanzen werden besonders beworben und medial in Szene gesetzt.

2025 ist Brunnera Staude des Jahres.

Brunnera - Staude des Jahres 2025

Staude des Jahres 2025: Brunnera

Blattschmuck und Blüten: Brun­nera macrophylla bietet beides.
Den deutschen Namen Kaukasusvergissmeinnicht verdankt die Staude des Jahres ihrer Her-
kunft: Erstmals entdeckt wurde sie Anfang des 19. Jahrhunderts an ihrem Naturstandort – in den
Wäldern des Kaukasus. Dass sie zudem Vergissmeinnicht genannt wird, erklärt sich im April
und Mai von selbst: Dann öffnet Brunnera kleine, zumeist himmelblaue Blüten, die an das bekannte Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) erinnern. Anders als das zweijährige Vergissmeinnicht, das sich meist
durch Selbstaussaat im Garten hält und förmlich durch den Garten »vagabundiert«, ist Brunnera vergleichsweise verlässlich. Die frostharte Staude treibt Jahr für Jahr dort wieder aus, wo sie gepflanzt wurde.
Nach der Blüte entfaltet sich die ganze Schönheit ihres Laubs: Die großen, leicht herzförmigen Blätter bilden kompakte, meist rund 30 cm hohe Polster. Werden sechs bis acht Exemplare pro Quadratmeter ein-
gesetzt, bilden sie eine lückenlose Blattfläche und bedecken den Boden bis weit in den Herbst hinein. Hat sich Brunnera etabliert, haben Beikräuter kaum eine Chance sich zu entwickeln. Was nach einem zweckmäßigen Bodendecker klingt, ist darüber hinaus schön anzusehen.
Mittlerweile zählt die Art zu den wichtigsten Blattschmuckstauden und zeigt je nach Sorte silbrig schimmernde oder hell gerandete Blätter.

Die Staude des Jahrs 2025 bringt Helligkeit, Farbe und Konturen in den Halbschatten und Schatten. Blaue und weiße Blüten zieren den attraktiven Bodendecker zwischen April und Juni. Die Blätter übernehmen anschließend die Anziehungskraft mit ihren sortenspezifischen Varianten: Sie sind grün, weiß getupft, hell gerandet oder nahezu komplett versilbert. Die gemusterten Blätter zaubern an den schattigen Standorten willkommene Lichtreflexe in die Beete. Zudem unterstreicht das runde herzförmige Blatt der Brunnera spitze, feine und filigrane Formen von z.B. Farnen, Hosta, Astilben und Gräsern. Attraktive Kombinationspflanzungen sind im Faltblatt zu sehen.

Quelle: Bund deutscher Staudengärtner

Lythrum - Staude des Jahres 2024

Staude des Jahres 2024: Lythrum

Wo Weiderich wächst, leuchtet sein sommerlicher Flor in diversen Rosatönen, und zwar wochenlang. Dabei ziehen die aufragenden Blütenkerzen nicht nur Blicke, sondern auch Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten magisch an.

 

Sie haben noch nie von Weiderich gehört? Gesehen haben Sie die Staude des Jahres 2024 bestimmt schon: Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) ist eine heimische Art, die hierzulande im Sommer dunkelrosa blüht.

Meist wächst sie in der Natur an feuchten und nährstoffreichen Standorten: An Uferzonen, auf nassen Wiesen und in Böden, die zeitweise auch überschwemmt sein können, schlägt die Wildstaude bevorzugt Wurzeln. Hat Blut-Weiderich sich erst einmal etabliert, versamt er sich selbst. Seine rund einen Meter hohen Blütenkerzen in Purpurrosa leuchten von Juli bis September und sind nicht zu übersehen.

Der heimische Blut-Weiderich gedeiht auch im Garten – ebenso wie der Ruten-Weiderich (Lythrum virgatum). Staudengärtnereien haben rund 20 verschiedene Auslesen beider Weideriche im Sortiment. Die gängigsten wurden im Rahmen der Staudensichtung 2019 an zehn verschiedenen Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gepflanzt und 2022 bewertet. Professor Dr. Bernd Hertle leitet den Arbeitskreis Staudensichtung im Bund deutscher Staudengärtner und konnte mit seinen Kolleginnen und Kollegen nach Abschluss der Sichtung überwiegend gute und sehr gute Noten vergeben: „Wir waren uns einig, dass das Sortiment an Lythrum insgesamt sehr zuverlässig und robust ist.“ Passend dazu blühen die meisten Sorten in Pink und unterstreichen damit die rosigen Aussichten für die Verwendung der Gattung im Garten.

Welcher Weiderich darf es sein? Tipps zur Sortenwahl

Während der Blut-Weiderich zu den heimischen Wildstauden zählt, reicht das natürliche Verbreitungsgebiet des Ruten-Weiderichs ursprünglich von Italien, über Südosteuropa bis nach Westasien. In ihren Ansprüchen ähneln sich beide Arten, erzählt der Experte mit dem Lehrgebiet Freilandzierpflanzen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: „Sie brauchen einen möglichst sonnigen Standort und feuchte, nährstoffreiche Böden. Vor allem die Sorten des Blut-Weiderichs überstehen vorübergehende Trockenheit ganz gut, wenn der Boden eher lehmig ist und Wasser gut speichert.“ Frosthart sind beide Arten. Dass die Vertreter des Ruten-Weiderichs in der Sichtung nicht ganz so wüchsig waren, kann in einigen Gärten auch von Vorteil sein: „Sie wachsen nicht ganz so hoch wie die meisten Blut-Weideriche und wirken dafür etwas fili-graner. Außerdem bereichern sie das Farbspektrum der Gattung: Die Sorte ‘Helene’ hat zum Beispiel einen hohen Blauanteil und ‘White Swirl’ ist die derzeit einzige weiße Sorte im Sortiment“, erzählt Hertle. Beide wurden als „sehr gut“ bewertet. Wer seine Stauden gerne unter Kontrolle hat, wird den Ruten-Weiderich vielleicht sogar bevorzugen: Er neigt nicht zur Selbstaussaat, während der Blut-Weiderich reichlich Samen bildet. In naturnahen Gärten ist diese Dynamik zwar oft erwünscht, es lässt sich aber verhindern, indem Verblühtes konsequent abgeschnitten wird. Dann bleiben auch die bei der Sichtung prämierten Auslesen des Blut-Weiderichs sortenrein. Neben der rund 100 cm hoch aufragenden Sorte ‘Dropmore Scarlet, die im Handel oft unter dem Namen Dropmore Purple angeboten wird, bekamen acht weitere Blut-Weideriche die Höchstnote „Ausgezeichnet“. Darunter auch die hellrosa blühende ‘Pink Tails’ und die mit 50 cm kompakte Sorte ‘Robert’.

Langweilig wird das überwiegend rosafarbene Sortenspektrum übrigens nicht, findet Hertle: „Selbst ein und dieselbe Pflanze sieht je nach Sonnenlicht morgens, mittags und abends ganz anders aus. Das ist faszinierend zu beobachten.“

Nektarspender und Futterpflanze: Lythrum holt Leben in den Garten

Zu sehen gibt es in einem mit Lythrum bepflanzten Beet ohnehin immer etwas, denn die Gattung ist zur Blütezeit ein Insektenmagnet. Für Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen bieten die Blütenkerzen wertvollen Nektar – wo Weideriche wachsen, summt, brummt und flattert es. Bei einigen Insekten stehen nicht nur die Blüten, sondern auch die Blätter auf dem Speiseplan: Wer an seinem Blut-Weiderich die ein oder andere Raupe entdeckt, sollte gelassen bleiben. Gut möglich, dass sich daraus ein Nachtpfauenauge entwickelt. Für die Raupen dieses Nachtfalters gelten die Blätter von Lythrum salicaria als wichtige Futterpflanze. Da Weiderich nicht jedem Tier schmeckt und er beispielsweise von Schnecken verschont wird, lässt sich die ein oder andere Raupe an den robusten Pflanzen problemlos tolerieren und beobachten, welcher Falter sich daraus entwickeln wird.

Passende Pflanzpartner

Geeignete Begleiter sollten so wie Lythrum auf nährstoffreichen, eher feuchten und sonnigen bis halbschattigen Standorte gedeihen: Selbst wenn Pflanzen für sandige und durchlässige Böden daher naturgemäß ausscheiden, bleibt die Vielfalt geeigneter Arten und Sorten groß genug, erzählt der Experte: „Zu Lythrum empfehle ich Pflanzen, die mit ihrer Blütenform im Kontrast zu den aufrechten Kerzen stehen. Die Schirme der Doldenblütler zum Beispiel, so wie die Rote Engelwurz (Angelica gigas) oder die Himalaya Silge (Selinum tenuifolium).“ Auch aus anderen Pflanzenfamilien empfiehlt Hertle Pflanzpartner: „Die Schirm-Aster (Aster umbellatus) passt zu Lythrum und lässt sich mit ihren weißen Blüten sehr gut kombinieren. Es gibt aber auch Kandidaten aus Gattungen, die eigentlich für trockenheitstolerante Arten bekannt sind: Eryngium bietet mit dem Palmlilien-Mannstreu (Eryngium yuccifolium) eine Art, die feuchtere Böden braucht und auch unter den Schafgarben gibt es mit der Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) eine Vertreterin, die gut zum Weiderich passt.“ Weniger überraschend, aber ebenfalls attraktiv sind Pflanzen, die auch am Naturstandort häufig neben Lythrum anzutreffen sind: „Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Mädesüß (Filipendula ulmaria) oder der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) gedeihen ebenso wie der Blut-Weiderich an feuchten Standorten und wachsen im naturnahen Garten ebenfalls gut an seiner Seite.“

Neben Stauden empfiehlt Hertle Gräser, die auf frischen Böden gedeihen. Sorten mit blau schimmernden Halmen passen auch optisch gut zu den zumeist rosafarbenen Blüten des Weiderichs, so wie die Rute-Hirse (Panicum virgatum) der Sorte ‘Heavy Metal’. Spätzünder wie dieses Gras schmücken das Beet selbst im Winter, wenn der Raureif die Halme überzuckert. So wie der Weiderich auch – sofern man ihn lässt und nicht nach der Blüte abgeschnitten hat.

Quelle: Bund deutscher Staudengärtner

Monarda - Staude des Jahres 2023

Gedeckter Tisch für Insekten

(Text und Fotos: Bund deutscher Staudengärtner, www.staude-des-jahres.de)

Für den vollständigen Text bitte das Faltblatt auf der rechten Seite herunterladen

öffnet ihre mit feinen purpurroten Pünktchen gezeichneten Blüten bereits im Juni/Juli auf 40 bis 60 Zentimetern hohen Stängeln, die 40 Zentimeter hohe Prärie-Indianernessel (Monarda bradburiana) sogar schon im Mai / Juni. Beide kommen zudem sehr gut mit Trockenheit zurecht und kennen nahezu keinen Mehltau.
Die eigentliche Hochzeit der Monarden liegt im Spätsommer. Das begrüßen auch Bienen und andere Insekten, denn die nicht-heimischen Pflanzen schließen damit seine Trachtlücke – wo Monarden blühen, summt und brummt es, dass es eine Lust ist! Das gilt auch für eine Reihe weiterer aus Nordamerika stammender Spätsommerblüher, die praktischerweise meist auch ähnliche Standortansprüche haben.
Herrliche Gartenbilder lassen sich beispielsweise in Kombination mit Sonnenhut (Rudbeckia), Sonnenhut (Echinacea), Scheinbergminze (Pycnanthemum pilosum) und Astern schaffen, während Reitgras (Calamagrostis), Silber-Federgras (Stipa calamagrostis) und andere Päriegräser Ruhe und Struktur in die Gestaltung bringen.

Das mögen Monarden

  • volle Sonne
  • durchlässigen, frischen Boden mit guter Nährstoffversorgung
  • M. bradburiana und M. fistulosa var. menthifolia vertragen auch Trockenheit sehr gut
  • „Beinfreiheit“– eher weiter Pflanzabstand
  • Pflanzung im Frühjahr, etwa von Ende März bis Mitte April
  • Rückschnitt im Mai / Juni

Das mögen sie nicht

  • schwere, staunasse Standorte
  • enge Pflanzungen
  • schattige Plätze
  • Pflanzung im Herbst

Liste Monarden

Monarden

Typisch für Monarden: Das spektakuläre Farbspektrum ihrer fransigen
Blütenschöpfe reicht von Weiß über pastellige Rosa- und Lilatöne bis hin
zu leuchtendem Pink, tiefen Violett- und flammenden Rottönen.
Oben: M. bradburiana ‘Verbesserte Ozark’ und M.-fistulosa-Hybride ‘Bee Free’,
unten: M. × cultorum ‘Bee-Happy’ und M.-fistulosa-Hybride ‘Croftway Pink’.
Linke Seite: M. fistulosa ‘Scorpion’.

Hakonechloa - Staude des Jahres 2022

Das grüne Wogen

(Text und Fotos: Bund deutscher Staudengärtner, www.staude-des-jahres.de)

Es wogt. Es brandet. Es begeistert. Umspielt in sanften Wellen höhere Stauden und dazwischen drapierte markante Steine, umschmeichelt Bäume und Sträucher, kaschiert Beetränder und ergießt sich in eleganten Kaskaden über Treppenaufgänge und aus Pflanzgefäßen. Es ist Ruhe und Bewegung in einem. Es ist – erstaunlich unbekannt: Hakonechloa, das Japanische Berggras.

 

„Die ersten Exemplare, die ich vor rund 20 Jahren zu Gesicht bekam, stammten von Wolfgang Oehme, einem in Deutschland geborenen Gartengestalter, der in den USA für seine naturalistischen Flächenpflanzungen berühmt geworden war“, erinnert sich Staudengärtner Klaus-Peter Manig. „Einmal aufgepflanzt, wurde schnell klar, dass wir es hier tatsächlich mit einem besonderen Gartenschatz zu tun haben: Hakonechloa ist außerordentlich attraktiv, passt zu nahezu jedem Gartenstil und kann durch seinen gleichmäßigen, kissenartigen Wuchs sowohl als Einzelpflanze wie auch als Flächenfüller verwendet werden.“ Ursprünglich an den feuchten bewaldeten Berghängen des Mount Hakone beheimatet, bevorzugt das Japanische Berggras auch hierzulande halbschattige Plätze, wo es dann erstaunlich viel Trockenheit verträgt. Je sonniger der Standort, desto feuchter sollte der Boden sein. „An sonnigen Plätzen gefällt mir persönlich Hakonechloa macra sehr gut, also die dunkelgrüne botanische Wildart. Seine wahre Bestimmung findet dieses Gras aber tatsächlich im Halbschatten, denn hier entfalten die mehrfarbigen Spielarten des Japanischen Berggrases ihre faszinierende Wirkung“, erklärt Klaus-Peter Manig. Eine wahre Lichtgestalt ist etwa die bis zu 55 cm hohe, goldgrün schimmernde Sorte ’All Gold‘, die selbst düsteren Ecken ein freundliches Antlitz verleiht. Auch die weißgrün gestreifte Auslese ’Albostriata‘ (bis 70 cm hoch) und die gelbgrün gestreifte Sorte ’Aureola‘ (bis 60 cm hoch) bringen Licht ins Dunkel und beleben absonnige Rabatten mit ihrem extravaganten Streifenlook. Dass Schnecken Hakonechloa trotz des saftigen Aussehens ignorieren, wird Gartenfans ebenso gefallen wie der winterliche Zieraspekt: Die so wunderbar weich und üppig aussehenden Gräserhorste halten ihre Form auch im trockenen Zustand und schmücken den Garten bis zum Neuaustrieb. „Im Februar schneidet man das Gras bodennah zurück und kann sich dann schon bald über frische grüne Spitzen freuen. Bis sich die stattlichen Gräserpoufs wieder komplett herausgebildet haben, vergehen zwar einige Wochen, doch diese kleine Lücke lässt sich mit Zwiebelblumen hervorragend schließen“, empfiehlt Staudenexperte Manig. Ist der Frühling erst ins Land gezogen, vollzieht sich sodann das immer wiederkehrende Wunder der scheinbar über Nacht erwachten Natur. Seite an Seite mit Funkien (Hosta), Farnen, Elfenblumen (Epimedium) und anderen Blattschmuckstauden erschafft Hakonechloa atmosphärisch dichte Gartenbilder von geradezu meditativer Wirkung, die einer Auszeichnung zur „Staude des Jahres“ definitiv würdig sind.

Steckbrief Japanisches Berggras 

Familie

Süßgräser (Poaceae)

Gattung

Zwergschilf (Hakonechloa)

Arten

Hakonechloa macra (es gibt nur diese eine Art)

Verbreitung

Japan

Lebensdauer

mehrjährig

Aussehen

Die malerisch überhängenden Halme bilden kompakte kissenartige Blatthorste; schöne gelbliche bis ockerfarbene beziehungsweise orangebraune Herbstfärbung; je nach Sorte 35 bis 70 cm hoch

Blüte

Die zarten Ährchen erscheinen gleichmäßig zwischen den Halmen verteilt und passen sich den weichen Konturen des Grases an

Besonderer Gartenwert

  • bildet dichte, gleichmäßige runde Kissen
  • intensives, frisches Grün 
  • spektakuläre mehrfarbige Sorten 
  • attraktiver Herbst- und Winteraspekt 
  • keine oder nur kurze Ausläufer bildend
  • vielseitig einsetzbar
  • robust und pflegeleicht
  • im Halbschatten gut trockenheitsverträglich 
  • wunderschön auch in Gefäßen 

Auszeichnungen

Hakonechloa macra sowie die Sorten ‘Aureola‘,‘Albostriata‘ und ‘All Gold‘ wurden vom Arbeitskreis Staudensichtung ausgezeichnet (mehr Infos unter www.staudensterne.de)

Achillea - Staude des Jahres 2021

Begabte Garben

(Text: Bund deutscher Staudengärtner, www.staude-des-jahres.de)

Sie begann ihre Karriere als Heilpflanze – heute folgt ein Laufsteg-Auftritt auf den anderen: Die Schafgarbe gehört zu den Stars der Gartenszene und wurde nun völlig zu Recht zur „Staude des Jahres 2021“ gekürt.


Foto: Klaus Zimmermann

Kraftpaket für die Gesundheit

Rupfen, kauen, rupfen, kauen und zwischendurch ein erholsames Schläfchen – Schafe scheinen ihr Leben im Dauerzustand der Tiefenentspannung zu verbringen. Ein echtes Vorbild sind die wolligen Sympathieträger aber nicht nur aufgrund ihrer Gelassenheit, sondern auch wegen ihrer medizinischen Fachkenntnisse. Seit jeher setzen sie bei der Gesundheitsvorsorge auf eine Pflanze, die sich schon vor Jahrhunderten auch in der Humanmedizin einen Namen machte: die Schafgarbe.

„Insbesondere die Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium) ist für ihre segensreichen Inhaltsstoffe bekannt, deshalb trägt sie auch so klangvolle Namen wie „Jungfraukraut“, „Blutstillkraut“ oder „Grundheil“, erklärt Wolfgang Siebler von der Gärtnerei Stauden-Siebler im niedersächsischen Schwarmstedt. Auch der botanische Gattungsname Achillea verweise auf die heilenden Eigenschaften der mehrjährigen Pflanze, von der bereits der griechische Sagenheld Achilleus profitiert haben soll. „Die Artbezeichnung millefolium – also „Tausendblatt“ – geht hingegen auf die grazilen, fein gefiederten Blättchen zurück.“

 

Zartes Laub, ausdrucksstarke Blüten – auch bei Trockenheit

Tausendblatt. Ein malerischer Name für eine malerische Pflanze, denn Schafgarben sind neben ihren inneren Werten auch echte Schönheiten. „Den Schafen scheint das ziemlich egal zu sein, zumindest hält es sie nicht vom Fressen ab“, meint Siebler augenzwinkernd, „aber dafür begeistert die attraktive Optik uns Zweibeiner umso mehr!“

Die weißen Blütenschirme der Art Achillea millefolium blitzen vorwiegend in Naturgärten auf. Zusammen mit blauviolettem Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), gelbem Wiesen-Hornklee (Lotus corniculatus) und rosaroten Wiesen-Flockenblumen (Centaurea jacea) beispielsweise verleihen sie wiesenhaften Pflanzungen ihr typisches sommerliches Flair.

 

Leuchtende Farben

Ebenfalls eine wunderbar naturhafte Ausstrahlung besitzt die aus Vorderasien stammende Goldgarbe, Achillea filipendulina. Wolfgang Siebler kombiniert die goldgelben Blütenschirme der beliebten, bereits 1952 entstandenen Sorte ‘Coronation Gold’ zum Beispiel gerne mit Königskerzen (Verbascum), Silber-Ährengras (Stipa calamagrostis), Blauraute (Perovskia atriplicifolia) und Hoher Fetthenne (Sedum telephium).
„Zum eigentlichen Höhenflug haben aber beiden Garben-Arten erst vor einigen Jahren angesetzt“, berichtet der Staudenexperte. „Zwar hat der berühmte Staudengärtner Ernst Pagels bereits in den 1990er-Jahren eine Reihe herrlicher Achillea-filipendulina-Sorten gezüchtet, aber er war seiner Zeit offenbar voraus. Jedenfalls finden diese nach wie vor exzellenten Sorten erst heute richtig Anklang – zusammen mit den vielen leuchtstarken Sorten von Achillea millefolium, deren Sortiment von Jahr zu Jahr größer wird.“

 

Vielseitig einsetzbar

Gestalterisch lassen sich beide Gruppen extrem vielseitig einsetzen. „Unverzichtbar sind sie für Prachtstaudenrabatten, insbesondere für Ton-in-Ton-Pflanzungen, aber sie setzen auch fröhliche Farbkleckse in Gräsergärten und passen dank ihrer klaren Formen gut zu moderner Architektur.“
Die Bandbreite reicht von Weiß-, Gelb-, Rot- oder Orangetönen bis zu pastelligen und zweifarbigen Varianten wie den Achillea-filipendulina-Hybriden ‘Terracotta’ und ‘Feuerland’. Einige Sorten ändern zudem ihre Farbe im Laufe der Blütezeit. Achillea millefolium ‘Belle Epoque’ beispielsweise erblüht zunächst in herrlichem Kirschrot, um dann verschiedene Rosanuancen zu kombinieren. Auch die leuchtend violetten Blüten von ‘Lilac Beauty’ verblassen mit der Zeit, jedoch ohne dabei unansehnlich zu werden.

Zur Schere zu greifen, kann sich dennoch lohnen, zumindest nach dem ersten Flor im Juni/Juli. „Wer Verblühtes kontinuierlich ausschneidet, kann im September mit einer zweiten Blüte rechnen“, verrät Wolfgang Siebler. Sind diese Blütenstände ebenfalls verblüht, lässt er die trockenen Triebe ganz bewusst stehen. „Sie bringen schöne Winteraspekte in den Garten und dienen Insekten als Winterquartier, deshalb werden sie erst kurz vor dem Neuaustrieb im Frühjahr entfernt.“

 

Hitzefester Insektenmagnet

Auch zur Blütezeit ziehen die farbenfrohen Korbblütler unzählige Insekten an, denn nahezu alle Schafgarben punkten mit einem reichhaltigen Nektar- und Pollenangebot. „Zu den wenigen Ausnahmen zählt die Gefüllte Bertramsgarbe, Achillea ptarmica ‘Schneeball’ beziehungsweise ‘The Pearl’, die allerdings mit ihren unzähligen reinweißen Blütenkugeln und der langen Blütezeit von Juni bis September gestalterisch wirklich fantastisch ist“, schwärmt Garben-Fan Siebler.
Mit einer Wuchshöhe von 70 cm passt sie perfekt zu den durchschnittlich 60 cm hohen Millefolium-Sorten und den meist etwas größeren, bis maximal 120 cm hohen Filipendulina-Züchtungen. Wie diese beiden Gruppen liebt Achillea ptarmica volle Sonne und im Frühjahr etwas Kompost. Sie braucht jedoch etwas mehr Wasser, während die meisten Schafgarben selbst an trockenen Plätzen problemlos gedeihen – auch polsterbildende Arten wie die wintergrüne, etwa 10 cm hohe Gelbe Schafgarbe (Achillea tomentosa) oder die 15 cm hohe Dalmatiner-Silbergarbe (Achillea ageratifolia).

„Das einzige, was man beachten sollte: Schafgarben sind nicht allzu langlebig. Damit sie dauerhaft erhalten bleiben und üppig blühen, sollte man sie alle drei bis vier Jahre teilen“, rät Wolfgang Siebler. Vielen Achillea-Fans passt das ganz ausgezeichnet, denn bei einem einzigen Exemplar bleibt es selten – Schafgarben sind Herdentiere.

 

Panicum - Staude des Jahres 2020

 

Panicum - eine etwas kritische Betrachtung (Link zum Artikel der Fachgruppe Gräser)

Ziergras mit Zukunft

(Text und Fotos: Bund deutscher Staudengärtner, www.staude-des-jahres.de)

Zugegeben, der deutsche Name könnte prickelnder sein: „Rutenhirse“ klingt eher nach altem Zwieback als nach etwas, das man im Garten haben möchte. Dabei ist die Staude des Jahres 2020 – Panicum – das genaue Gegenteil von langweilig und verstaubt! Attraktiv, robust und trockenheitsverträglich gehört das Ziergras zu den aktuellen Stars der Gartengestaltung und überrascht immer wieder mit neuen, spektakulären Sorten – und gleich viel klangvolleren Sortennamen wie ‘Northwind’, ‘Warrior’ oder ‘Thunder Cloud’.


Die gelbgrünen Halme der Rutenhirse ‘Warrior’ verleihen der herbstlichen Rabatte eine fröhliche Note. Lampenputzergras (Pennisetum) und Chinaschilf (Miscanthus) setzen silbrige Glanzlichter.
©2020 Bund deutscher Staudengärtner

Seit 20 Jahren im Aufwind

Einer, der den Aufstieg der Gattung Panicum genau verfolgt hat, ist Bernd Hertle. Der Professor für Freilandzierpflanzen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ist auch als Vorsitzender des Arbeitskreises Staudensichtung immer auf dem Laufenden über die aktuellen Entwicklungen in der Züchtung und Pflanzenverwendung.

„Meine erste Begegnung mit der Rutenhirse hatte ich zu Beginn meines Gartenbaustudiums im Sichtungsgarten von Weihenstephan“, erinnert sich Hertle. „Dort stand inmitten einer prachtvollen Asternpflanzung die Panicum-virgatum-Sorte ‘Strictum’ – eine aufrecht wachsende, sehr standfeste Auslese mit rotbraunen Blütenständen, deren Halme sich im Herbst leuchtend gelb verfärben. Sie war 1950 die erste hierzulande erhältliche Sorte und stammte von Karl Foerster selbst – dem berühmten Staudengärtner und -züchter, der ja die Gräser überhaupt erst in den Fokus der Gartengestaltung gerückt hat.“
Heute leitet Bernd Hertle die Weihenstephaner Gärten und die Rutenhirse gehört längst zum festen Inventar. „Auf die drei, vier Panicum-Sorten meiner Studentenzeit folgte nämlich vor etwa 20 Jahren ein regelrechter Gräserboom, als der Präriestauden-Trend aus den USA nach Deutschland schwappte“, berichtet der Staudenexperte. Es war also höchste Zeit, das Sortiment genauer unter die Lupe zu nehmen: Rund 30 Sorten wurden im Rahmen der Staudensichtung (siehe Kastenelement) aufgepflanzt und vier Jahre lang regelmäßig bewertet – auch in Weihenstephan.


Oben: Rutenhirse ‘Squaw’ zeigt sich im Sommer in frischem Grün mit rötlichen Blattspitzen.
Unten: Ab September bringen violettrote Blütenrispen und eine rostrote Laubfärbung spannende Farbeffekte ins Beet.
©2020 Bund deutscher Staudengärtner

Grandiose Gartenwirkung

Das Ergebnis bestätigte die herausragenden Qualitäten insbesondere vieler Echter Rutenhirsen (Panicum virgatum). „Sie sind wunderschön, gestalterisch anpassungsfähig und absolut pflegeleicht“, fasst Bernd Hertle zusammen. „Als sogenannte Late-Season-Grasses entwickeln sie sich im Frühjahr etwas langsamer und blühen erst im Juli/August, sehen dann dafür aber umso prächtiger aus.“
Die mal straff aufrecht wachsenden, mal sanft übergeneigten Halme sind je nach Sorte grün, graublau oder glänzen schon ab dem Frühsommer mit attraktiven roten Spitzen. Zur Farbenvielfalt der Halme gesellen sich die zarten Gräserblüten, die wie zarte Schleier über und zwischen den scharf umrissenen Konturen der Blatthorste schweben. Im Herbst warten schließlich zahlreiche Sorten mit einer herrlichen Herbstfärbung zwischen leuchtendem Gelb und glühendem Rot auf.

Vielseitig und pflegeleicht

„Gestalterisch ist noch viel mehr möglich als die nach wie vor sehr beliebten Präriepflanzungen“, regt Hertle zum Experimentieren an. „Panicum passt längst nicht nur zu Scheinsonnenhut (Echinacea), Prachtscharte (Liatris) und Indigolupine (Baptisia), sondern auch in klassische Staudenrabatten. Zum Beispiel zu Stauden-Pfingstrosen (Paeonia lactiflora), von denen ja ebenfalls viele eine schöne herbstliche Laubfärbung annehmen, zu Astern oder zu Herbst-Chrysanthemen (Chrysanthemum indicum).“ Über den Standort muss man sich dabei keine großen Gedanken machen, einzig volle Sonne ist ein Muss. „In der Natur ist Panicum von Südkanada bis nach Mexico verbreitet und an den unterschiedlichsten Standorten zu finden. Davon profitieren auch die Gärten: Die meisten Gartensorten gehören der Art Panicum virgatum an und gedeihen auf allen mäßig trockenen bis frischen Böden. Für sehr leichte, sandige Böden und an Straßenrändern, wo viele Pflanzen unter Streusalzeinträgen leiden, eignet sich die Bittere Rutenhirse (Panicum amarum) ‘Dewey Blue’ besonders gut.“
Und das nahezu ohne Pflege. „Während der vierjährigen Sichtungszeit haben wir die Pflanzen nicht ein einziges Mal gewässert, doch bis auf wenige sehr breitblättrige Sorten zeigten sie keinerlei Trockenschäden. Düngen ist auf den typischerweise gut versorgten Gartenböden ebenfalls überflüssig.“

Auch im Winter attraktiv

Lediglich einen jährlichen bodennahen Rückschnitt sollte man den attraktiven Gräsern gönnen. „Aber damit unbedingt bis zum zeitigen Frühjahr warten, sonst beraubt man sich der reizvollen Winteraspekte“, erklärt Bernd Hertle und verrät auch gleich noch seine persönlichen Favoritinnen. „Den besten Winteraspekt hat meiner Ansicht nach ‘Northwind’, die ich auch sonst sehr schätze. Sehr positiv ist mir auch die wüchsige, 1,50 Meter hohe neue und noch rare Sorte ‘Badlands’ aufgefallen, die ein fantastisches kupferfarbenes Herbstkleid hat.“ Von den hohen Sorten gefällt Hertle die bis 2,20 Meter hohe, ebenfalls neue Sorte ‘Thunder Cloud’ am besten. „Und nach wie vor finde ich auch ‘Strictum’ sehr schön mit ihren feinen Fruchtständen und der beeindruckenden Herbstfärbung.“ Irgendwo im Sichtungsgarten, davon ist auszugehen, wird man diese und manch andere Rutenhirse wohl immer antreffen – sie ist definitiv ein Gras mit Zukunft.

 

Edle Disteln - Staude des Jahres 2019

Edle Disteln - Kühne Recken für den Garten

(Text und Fotos: Bund deutscher Staudengärtner, www.staude-des-jahres.de)

Bei der Staude des Jahres 2019 handelt es sich nicht um eine einzelne Pflanzengattung, sondern um eine ganz Gruppe. Die Gemeinsamkeit sticht, Pardon, liegt auf der Hand. „Disteln besitzen Dornen. Mal mehr, mal weniger, mal sind nur die Blattränder mit piksenden Fortsätzen bewehrt, mal auch die Stängel und Blütenkelche. In jedem Fall wissen sich die meisten Disteln ganz gut vor potenziellen Fressfeinden zu schützen“, fasst Georg Uebelhart zusammen, Geschäftsführer des Staudensamenproduzenten Jelitto. Richtig eingesetzt haben sie das Zeug zum Gartenstar – wunderschön, robust und ausgesprochen nützlich.


Spektakulärer Auftritt – mit seinem fein geschlitzten Kragen strahlt und funkelt das Alpen-Mannstreu (Eryngium alpinum) wie eine Wunderkerze.
©2019 Bund deutscher Staudengärtner

Vielseitige Gartenstauden

In Bauerngärten und den späteren Freizeitgärten finden sich seit jeher diverse Distelarten, vor allem aufgrund ihrer schönen Optik – so unterschiedlich eben jene auch sein mag, oder vielleicht auch gerade wegen dieser Bandbreite. Viele Mannstreu-Arten etwa erinnern an stolze Ritter, die sich zum Turnier rüsten. Metallisch glänzend funkelt beispielsweise das Elfenbein-Mannstreu ‘Silver Ghost’ (Eryngium giganteum) dem Betrachter entgegen. Hocherhobenen Hauptes präsentiert es seine aus unzähligen Einzelblüten zusammengesetzten Blütenhelme, jeder gesäumt von einem zackigen Kragen über grün-silbrigem Laub.

Den Platz sowohl in modern gestalteten Gärten als auch in naturnahen Anlagen musste sich der edle Recke allerdings gar nicht erst erkämpfen, er wurde und wird ihm ganz und gar freiwillig gewährt, weiß Georg Uebelhart, selbst ein bekennender Distel-Fan.

Bewundernde Blicke rufen auch Gefolgsleute wie das faszinierende Flachblatt-Mannstreu (Eryngium planum) hervor, dessen Blütenstände in pulsierendem Stahlblau leuchten, oder die zahlreichen Arten und Sorten der Kugeldistel (Echinops). Deren morgensternähnliche bläulichen oder weißen Blütenstände sind für architektonisch gestaltete Gärten wie geschaffen, aber auch in Prärie- und Steppenpflanzungen sehr gefragt.  


Oben: Verlockend – Kugeldisteln (Echinops) ziehen zur Blütezeit unzählige Hummeln, Honigbienen und andere Insekten an.
Unten: Held in schimmernder Rüstung – das Riesen-Mannstreu (Eryngium giganteum) präsentiert seine Blütenhelme.
©2019 Bund deutscher Staudengärtner

Perfekt gestylt für Beet und Vase

„Gerade die hohen Arten von Eryngium und Echinops sind hervorragende Strukturbildner, die sowohl in Einzelstellung als auch in Gruppen großartig wirken. Es gibt aber auch niedrigere Arten und Sorten, die sich für die vorderen Beetreihen eignen“, erklärt der Samenproduzent und Staudenzüchter.

Mannstreu und Kugeldisteln lassen sich effektvoll mit Ziergräsern kombinieren: Die sich sanft im Wind wiegenden Ähren und Halme von Federgras (Stipa tenuissima), Indianergras (Sorghastrum nutans) oder Reitgras (Calamagrostis) schmeicheln den wehrhaften Staudenschönheiten und betonen ihre markanten Konturen.

Eine ähnliche Wirkung haben filigrane Blütenstauden wie Prachtkerze (Gaura), Blauraute (Perovskia) oder Skabiose (Scabiosa): Ihre zierlichen Einzelblüten umflirren die hoch aufgerichteten Disteln wie die tatsächlich in großer Zahl anzutreffenden Insekten, die sich am Nektar und Pollen laben.

Überhaupt lassen sich Disteln dank ihrer einzigartigen Gestalt erstaunlich vielseitig kombinieren – zu den Blütensonnen von Sonnenhut (Rudbeckia), Sonnenbraut (Helenium) oder Rotem Sonnenhut (Echinacea) passen sie ebenso gut wie zu doldenförmigen Blütenständen – etwa der Schafgarbe (Achillea) oder verschiedener Wolfsmilcharten (Euphorbia) – wie auch zu den Blütenkerzen von Fingerhut (Digitalis), Königskerze (Verbascum) oder Fackellilie (Kniphofia).

Die deutlich niedrigeren Gold- und Silberdisteln (Carlina vulgaris, C. acaulis) glänzen vor allem in Stein- und Naturgärten – wortwörtlich, denn ihre harten Hüllblätter reflektieren das Sonnenlicht, wohingegen sie sich bei aufziehendem Regen oder Nebel schützend über dem Kreis von Röhrenblüten schließen.

Auch in der Vase glänzen edle Disteln mit ihrem extravaganten Aussehen. Zudem sind sie wie gemacht für lange haltbare Trockensträuße und -gestecke. Kugel-, Gold- und Silberdisteln werden geschnitten, sobald sich die ersten Röhrenblüten öffnen, Mannstreu sollte voll erblüht sein.

Optisch und ökologisch wertvoll

Allen edlen Disteln gemein sind die Blütezeit im Hochsommer und die attraktiven Fruchtstände. „Sie bringen einen fantastischen Herbst- und Winteraspekt in den Garten, gerade in Verbindung mit Raureif oder Schnee. Das sollte man unter keinen Umständen versäumen, und sie darum erst im Frühjahr zurückschneiden“, betont Georg Uebelhart. „Vorm Versamen muss man keine Angst haben, das hält sich in gärtnerfreundlichen Grenzen.“ Zumal sich nicht nur die Menschen an den Fruchtständen erfreuen: Der Distel-Fink und viele andere Vögel, aber auch Insekten und Kleinsäuger lieben die nahrhaften Samen, die sie geschickt aus den starren Hüllen picken, anbohren oder vom Erdboden aufsammeln.

„Disteln sind für Naturliebhaber ohnehin geradezu ein Muss im Garten – auch die früher als Unkraut verpönten, aber ebenfalls sehr hübschen Wildarten“, erläutert Georg Uebelhart. „Sie alle produzieren im Sommer Unmengen an Nektar und Pollen, weshalb sie unzählige Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten anlocken. Ihre Blätter dienen obendrein vielen Schmetterlingsraupen als Futter – denen des Distelfalters zum Beispiel.“

 

Hemerocallis - Staude des Jahres 2018

Taglilien – die Unermüdlichen

(Text und Fotos: Bund deutscher Staudengärtner, www.staude-des-jahres.de)

Es gibt Pflanzen, denen scheint das Wissen um die eigene Schönheit eine wunderbare Gelassenheit zu verleihen. Wie den Taglilien. Mit ihren schimmernden Blütentrichtern und dem eleganten grasartigen Laub sind sie echten Lilien und anderen Prachtstauden an Attraktivität mindestens ebenbürtig, in puncto Pflegeleichtigkeit aber haushoch überlegen. Der Bund deutscher Staudengärtner wählte Hemerocallis zur Staude des Jahres 2018, denn auch in Fachkreisen hat sie viele Liebhaber.


Im riesigen Tagliliensortiment reicht die Farbpalette von Weiß über verschiedenste Gelb-, Orange-, Rosa-, Rot- und Violetttöne bis hin zu fast schwarzen Nuancen
© 2017 Bund deutscher Staudengärtner (BdS)

Perfekt für Garteneinsteiger und Berufstätige

„Karl Foerster hat die Taglilie mal als „Blume des intelligenten Faulen“ beschrieben, und das ist sie wirklich“, findet Anna Bremermann von Bremermann Stauden in Wiefelstede. „Neben einer ordentlichen Portion Dünger im Frühjahr – am besten nach Packungsanleitung mit einem Volldünger – beschränkt sich die Pflege darauf, im Herbst die Wurzelstöcke zu teilen, falls die Pflanzen nach einigen Jahren weniger blühfreudig werden.“ Ansonsten sind die allermeisten Taglilien ausgesprochen robust und winterhart. Eine gute Wasserversorgung und entsprechenden Winterschutz vorausgesetzt, kann man die dankbaren Stauden sogar im Topf ziehen.

Überwältigende Sortenvielfalt

Der geringe Pflegeaufwand ist das eine, Anna Bremermann fasziniert an Taglilien aber vor allem die riesige Sortenvielfalt. „Große oder kleine Blüten, einfache oder verspielte, schlanke oder breite – und das in unzähligen Farbtönen und teilweise mit Duft – weltweit gibt es zigtausend Sorten, allein bei der Amerikanischen Hemerocallis Gesellschaft sind über 81.000 registriert“, berichtet die Staudenexpertin. Die Farbpalette hält unzählige Varianten bereit, von Weiß über unterschiedlichste Gelb-, Orange-, Rot- und Violetttöne bis hin zu mehrfarbigen Sorten. Die Blütengröße reicht von niedlichen 4 cm Durchmesser bis zu sagenhaften 20 cm, die Form von einfachen schmalen Blütenblättern über gefüllte oder gerüschte Varianten bis hin zu sogenannten UFOs – ungewöhnlichen Formen, die beispielsweise sehr lange gedrehte Blütenblätter besitzen.


Oben: Typisch für Taglilien sind die nach oben gebogenen Staubfäden. Damit die Blüten optimal zur Geltung kommen, stehen sie am besten vor einem ruhigen Hintergrund.
Unten: Strahlendes Gelb trifft sattes Rot – viele Tagliliensorten zeigen eine dunklere Farbe (Band, Halo, Auge) in der Mitte.
© 2017 Bund deutscher Staudengärtner (BdS)

Wochenlang konkurrenzlos schön

Dass jede einzelne Taglilienblüte tatsächlich nur einen Tag lang hält, fällt angesichts der überwältigenden Blütenfülle gar nicht weiter auf. „An einem sonnigen Platz blühen Taglilien wochenlang überreich. Viele Sorten vertragen sogar Halbschatten, sie blühen dann lediglich etwas weniger üppig“, erläutert Anna Bremermann. Wie die Taglilien in den Garten eingebunden werden, ist in erster Linie Geschmackssache. „Die einfachen Sorten sehen zum Beispiel in Gesellschaft von Bauerngartenpflanzen sehr schön aus. Ihr attraktives grasartiges Laub kaschiert ganz neben die oft verkahlenden Stängel von Phlox und Astern“, empfiehlt die Staudengärtnerin. „Besonders auffällige Sorten würde ich hingegen eher mit schlank-aufrecht wachsenden Ziergräsern kombinieren, damit nichts von den beeindruckenden Blüten ablenkt.“

Blüten zum Schwelgen und Naschen

Anna Bremermanns besonderer Tipp: „Taglilienblüten sind essbar und in Maßen genossen gut bekömmlich. Ihre Blütenblätter sind schön knackig und schmecken je nach Sorte sehr unterschiedlich, teils sogar recht scharf, deshalb verwende ich sie gerne als Salatdeko.“

 

Bergenie - Staude des Jahres 2017

Bergenie – verführerisch verlässlich

(Text und Fotos: Bund deutscher Staudengärtner, www.staude-des-jahres.de)

Rosen, Schneeglöckchen, Taglilien – es gibt Pflanzen, derentwegen werden weite Reisen unternommen, Feste veranstaltet und Gesellschaften gegründet. Es gibt Pflanzen, die sind unauffälliger, aber treu und unkompliziert und werden deshalb hochgeschätzt. Und es gibt die Bergenie (Bergenia). Attraktiv in Blatt und Blüte, vielseitig, unkompliziert und verlässlich und noch dazu in zahlreichen wintergrünen Varianten erhältlich – mit diesen Eigenschaften hätte jede andere Staude längst einen eigenen Fanclub; die Bergenie jedoch war lange Zeit ein klarer Fall von „verkanntes Genie“.

„Und das nur aufgrund eines Missverständnisses“, bedauert Annemarie Eskuche von der gleichnamigen Staudengärtnerei im niedersächsischen Ostenholz. „Die Bergenie galt jahrzehntelang als Schattenpflanze und wurde entsprechend zusammen mit Prachtspieren (Astilbe), Farnen und Schattengräsern an wirklich dunkle Plätze unter Bäumen gepflanzt. Dort fühlt sich jedoch eigentlich nur die Kaschmir-Bergenie (Bergenia ciliata) richtig wohl, eine der wenigen nicht wintergrünen Arten. Alle anderen Bergenien vertragen zwar lichten Schatten, entwickeln sich aber umso besser, je sonniger sie stehen.“


Jedes Blütenbüschel ein kleines Sträußchen: 'David' (Bergenia Hybride) schmückt sich ab April mit leuchtend rosaroten Blüten – ein reizvoller Kontrast zu den vom Winter noch rot-grün verfärbten Blättern.
Foto © 2017 Bund deutscher Staudengärtner (BdS)

Super Solisten und tolle Teamplayer

Dass sich Bergenien am liebsten auf sonnigen Flächen tummeln, überrascht nicht, wenn man ihre Herkunft kennt: Die robusten Stauden mit den festen Blättern, den fleischigen Blütenstängeln und den in üppigen Büscheln erscheinenden Blütenglocken stammen aus Gebirgsregionen in Ostasien. Dort wachsen die meisten Arten auf Kies- und Geröllflächen mit einigermaßen frischer, nährstoffreicher Erde. „Entsprechend sollten sie auch im Garten verwendet werden, dann sind sie unschlagbar robuste, ganzjährig schöne Strukturpflanzen und blühen überreich“, empfiehlt Annemarie Eskuche. Im Beet bilden Bergenien beispielsweise den passenden Kontrast zu zarten Gräsern und grazilen Stauden wie der Sterndolde (Astrantia), auch in Kombination mit verschiedenen Wolfsmilcharten (Euphorbia), Storchschnabel (Geranium) und Astern kommen sie gut zur Geltung. „Beliebt sind Bergenien aber auch als elegante Einfassungsstauden, denn sie kaschieren Beetränder, ohne zu Stolperfallen zu werden. An Teichen fügen sie sich außerhalb der Sumpfzone harmonisch in die Uferbepflanzung ein. Und in Steingärten oder Pflanzgefäßen können sie sich einzeln oder in Gruppen endlich einmal richtig in Szene setzen.“


Oben: Zu den breiten Bergenienblättern passen Ziergräser, Farne und andere Stauden mit eher schlanken, in die Höhe strebenden Strukturen.
Unten: Leuchtfeuer - Die Sorte 'Wintermärchen' (Bergenia purpurascens) wird gerade mal 20 bis 30 cm hoch, aber ihre fantastische Blattfärbung nach dem ersten Frost ist nicht zu übersehen.

Foto © 2017 Bund deutscher Staudengärtner (BdS)

Adrett und anpassungsfähig

Die Gartenszenerie beleben, das können Bergenien wirklich und zwar rund ums Jahr – das bekanntlich im Winter beginnt. Der hat bei Bergenien seinen ganz besonderen Reiz: Sobald der erste Frost seinen eisigen Atem über die glänzenden Blätter gehaucht hat, erglühen sie in den herrlichsten Rottönen. Dieser wunderhübsche Anblick bleibt auch dann noch erhalten, wenn sich je nach Art und Sorte von März bis Ende Mai feste Stängel mit großen weißen, rosafarbenen, pinken oder purpurroten Glockenblüten aus der Erde schieben. „Erst danach werden die alten Blätter allmählich braun und sollten herausgezogen werden, damit die frischgrünen neuen richtig zur Geltung kommen“, rät Eskuche. Der einzige Nachteil an den hiesigen Wintern: Sie bringen nur selten eine schützende Schneedecke. „Sehr früh blühende Sorten sind daher spätfrostgefährdet und sollten nur an geschützten Stellen gepflanzt werden.“ Das macht aber gar nichts, denn das Sortiment hält zahlreiche später blühende, aber äußerst attraktive Sorten bereit. „’Pink Dragonfly’ ist wegen der spannenden Farbkombination einer meiner Favoriten: Über dem leuchtend roten Herbstlaub öffnen sich zartrosafarbene Blüten, die nach einiger Zeit in Lachsrosa umschlagen“, schwärmt die Staudengärtnermeisterin. Auch ‘Joker’ (rosa, dezente Herbstfärbung), ‘Oeschberg’ (pink, intensive Herbstfärbung) und ‘Eroica’ (pinkviolett, im Herbst rotgrün mit leuchtend roter Blattunterseite) zählen zu ihren Lieblingssorten. „Außerdem die rosafarbene Sorte ‘Herbstblüte’, die sieht nicht nur toll aus, sondern blüht außerdem ab August ein weiteres Mal“, freut sich Annemarie Eskuche. Wer weiß, das mit dem Fanclub für die Bergenie könnte letztlich doch noch klappen.

 

Liste der Staude des Jahres

2025 Brunnera (Kaukasusvergissmeinnicht)
2024 Lythrum (Weiderich)
2023 Monarda (Indianernessel)
2022 Hakonechloa, das Japanische Berggras
2021 Achillea (Schafgarbe)
2020 Panicum (Rutenhirse)
2019 Edle Disteln
2018 Hemerocallis
2017 Bergenia
2016 Iris
2015 Carex
2014 Epimedium
2013 Euphorbia
2012 Knöterich
2011 Sedum
2010 Nepeta
2009 Hosta
2008 Helenium
2007 Veronica
2006 Phlox
2005 Anemone
2004 Geranium
2003 Salvia
2002 Aster
2001 Campanula