
Für Januar, Februar und März 2023 sind 3 ZOOM-Vorträge von Mitgliedern unserer Gruppe geplant. Der Link zum jeweiligen Vortrag wird den Gruppenmitgliedern einige Tage vorher mitgeteilt.
Jahrestreffen 2023 im Raum Bonn/Krefeld/Essen
Das Jahrestreffen 2023 findet vom 28.4. bis 2.5. im Raum Bonn, Krefeld, Essen statt. Besucht werden Privatgärten, Gärtnereien und der Pflanzenraritätenmarkt auf der Gruga in Essen.
Jahrestreffen 2022 im Raum Regensburg
Jahrestreffen der FG Kleinbleibende und langsam wachsende Pflanzen 2022
Text BERND SCHÜßLER – Fotos von diesem und DR. CHRISTOPH ROHLFS
Das Treffen fand vom 16. – 19. Juni in der Umgebung von Regensburg statt.
STAUDENGÄRTNEREI SARASTRO
Los ging´s diesmal auf dem Gelände der Staudengärtnerei Sarastro in Orth im Innkreis/Österreich.
Zu Beginn Blick zum Himmel, Regenschirm raus, Begrüßung der „alten“ Mitglieder und der „Neuen“ (die Fachgruppe ist inzwischen auf 30 Mitglieder angewachsen). Es erwartete uns der Inhaber, der offenbar nicht nur Staudenzüchter, sondern auch Zauberlehrling in Wettersachen ist, denn sein erneuter Blick zum Himmel schüchterte den inzwischen einsetzenden Regen dermaßen ein, dass er auf der Stelle sein Tun seinließ. Christian H. Kreß, den Meisten sicher von Staudenmärkten, seinen informativen Rundbriefen oder sonstigen Publikationen bestens bekannt, lieferte uns im Zuge der Führung durch seine wunderbaren Schaugärten einen hochinteressanten Einblick in seinen Werdegang als Gärtner, den Aufbau seiner Gärtnerei und seine Pflanzenwelt. Es ist eben immer noch ein riesiger Unterschied, die diversen Gestaltungsideen dieses genialen Hans–Dampf–in–allen–Gassen der Staudenwelt (nur) auf den weit verbreiteten Abbildungen zu sehen oder sie an Ort und Stelle in natura zu erleben. In bester Erinnerung bleiben sein Loblied auf die Gattung Amsonia, die nach seiner Meinung viel zu wenig Beachtung findet, obwohl sie doch alles biete, was in Habitus und Blüte eine gute Staude ausmache und noch dazu im Herbst ein Feuerwerk an Farben liefere. Zum Glück blieb danach noch genügend Zeit, das gewaltige Staudensortiment zu durchstöbern und deshalb wechselte auch so manches Schätzchen nicht nur den Besitzer, sondern gleich darauf auch das Land, denn auf mautfreien Wegen ging es nun zum ersten Übernachtungsquartier nahe Landshut.
©2022 Bernd Schüßler/Dr. Christoph Rohlfs
Staudengärtnerei Sarastro
GARTEN PRÖßDORF
Zu den spannendsten Ereignissen einer Fachgruppenreise gehören sicher die Besichtigungen von Privatgärten der Mitglieder. Besteht der Reiz derselben doch gerade darin, dass sie sich in Größe, Konzeption und Bepflanzung in erfreulicher Weise unterscheiden und selbst für ausgefuchste Pflanzenkenner immer noch die eine oder andere Rarität vorhalten. Ein grandioses Paradebeispiel dafür liefert auf nur 300 qm der Garten von Eberhard Prößdorf in Landshut. So klein, so fein, das wäre die Kurzbewertung. Diese würde allerdings Eberhards Schmuckstück allein nicht gerecht. Seine überwiegend als Steingarten konzipierte Anlage schmiegt sich in L-Form ums. Wohnhaus und fällt von der Straße her leicht ab. Der niedrige Zaun zeigt, dass Eberhard auch den Passanten einen Blick in sein Paradies erlaubt. Geradezu genial, in welcher Harmonie es ihm trotz des beschränkten Platzes gelungen ist, nicht nur ein kleines Kalthaus für seine alpinen Schätze, davor ein Minimoor und mittendrin noch einen Sitzplatz anzulegen, damit seine Frau Gisela und er die wunderbaren Steingartenschätze auch mit Muße genießen können. Natürlich gehört die Hauptblüte eines mit dem weiten Spektrum der alpinen Stauden und Zwiebelblumen bestückten Gartens im Flachland im Juni der Vergangenheit an. Was dennoch zu sehen war, begeisterte restlos. So wurden wir eines durchaus nicht leicht zu haltenden blühenden Exemplars einer Schopfteufelskralle (Physoplexis comosa) ansichtig, sahen im schattigeren Bereich einen stattlichen Taiwan-Frauenschuh (Cypripedium formosanum), am Hang einen stolz blühenden spanischen Fingerhut (Digitalis obscura var. aldeghemata) und schließlich als absoluter botanischer Höhepunkt im Kalthaus ein nur weniges Zentimeter hohes, über und über mit Blüten bedecktes Waldmeister-Halskraut (Trachelium asperuloides, s. Bild Nr. 4). Lieber Eberhard, Respekt dafür und noch einmal herzlichen Dank für deine großzügig verteilten Zwiebelschätze.
©2022 Bernd Schüßler/Dr. Christoph Rohlfs
Garten Prößdorf
WEIHENSTEPHANER GÄRTEN
Der Rest des Tages gehörte den Weihenstephaner Gärten. Diese dienen der Ausbildung von Studierenden sowie der Forschung und Sichtung von Freilandzierpflanzen. Allein der 1947 gegründete Sichtungsgarten für Stauden und Gehölze verfügt über eine imponierende Fläche von fünf Hektar. Durch dessen in die klassischen Lebensbereiche gegliederte faszinierende Pflanzenwelt führte uns die Leiterin des technischen Betriebs, Frau Ulrike Leyhe. Mit großem Interesse verfolgten wir deren Ausführungen zur konkreten Durchführung einer Staudensichtung, in der Stauden- und Gehölzsortimente auf ihren Gartenwert hin geprüft werden. So lernten wir am Beispiel des Sortiments der Steppensalbei (Salvia nemorosa), dass der eigentlichen Staudensichtung zunächst eine einjährige Phase vorausgeht, in der die von diversen Staudengärtnereien eingesandten Namenssorten überhaupt erst einmal auf ihre Sortimentsgleichheit hin geprüft werden. Erst wenn so die Identität der Namenssorten feststeht, folgt im Verlauf der nächsten vier Jahre die eigentliche Sichtungsprüfung. Begeistert erlebten wir das tolle Farbspiel im sog. Kniphofia- Hang, auch wenn diesem inzwischen die stets von Staunässe bedrohten imponierenden Steppenkerzen (Eremurus) weitgehend fehlen (vgl. dazu den Bericht des Leiters Bernd Hertle, Gartenpraxis 2022, S.20 ff). Wer wollte, durfte schließlich noch die Balkonpflanzen-Schauanlage besichtigen, in der es eine Menge an nicht alltäglichen Kombinationen zur kreativen Gestaltung von Balkonkästen zu bestaunen gab. Auch die Kleingartenanlage mit Mustergärten und großen Flächen mit bezaubernden eingesäten Sommerblumenmischungen sowie der Overdieckgarten boten viel Interessantes und Schönes.
Mit welcher Sorgfalt der „Chef“ unserer Fachgruppe die Reise bis ins Detail vorbereitet hatte, zeigte sich an diesem Abend, betteten wir unsere Häupter doch nach dem munteren Besuch des Biergartens im Traditionswirtshaus Spitalkeller in den Räumen unseres Regensburger Hotels mit dem den Geist der Gruppe bestens kennzeichnenden Namen „Green Spirit“.
©2022 Bernd Schüßler/Dr. Christoph Rohlfs
Weihenstephaner Gärten
GÄRTNEREI BÄUERLEINS GRÜNE STUBE
Für die Bayern unter uns Staudenfreunden gewiss schon vorher eine bekannte „Hausnummer“, war den Nordlichtern das Temperament von Herrn Bäuerlein erstmals durch seinen unterhaltsamen Zoom-Vortrag im vergangenen Winter aufgefallen. Mit vielen anderen Staudengärtnereien ist dessen Grüner Stube eigen, dass sie „irgendwo reichlich ländlich“ gelegen ist. Wer sie schließlich findet, den erwartet neben dem freundlichen Inhaberehepaar eine Gartenanlage vom Feinsten, die alles zu bieten hat, was das Herz eines Staudenfreundes höher schlagen lässt. Das gilt für den am Hang gelegenen Garten gleichermaßen wie für das erlesene Pflanzensortiment, angefangen in der Welt der Dachbegrünung, Steingarten, Prachtstauden, herrlichen Lilien bis hin zu dem phantastischen Birkenhain, den Schattenstauden und einem erstaunlich trocken gehaltenem, dennoch prächtig bestückten und bestens eingewachsenem Moorbeet. Nur ahnen lässt sich, was hier los ist, wenn im Winter die „bescheidene“ Zahl von rund 600 Schneeglöckchensorten aus dem Boden treibt. In weiser Voraussicht, dass die Staudenfreunde bei diesem Sortiment zwangsläufig in Kaufrausch geraten würden, hatten Bäuerleins bereits ausreichend dimensionierte leere Pappkartons bereitgestellt. Wen wundert´s also, dass keiner von uns diese Hilfestellung ignorierte. Was jetzt passierte, kann man getrost mit „Zuschlagen“ beschreiben. Gerne verrät der Unterzeichner, dass er beglückt das Gelände verließ, nachdem er u.a. das letzte Exemplar der züchterischen Neuheit einer ganz besonders filigranen Silberkerze (Cimicifuga) mit dem absolut passenden Sortennamen „Spitzentütü“ ergattert hatte.
©2022 Bernd Schüßler/Dr. Christoph Rohlfs
Gärtnerei Bäuerleins Grüne Stube
NEPAL-HIMALAYA-GARTEN
Ein kulturelles wie botanisches Highlight bot der Tag mit der von Olaf Grabner, dem dortigen „Head-Gardener“, begleiteten Entdeckungsreise durch den sog. Himalaya-Park in Wiesent. Diese führte uns vorbei am großen Teich, dem Shangri La, dem Japan-Garten über den Koi-Teich zu den Glocken aus Myanmar zu seinem Wahrzeichen, dem Nepal-Himalaya-Pavillon. Dies war der nepalesische Pavillon auf der EXPO 2000 in Hannover und ist eine Verbindung aus buddhistischer Stupa und hinduistischer Pagode. An dessen Kunstwerken arbeiteten 800 Handwerksfamilien aus Kathmandu ganze drei Jahre lang. Der „Garten der Glückseligkeit“ wartet mit Buddhas aus Tibet und Nepal sowie Darstellungen hinduistischer Götter, Tempelchen, Brücken und Gebetsmühlen auf und ist üppig mit erlesenen Gehölzen und Stauden aus allen Lebensbereichen bepflanzt, jedes Detail für sich eine Herrlichkeit, in seiner Gesamtheit eine ganz großartige Gartenlandschaft. Begeistert erlebten wir die mehr als drei Hektar große Prärielandschaft am sonnigen Hang im Süden und staunten über die Vielfalt üppigster Schattenstauden im bewaldeten Teil des Parks. Trotz gewisser Grundkenntnisse der Gattung Arisaema etwa vermochte keiner von uns aus der Vielfalt der zum großen Teil beindruckend stattlichen Exemplare alle zu benennen. Kein Wunder bei der stolzen Anzahl von immerhin 4000 verschiedenen Pflanzen, die im gesamten Park angesiedelt sein sollen.
©2022 Bernd Schüßler/Dr. Christoph Rohlfs
Nepal-Himalaya-Garten
GARTEN VOGT-WERNER
Unser Fachgruppenmitglied Petra Vogt-Werner leitet zugleich die GdS- Regionalgruppe Regensburg/ Mittelbayern. Die Besichtigung ihres Gartens hatte Christoph uns für den letzten Tag aufgehoben. Was für ein gelungener Spannungsbogen. Der Hanglage wegen verlangt der Eintritt in Petras Paradies auf 900 qm zunächst eine kleine Bergwanderung. Sie führt vorbei an einer üppigen Vielfalt von Stauden und Gehölzen, darunter zur Rechten eine herrliche Moltkie. Zur Linken schien die stolze breitblättrige Glockenblume (Campanula latifolia var. macrantha) ihr Verblühen höflich just bis zu unserem Verschwinden aufgeschoben zu haben. Oben angekommen erwartete uns eine geradezu überwältigende Pracht. Blühende Strauch- und Ramblerrosen geben einen wundervollen Rahmen für den artenreichen Staudengarten mit seiner riesigen Zahl an ausgesuchten Pflanzen aller Art. Die Dichte der Bepflanzung legt deutlich Zeugnis ab für die von Petras Gärtnerinnenliebe getragene Sammelleidenschaft. Für Kunstsinnige wäre ein Vergleich ihrer Gartenkunst mit der barocken Welt der Asam-Brüder in der Klosterkirche St. Georg der nahegelegenen Benediktinerabtei Weltenburg reizvoll. Große und winzige Funkien versammeln sich in jeweils passenden Töpfen, um vor unseren Lieblingsfeinden, den Nackt- und sonstigen Schnecken sicher zu sein. Ein Sammlergarten kann Gefahr laufen, an Strahlkraft zu verlieren. Dieser Gefahr ist Petra durch das gelungene „Layout“ ihres Gartenreichs gekonnt begegnet. Es ist der beherrschende Apfelbaum im Zentrum, der für Ruhe sorgt. Zur Auflockerung der Vielfalt trägt zudem nicht nur der kleine Gartenteich bei. Ein hübscher Pavillon lädt zum Betrachten und Verweilen ein. Die einzelnen Gartenteile werden durch verschlungene Pfade miteinander verbunden. Kinder würden sie als Geheimpfade bezeichnen. Diese erzeugen Neugierde und Spannung, lenken den Besucher, laden zum Entdecken geradezu ein und lassen im Verein mit dem sehr gepflegten zentralen grünen Teppich an englischem Rasen das Auge wieder zur Ruhe kommen. Bravo Petra, ein toller Garten. Wir ahnen, was es bedeutet, diese Pracht zu pflegen.
©2022 Bernd Schüßler/Dr. Christoph Rohlfs
Garten Vogt-Werner
PFLANZENTAUSCH UND DANK
Wie gut, dass es auf dem eben erwähnten Rasen genügend Schatten gab. So mussten wir doch für den nun mit Spannung erwarteten Pflanzentausch nicht wieder - wie im Vorjahr - wegen der übermäßigen Tageshitze zu nachtschlafender Zeit Renates und Christophs Hotelzimmer dazu zweckentfremden. Der Besuch in Petras Gartenparadies entließ am Ende nur völlig beglückte Staudenfreundinnen und -freunde, von denen die meisten nun geradewegs der Heimat zustrebten, um der hier nicht verratenen großen Zahl an neuen Planzenschätzen alsbald eine würdige neue Heimstatt zu bereiten. Einige besuchten zuvor noch Regensburgs durchaus sehenswerten botanischen Garten.
Bevor indessen alle auseinanderstrebten, erbat der Unterzeichner als letztes anwesendes Gründungsmitglied der FG (außer Christoph) das Wort, um diesem und seiner lieben Renate auf das Herzlichste für die gewiss nicht geringe Mühewaltung bei der ganz vorzüglichen Vorbereitung dieser mit grandiosem Erfolg durchgeführten Gruppenfahrt zu danken. Dieser Dank sei hiermit noch einmal wiederholt. Und wenn unser Wein noch nicht getrunken sein sollte, dann ist´s jetzt gute Zeit dafür!
Das nächste Jahrestreffen ist vom 28.4. – 1.5.2023 für den Raum Bonn / Niederrhein vorgesehen.
Jahrestreffen 2021 in der Pfalz und in den Vogesen
Jahrestreffen der Fachgruppe Kleinbleibende und langsam wachsende Pflanzen 2021
von Bernd Schüßler, Fotos Christoph Rohlfs
Nachdem das für 2020 geplante Treffen der Pandemie zum Opfer gefallen war, haben wir es nun wieder gewagt und es ist gut gegangen.
Am Beginn des Treffens stand der Besuch der Gärtnerei Eidmann in Groß-Umstadt-Semd. Bei 37°C im Schatten suchten alle Teilnehmer natürlich zuerst, ihre zum Tausch mitgebrachten Schätzchen aus den Fahrzeugen in denselben zu schaffen. Der Verbleib in den Autos hätte für viele den sicheren Tod bedeutet. Mit dem ihm eigenen Engagement und Temperament führte uns Herr Eidmann sodann durch das geräumige Gelände der Gärtnerei, die eines der besten deutschen Sortimente im Steingartenbereich zu bieten hat. Zu sehen gab es die verschiedensten, teilweise erst im letzten Jahr neu angelegten Schaugartenbereiche, die in Teilen mit riesigen bepflanzen Tuffsteinen gestaltet sind. Um einige Raritäten reicher verließen wir die wunderbare Gärtnerei.
Eine Stunde später kämpften wir uns durch das Gassengewirr der Altstadt von Weinheim bis zu den uns zugewiesenen Parkhausplätzen des zentral gelegenen Hotels Ottheinrich. Zum geselligen Abendessen trafen wir uns dann in bester Stimmung im Außenbereich einer der vielen Gaststätten auf dem von Fachwerkhäusern gesäumten schönen Marktplatz.
Am folgenden Freitag durften wir ausschlafen, denn der einzige privat geführte Schau-und Sichtungsgarten in Deutschland, der Hermannshof, öffnet seine Tore erst um 10.00 Uhr. Dieser Park bietet ein sich jahreszeitlich stets veränderndes Feuerwerk an Pflanzungen zu den unterschiedlichsten Lebensbereichen, so etwa den Strauchpaeoniengarten, Glyzinienlaubengang, die Lebensbereiche Beet, feuchte und trockene Freifläche bzw. Feuchtwiese und Steppe, Hoch-, Misch- und Kurzgrasprärie. Wir konnten die immer mal wieder eingestreuten herrlichen Lilien, wogende Gräser im Wind, insbesondere aber auch die großartigen europäischen, ostasiatischen und nordamerikanischen Wald- und Waldrandstauden im Lebensbereich Gehölz und Gehölzrand bestaunen, darunter das auch aus der Sicht von Freunden alles Kleinbleibenden ganz besonders eindrucksvolle Exemplar eines riesigen Chinaschirmblatts Dysosma spec. aff. pleiantha var. pleiantha "Big Leaf".
Nach einem kurzen Mittagsimbiss begann der Kampf gegen die Uhr. Es galt noch den traumhaft schönen Garten Zimmermann in Beindersheim zu entdecken, um dann die staubelasteten 217 km zur Gärtnerei Franks Salvias in Umkirch am Kaiserstuhl zu bewältigen. Frau Zimmermann leitet die RG Kurpfalz. Der von ihr und ihrem Ehemann gepflegte Garten stellt ein Musterbeispiel für vollkommene Harmonie in der Gartengestaltung dar, und das trotz der unverkennbaren Leidenschaft der Zimmermanns, auf nur 500qm ihres Hausgrundstücks eine ganze Fülle unterschiedlichster phantastischer Gehölze und Stauden unterzubringen. Respekt dafür - das ist höchste Gartenkunst! Es fiel uns - zumal mit kalter Ente und Schleckereien verwöhnt - daher auch nicht ganz leicht, dieses herrliche Stückchen Erde wieder zu verlassen.
©2021 Christoph Rohlfs
Der Garten Zimmermann
Die Fahrstrecke nach Umkirch zog sich. Doch nachdem auch die letzten Teilnehmer die Staus bewältigt hatten, konnte der mit unerschütterlicher Gelassenheit ausgestattete Frank Fischer mit 3/4stündiger Verspätung die spannende Führung durch sein Salvia-Reich beginnen. Wir durften nun erleben, was eine einzige Pflanzengattung alles zu bieten hat, wenn sie - wie hier - in die Hände eines Spezialisten gerät und diesem das dafür geeignete "magere" Gelände überlassen wird. Ausgehend von seinem Bauwagen führte uns Frank Fischer mit der ihm eigenen lebhaften Mimik und Gestik auf angenehme Weise über das Gelände und in die Welt der durchaus artenreichen Gattung Salvia ein. Was haben wir gelernt? Salvias sind, zumindest in den eher wintermilden Regionen Deutschlands, vielfach härter, als von den meisten angenommen.
©2021 Christoph Rohlfs
Die Gärtnerei Franks Salvias
Nun waren es "nur" noch 38 km zu unserem Metzgereigasthof Rebstock in Münchweier am Schwarzwaldrand, vor dem wir den anstrengenden und ereignisreichen Tag bei gutem Essen, Wein oder Hefeweizen mit guten Gesprächen ausklingen ließen.
Am Samstag galt es früh aufzustehen. Schon um 8.15 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Jardin d'Altitude du Haut Chitelet (www.jardinbotaniquedenancy.eu. >le-chitelet-garden) Dieser von jungen deutschen und französischen ehrenamtlichen Gärtnern in drei Sommern ab 1968 bepflanzte Höhengarten liegt direkt an der Route de Crêtes in den Vogesen, deren Flora naturgemäß ein Teil des Gartens gewidmet ist. Das Massiv bietet eindrucksvollen Farnen und den sehr seltenen Bärlappen optimale Wachstumsbedingungen. Der Besucher wandert zwischen massigen Felspartien durch die wunderbare Welt der europäischen Alpenpflanzen. Die ausgeprägte Felslandschaft beherbergt daneben Arten aus Patagonien, den Bergen Südafrikas, Neuseeland und den chilenischen Anden. Die am Rande der Vologne gelegenen Parzellen, die der japanischen, chinesischen und Himalaya-Flora vorbehalten sind, strotzen vor Üppigkeit und sind mit zahlreichen Stauden bedeckt, die wir in voller Blüte bewundern durften, so etwa besonders eindrucksvolle Exemplare der stolzen Meconopsis betonicifolia neben den leuchtendgelben Primula sikkimensis. Unter der Flora der nordamerikanischen Gebirge begeisterten uns diverse starke Formen von Penstemon. Zu sehen gab es auch die Pflanzenwelt aus dem Kaukasus, den Karpaten, Pyrenäen, des Zentralmassivs und des Jura. Damit war in diesem Garten gewissermaßen die ganze Welt derjenigen alpinen Pflanzen. versammelt, die den Interessenschwerpunkt der Fachgruppe bildet. Entsprechend ausgeprägt war unsere Begeisterung. Wer weiß, wie lange wir geblieben wären, hätte nicht die Mittagsschließung des Geländes um 12.00 Uhr dem Schwelgen ein Ende bereitet.
©2021 Christoph Rohlfs
Celmisia viscosa im botanischen Garten Haut Chitelet
Die Weiterfahrt in die Tiefen der Vogesen bot Gelegenheit, uns an den lokalen Spezialitäten der gut besuchten Auberge de Liézey zu stärken.
Für heute fehlte nun noch der Jardin de Berchigranges, der zu den berühmtesten und schönsten Frankreichs gehört (www.berchigranges.com). Hier haben Monique und Thierry Dronet einen alten Steinbruch auf 700m Höhe in ein üppiges Pflanzenparadies verwandelt, in dem man, wie es so nett in der Google - Übersetzung der Website beschrieben wird, "ein freudiges Durcheinander von Pflanzen (findet), die normalerweise auf einer Höhe von 0 - 4000 Metern wachsen". Das von etlichen Teichen und Bächen durchzogen Gelände ist geprägt von großzügigen Staudenarealen, Steingärten und Gräsern - ein einziges Labsal für die Augen. Die Frage allerdings, ob man die kantenscharf gestochenen und kurz geschnittenen Zierrasenpartien zwischen den Pflanzarealen nicht besser mit Wiesen naturnäher hätte gestalten sollen, wurde von den Teilnehmern durchaus unterschiedlich beantwortet.
Auf einhellige Begeisterung stießen jedenfalls das durch grandiosen Schnitt gestaltete Hainbuchenlabyrinth und der einzigartige Moosgarten im bewaldeten Teil des Geländes. Beseelt von den vielfältigen Eindrücken des Tages traten wir in der Abendsonne die Rückfahrt nach Münchweier an.
©2021 Christoph Rohlfs
Der Garten in Berchigranges
Am Sonntag besuchten wir den endlich einmal nahegelegenen 2400qm großen Garten Herrenmühle mit vielen mediterranen Elementen und außerordentlich geschmackvollen Pflanzen Kombinationen (www.herrenmuehle-bleichheim.de). Dessen Mittelpunkt bildet ein in weiß und hellblau gehaltenes Fachwerkhaus mit wundervollem Portal. Der Eigentümer Hans Jörg Haas begleitete uns in seiner freundlich - markanten Art mit ausgesprochen detailreichen Erläuterungen zur Historie und Gestaltung seines wunderbaren Geländes, für das ein Teilnehmer die durchaus treffende Einschätzung fand, das sei ja hier Landlust pur.
©2021 Christoph Rohlfs
Die Herrenmühle in Bleichheim
Den Abschluß unseres Jahrestreffen bildete der Besuch des zauberhaften Gartens des Herrn Gauch in Schwanau bei Lahr. Die Hausnummer zu suchen war nicht nötig, denn schon von der Straße erkannte man an dem ganz besonders gepflegten Alpinum die Handschrift des Meisters. Als sei sie just zu unserem Besuch hinzugebeten, zeigte sich an der prominentesten Stelle dieser kleinen Felslandschaft eine stattliche Smaragdeidechse (Lactera bilineata) die sich zu unser aller Vergnügen geduldig dem nun folgenden Fotoshooting stellte. Den temperamentvoll vorgetragenen Erläuterungen unseres Gastgebers zu lauschen und ihm in die rückwärtigen Teile seines Grundstücks zu folgen, war das reinste Vergnügen. Mit berechtigtem Stolz zeigte er uns seine bemerkenswerte Sammlung seltener Mineralien und schönster wassergeschliffener Steine, von denen er etliche auch zur Gestaltung der sortenreichen Sempervivumsammlung und des selbstgebauten Vogelhauses verwendet hatte. Einige der schönsten Steine bot er sogar - und das nicht vergebens - zur freien Mitnahme an. Ebenso großzügig verteilte er auch einige Töpfe mit über den Winter gebrachten Pleionen. Er wird dies lesen, deshalb nochmal: Ganz lieben Dank dafür, Herr Gauch! Der Besuch bei Ihnen war der zauberhafte Abschluß unseres zwar anstrengenden, aber ganz besonders erlebnisreichen Jahrestreffens, an das wir alle noch lange zurückdenken werden. Unser Dank gilt auch dem Tipp, das Mittagessen zum Abschluss der Reise im Anglerheim am Altrhein in Ottenheim einzunehmen.
©2021 Christoph Rohlfs
Der Garten Gauch
Nachzutragen bleibt jetzt nur noch der Bericht über unseren Pflanzentausch. Die bereits erwähnten tropischen Temperaturen und der eng getaktete Zeitplan forderten auch dafür eine Speziallösung. Das Ganze ließ sich nur bewerkstelligen durch die von unsrem Fachgruppenleiter und seiner Frau Renate großmütig gestattete Zweckentfremdung von deren schattigem Hotelzimmer nebst Balkon, wo die letzten der reichlich zum Tausch mitgebrachten Schätzchen auf Kosten der Bettruhe der Beiden erst zu nachtschlafender Stunde ihren neuen Besitzer fanden. Zum Glück gab's ja fast nur Kleinbleibendes!
Nicht nur hierfür, sondern für die in allen Teilen perfekte Organisation der Reise gebührt Dir, lieber Christoph Rohlfs und Deiner Frau Renate noch einmal unser allerbester Dank.
Jahrestreffen 2019 in Chemnitz
Text: Bernd Schüssler
Weitgehend verschont vom vorhergesagten Regen trafen sich die Mitglieder der Fachgruppe diesmal vom 26.-28. April in Chemnitz. Nicht alle aus der noch recht jungen Fachgruppe kannten sich bereits. Es herrschte am Ende aber die einhellige Auffassung, dass sich hier ein Kreis von Menschen gefunden hat, der mit seiner Lust und Leidenschaft auf alles Kleinbleibende im Pflanzenreich ein gleichermaßen harmonisches wie spannendes Wochenende erleben durfte, das auch die weiteste Anreise gelohnt hatte. Das Treffen hatte noch die so plötzlich verstorbene Gründungsinitiatorin Brigitte Moesch de Haan bis ins kleinste Detail vorbereitet. Ihr sei an dieser Stelle ein besonderes Andenken und herzlicher Dank gewidmet.
Das Zusammentreffen begann im Arktisch-Alpinen Garten in Chemnitz (www.arktisch-alpiner-garten.de), der von der - nach dem Namen des Gründers Walter Meusel benannten - Stiftung betrieben wird. Der Schwerpunkt dieses Gartens liegt nicht auf trockenheitsliebenden Alpinen, eher auf Zwergweiden, Minirhododendren, Moorbeet- und Heidepflanzen, also Pflanzen, die eher feuchter und schattiger stehen wollen und die an Ort und Stelle auch erworben werden konnten. Herausragend ist der wissenschaftliche Aspekt der Stiftung. Sie beteiligt sich an einer ganzen Reihe von lokalen bis europaweiten Artenhilfsprogrammen und Managementplanung für diverse FFH-Gebiete. Außerdem gibt sie die höchst informativen, auch auf CD mit sehr ansehnlicher Bebilderung erhältlichen „Sammelblätter Gebirgspflanzen„ heraus, die ständig erweitert werden. Diese Veröffentlichungsreihe befasst sich mit bestimmten Pflanzengruppen der Gebirge sowie anderer kalter bis gemäßigter Regionen der Erde. Behandelt werden sehr ausführlich ihr Vorkommen, die geografische Verbreitung, Bestimmungsmerkmale und vor allem aber auch ihre Gartenkultur.
Immer eine spannende Angelegenheit ist der Tausch der mitgebrachten Pflanzen, der das Programm des ersten Tages beschloss. Er fiel in diesem Jahr besonders üppig aus, kamen doch auch einige der großartigen Pflanzenschätze aus Brigittes Nachlass zur Verteilung. Herr de Haan hatte zuvor gebeten, diese u.a. für die Fachgruppen Farne bzw. Minusculus, denen Brigitte angehörte, aus ihrem Garten zu bergen. Für diese Großzügigkeit bedankten sich die Anwesenden bei dieser Gelegenheit durch einen herzlichen Brief an ihn.
Über welch bewundernswerte Gärten, Pflanzen und die entsprechenden Kenntnisse die Gruppenmitglieder verfügen, konnten alle - gestärkt durch das feine Abendessen im Hotel Abendroth - bei der abendlichen kurzweiligen und fröhlichen Fachsimpelei , nebst themenbezogenen Lichtbildervorträgen erleben.
Über ein herausragendes Sortiment an alpinen Stauden und Gehölzen zu günstigen Preisen verfügt die Gärtnerei Gerd Stopp. Begleitet und bewirtet durch Herrn Stopp und seine Ehefrau durften wir dort die herrlichen Alpinhäuser sowie die aus Thüringer Muschelkalk (Travertin) aufgebaute und beidseitig bepflanzte Wand bewundern. Wer von uns wollte nicht auch ein solch großartiges Biotop in seinem eigenen Garten verwirklichen! Da hat derjenige Glück, der bereits über ein natürlich gewachsenes Steingartenareal verfügt, wie der Vorsitzende des Zwickauer Steingartenvereins ( Steingartenverein.de) Rolf Rockstroh und sein Stellvertreter Peter Fabritzek, deren Privatgärten wir anschließend besichtigen durften und wo wir begleitend zur hochinteressanten Gartenführung zudem mit Kaffee und Süßem verwöhnt wurden. Beide Gärten – der Garten Rockstroh ist zum großen Teil in den gewachsenen Fels gebaut – zeigten auf, dass keine große Fläche nötig ist, um einen lebendigen (Stein-) Gartenerlebnisraum zu schaffen. Besonders staunten wir über die Vielzahl der Pulsatilla- und Gentiana-Arten sowie über ein kleines Alpinhaus u.a. mit Dionysien.
Ein überraschendes Highlight erwartete uns am Abreisetag im sächsischen Vogtland (www.botanischer-garten-adorf.de). Er wird getragen von der Stadt Adorf. Dank der fürsorglichen Pflege des Mitarbeiters Rigo Schaller, der uns in ausgesprochen freundlicher Manier über das Gelände führte, fanden wir diesen relativ großen öffentlichen Garten in einem hervorragenden Pflegezustand. Über 100 to Kalktuff sind dort neben einem Silikatbereich zu einem einzigartigen Ensemble zusammengestellt und mit botanischen Kostbarkeiten etwa aus Neuseeland, Südamerika und der Sierra Nevada bestückt. Dazu gibt es ein Kakteenbeet, ein Beet mit Farnen und Moorbeetpflanzen. Da die Stauräume der Fahrzeuge inzwischen mit solchen schon reichlich bestückt waren, gerieten zum Objekt der Begierde hier nicht etwa weitere Pflanzen. Vielmehr waren dies die wunderbar „vorgelochten“ Travertingesteinsbrocken, von denen es einige - leider nur relativ kleine - im Garten als Mitbringsel zu erwerben gab. Inzwischen dürften die darin untergebrachten Pflanzenschätzchen gut eingewachsen sein, damit sie uns im Frühjahr wieder mit ihrer Blütenbracht verzaubern.
Für etwa die Hälfte der Teilnehmer, vorwiegend die, die aus dem Norden oder von weit her angereist waren, hieß es nun Abschied nehmen, während die andere Hälfte bei einsetzendem Regen noch nach Hof fuhr, um dort nach einer Mittagspause bei nun wieder sonnigem Wetter den botanischen Garten zu besuchen, der vielen von uns bekannt sein dürfte. Besonders interessierten wir uns für das erst vor einigen Jahren angelegte Spaltenbeet und die große Trillium-Sammlung. Auch dieser Garten präsentierte sich in einem hervorragenden Pflegezustand.
Damit ging das mit einem umfangreichen Programm reich gefüllte Wochenende zu Ende, und wohl alle fuhren mit vielen neuen Pflanzen und Steinen und neuen Ideen und Anregungen nach Hause. Wir alle freuen uns schon jetzt auf das Treffen 2020 im südbadischem Raum, das wir auch mit einer Besichtigungstour in die Vogesen (Berchigranges und Haut Chitelet) verbinden wollen.
Gärtnerei Gerd Stopp
©2019 Christoph Rohlfs
Garten Fabritzek
©2019 Christoph Rohlfs
Garten Rockstroh
©2019 Christoph Rohlfs
Botanischer Garten Adorf
©2019 Christoph Rohlfs