
Unser Staudenbeet
in Englischer Tradition, aber auch Tradition der Dortmunder Staudenfreunde
Einleitung
Text: Waltraud Ballmer-Omar
Unser „Staudenbeet in englischer Tradition“ ist gleichzeitig ein Projekt der GdS, das seit 1998 in den Händen unserer Regionalgruppe Dortmund liegt, und ein Teil des Botanischen Gartens Rombergpark und damit des öffentlichen Grüns in Dortmund. Auf Plänen des Rombergparks wird es kurz „Englisches Staudenbeet“ genannt. Es ist eine große zusammenhängende Staudenpflanzung geworden, mit ca. 1000 m² Beetfläche, die als 92 m lange Doppelrabatte eine Blütenfülle und Farbenpracht entwickelt, wie es sie in dieser Dichte in anderen Bereichen des Rombergparks, der als Arboretum und mit dem größten gestalteten Moor europaweit bekannt ist, so nicht gibt. Ein „English Border“ auf Dortmunder Boden, in dem „durchgeblüht wird“, sollte es werden, ein „Versuchsbeet“ sollte es sein, von ehrenamtlichen Laien aus unserer Regionalgruppe gestaltet, aber inzwischen ist es weder englisch im eigentlichen Sinne noch ein Versuchsbeet. Vielmehr ein großes Dortmunder Staudenbeet in englischer Tradition und ein Anschauungsobjekt der modernen Gartenkultur.
Kurzer geschichtlicher Überblick
1996 Dr. Peter Mosebach wird Leiter der RG Dortmund. Vorschlag vom Leiter des Botanischen Gartens Heribert Reif, ein englisches Staudenbeet anzulegen
1997 Die Beetgruppe trifft sich zu ersten Planungen
1997 Die Eibenhecke West wird gepflanzt
1998/9 Pflanzung der westlichen Hälfte des Staudenbeets inklusive der Buchskugeln. Blau: Hannelore und Hanspeter Eickmann, Rosa/Violett: Ingrid Schleithoff. Rot: Kurt Kleisa, Gelb: Margret Deneke, Weiß: Gerlinde Scharmann
2001 Am 14. Juni wird das Staudenbeet dem Botanischen Garten Rombergpark offiziell übergeben
2002/3 Die Eibenhecken Ost werden gepflanzt
2003 Die östliche Hälfte und die Buchskugeln Ost werden gepflanzt.
2010 Der Höfker-Preis geht an die RG Do für das große Staudenbeet
2010/14 Das Nordtor wird nach dem Entwurf von Hannelore Eickmann 2010 realisiert, das Südtor 2012, die beiden Querwegtore 2013, die passenden Bänke und Rankgerüste 2014
2011 Nach 10 Jahren sind die Beetgestalter: Blau: Hannelore und Hanspeter Eickmann, Rosa/Violett: Sabine Zentek, Rot: Kerstin Wolffram (folgte auf Elinor Orzol-Mühle), Gelb: Margret Denecke und Inge & Gerd Imkamp, Weiß: Brigitte Hübner und Dorothea Steffen
2012 Jahrestagung der GdS in Herdecke, unter der Leitung von Rainer Hatzky
2013/4 Ersatz der Buchskugeln durch Eibenkugeln
2013 Tod von Peter Mosebach
2014 Dr. Patrick Knopf wird Leiter des Botanischen Gartens
2016 Am 5. Juni wird das 15. Beetjubiläum gefeiert.
Nach 15 Jahren sind die Beetgestalter: Blau: Hannelore und Hanspeter Eickmann, Rosa/Violett: Elisabeth Fobbe und Sabine Zentek, Rot: Kerstin Wolffram, Gelb: Klaus-Peter Carpantier und Inge & Gerd Imkamp, Weiß: Dorothea Steffen
Es wird manche Staudenfreunde in anderen Regionen interessieren, was das Erfolgsrezept ist, ein Projekt so lange am Leben zu erhalten. Eine beachtenswerte Pflanzung zu gestalten und aufzupflanzen bereitet bereits als Projekt viel Mühe und Kosten, aber eine Pflanzung über Jahre zu erhalten bedarf eines Erhaltungskonzepts, und gelingt bei Gestaltungen im öffentlichen Raum oft nicht. Unser Konzept war und ist Kooperation, mit der Leitung des Botanischen Gartens und mit dem Tiefbauamt auf organisatorischer Ebene, und mit der Gärtnerschaft auf praktischer Ebene. Im Lauf der Jahre hat sich das erfolgreich eingespielt. Beide Seiten tragen Arbeit und Mittel zur Erhaltung bei. Bei uns liegt von Anfang an das Gestalterische, bei der Stadt und dem Botanischen Garten liegt der Kauf der Pflanzen, ergänzt durch unsere Spenden, und die gärtnerische Pflege, die zur Zeit mit einer hauptamtlichen Gärtnerin, Teilzeit-Helfern sowie Azubis bestens geleistet wird, und von unserer Beetgruppe unterstützt wird. Es gab im Laufe der Jahre Zeiten, wo unsere Gruppe den Ausfall von Pflanzen und Personalengpässe ausgleichen musste, aber so ist es in einem Projekt, an dem man mit Herzblut hängt.
Was bedeutet nun für uns das Staudenbeet in englischer Tradition? Englische Tradition, - das ist in erster Linie das „mixed border“. Man meint mit „mixed“, dass in Gruppen (von 3-9 Stück) und Drifts (Pflanzbändern) gepflanzte mehrjährige Stauden zusammen mit Gehölzen (z.B. Berberitze, Rose) verwendet sind, wozu noch Einjährige (z.B. Sonnenblume Helianthus annuus,) und nicht winterharte Exoten (z.B. Indisches Blumenrohr Canna, Neuseeländer Flachs Phormium tenax, Dahlie) hinzukommen können. In diesem Sinne folgen wir der „mixed border“ Tradition. Ein- und Zweijährige lassen wir aber weg, und setzen als nicht Winterharte nur einige der in Gärten unserer Region beliebten Dahlien ein. Englische Tradition sind auch „perennial borders“ (Rabatte ausschließlich mit Stauden), die sich wie „mixed borders“ an geraden Mauern entlang erstrecken, davor ein gerader Weg oder Rasenweg. Diese sind oft als „double border“, also beidseitig des Weges, angeordnet. In diesem Sinne des Doppelbeets folgen wir der englischen Tradition ebenfalls. Aber Mauern im Hintergrund, auch den dazu gehörenden Landsitz, haben wir natürlich nicht, und unser Weg ist ein Rombergparkweg von 3.5 m Breite wie andere Parkwege auch. Die westliche Rabatte hat eine Tiefe von 5 m, die östliche Rabatte von 6-7 m.
Grafik: Gesamtplan des Staudenbeets der Regionalgruppe Dortmund im Rombergpark
Foto © 2016 Manfred Reichel
Ein grüner Rasenweg oder Rasenkanten waren nicht möglich. Dafür aber im Hintergrund beider Rabatten formgeschnittene 1,75 m hohe Eibenhecken, wie in englischen Gärten auch zu finden, und Eibenkugeln als sich wiederholendes formgeschnittenes Element im Vordergrund der Rabatten. Ebenfalls im Sinne der englischen gemischten Beete sind im Hintergrund der Rabatten sich wiederholende, vorwiegend rotlaubige Gehölze gepflanzt. Auf die Verwendung von Kletterern und Rankern im Hintergrund mussten wir mangels Mauern verzichten. Die auffälligen Clematisobelisken der Gründerzeit des Beetes sind in den benachbarten Clematisgarten umgezogen. Dafür können sich aber übermannshohe Großstauden und Gräserhorste vor den Taxushecken imposant erheben und den vertikalen Aspekt liefern. Bäume stehen hinter den Taxushecken und geben den Landschaftsrahmen, aber zwei botanisch sehr kostbare Koniferen und eine Gleditschie Gleditsia triacanthos ‚Sunburst‘ stehen auch im Beet, behindern zwar den totalen Nord-Süd Durchblick, aber ergeben auch Schattenstandorte, sogar trockenen Schatten.
Foto: Nach dem spätwinterlichen Rückschnitt ist der Durchblick von Süd nach Nord frei
Foto © 2016 Waltraud Ballmer
Das Farbkonzept: ist es Englisch? Man könnte sagen, dass es angeregt wurde durch die Idee monochromer Gartenräume, - man denke an weiße Gärten wie in Sissinghurst -, aber doch folgt es den Regeln Gertrude Jekyll’s, der Grande Dame der englischen Farbgestaltung in Gärten, nicht ganz streng. Man vergleiche die große Staudenrabatte in ihrem Garten Munstead Wood, wo Rot auf beiden Seiten von Gelb gerahmt wird. Unser Farbverlauf ist vielmehr gedacht wie ein Farbkreis, dem der grüne Farbbereich entfernt wurde, der an dieser Stelle aufgeschnitten und als Farbband ausgerollt wurde, mit Blau und Gelb an den Enden, und dem am Gelb-Ende Weiß hinzugefügt wurde. Zertrennt durch einen Querweg wird das Staudenbeet in Rot, das mit vier Teilbeeten an diesem Wegkreuz den Mittelpunkt und farblichen Höhepunkt bildet. Nördlich davon die kalten Farben, südlich davon die warmen Farben plus Weiß, als Aufhellung neben Gelb, das auch als hell, sonnig, betrachtet werden kann. Da die Farbabschnitte alle ca. 20 m wechseln, ist die Idee des Farbverlaufs sehr systematisch, eigentlich nicht künstlerisch gedacht, wie es bei G. Jekyll wäre. Und auch nicht der Physik entsprechend, denn Weiß ist kein Farbton, sondern das Licht selbst. G. Jekyll hat weiße Stauden zur Aufhellung und Hervorhebung von Nachbarstauden verwendet, und V. Sackville-West für Gartenbereiche, die zum Aufenthalt im dämmrigen Garten einladen.
Foto: Orange, orangerote und burgunder- bis schwarzrote Farbwerte von Rot im roten Beet, kontrastiert mit Silber
Foto © 2013 Waltraud Ballmer
Wie kann man bei einem solchen Farbkonzept pflanzen, und wie nicht? Auf jeden Fall unterwirft sich unsere Beetgestaltung dadurch bestimmten Regeln. Die Beetgestalter sind jeder in einem bestimmten Farbabschnitt tätig. Da man innerhalb des Farbabschnitts die Möglichkeit hat, die reine Farbe in Richtung hellerer (mit weiß gemischt) und dunklerer (mit schwarz gemischt) Farbwerte zu variieren, oder in Richtung der Nachbarfarbtöne (kälter bzw. wärmer), hat man Farbunterschiede in Nuancen zur Verfügung. Zwar haben wir auch „fehlfarbene“ Pflanzen als Kontrast dabei, z.B. eine rosa Rose in Blau, hellgelbes Brandkraut Phlomis russeliana in Violett -, so muß doch prinzipiell als Gestaltungsmittel der Strukturkontrast und der Texturkontrast in den Vordergrund treten. Also Farbdreiklänge (z.B. Rot-Gelb-Dunkelblau, oder Weiß-Pink-Hellblau) und Farbzweiklänge (z.B. Weiß-Rot, Violett-Gelb) sind im Staudenbeet nicht anzutreffen, obwohl sie sichere Vorgaben für gute Farbkombinationen nach Karl Foerster wären. Auf Fotos der Einweihungsfeier 2001 sind solche Farbdreiklänge noch so üblich gewesen, dass sogar die Grundfarbe des Beetabschnitts auf den Fotos schwer zu bestimmen ist. So hat sich der Blick der Beetgestalter in den fünfzehn Jahren seitdem gewandelt und die Schönheit in Farbnuancen bei kontrastierenden Strukturen und auch Blattfarben und –formen gefunden. Man beobachtet auch, dass die Verwendung von Gräsern im Staudenbeet sehr zugenommen hat, die ja, den modernen Ansätzen und dem Wandel der Sortimente der Staudengärtnereien in den Niederlanden und Deutschland folgend, die Gestaltungsmöglichkeiten sehr bereichert haben. Schon Karl Foerster sprach von dem Strukturkontrast der „Harfen“ und „Pauken“, wobei Gräser die Harfen sind und Großblumige und Großblättrige die Pauken.
Was bedeutet das Staudenbeet für uns? Es ist für uns die Chance, gemeinsam etwas zu gestalten, was man im Privatgarten nicht könnte: ein so großes doppeltes Staudenbeet im Rahmen eines Parks mit schönem alten Baumbestand. Das sind landschaftsgärtnerische Proportionen. Wir arbeiten im Lebensbereich Beet, trocken bis frisch, mit geringem Gefälle, was ja im Ruhrgebiet auch nicht jeder hat. Wir lernen voneinander, und wir haben die Gelegenheit, mit Besuchern unseres Beetes zu sprechen, dabei ihre Fragen zu beantworten, - am häufigsten „was ist das?“-, und ihr Interesse zu wecken. Auch mit fachlich geschulten Besuchern zu fachsimpeln, die als Referenten zu uns kommen, und mit Besuchergruppen aus der GdS. Bei den Heidefesten im Rombergpark halten wir Stauden bereit, die wir den Besuchern unseres Standes im benachbarten Staudenbeet voll entwickelt zeigen können. Von Herbst 2016 an werden wir auch in Praxisseminaren für Garteninteressierte das Staudenbeet zur Anschauung nutzen.
Und was bedeutet das Staudenbeet den Dortmundern? Gerne werden Fotos gemacht, wobei Übereifrige schon mal davon abgehalten werden müssen, auf Pflanzen zu treten. Manche Besucher kommen regelmäßig vorbei, legen auch Erholungspausen auf den Bänken ein. Man genießt die Erholung, das Stück „England“ im Dortmunder Süden, die Blütenfülle, die Anregungen für den Privatgarten oder Balkon, oder den Ersatz für einen nicht mehr vorhandenen eigenen Garten. Man staunt über die Dichte der Pflanzen. Jedenfalls verlangsamt der Weg auf den 100 Metern auch den Schritt, weil, wie jemand sagte, es „Vielfalt auf ein paar Metern“ gibt. “Sonst im Park muss man dafür mehr laufen“.
Stillstand im Staudenbeet kann und wird es auch in Zukunft nicht geben. Nach fünfzehn Jahren ist es nicht mehr ein Versuchsbeet, sondern ein reifes Beet. Wir haben eine Menge Erfahrung mit unserem Boden und Standorten gewonnen. Es ist keine Pflanzung, wie in manchen berühmten Gärten, die den historischen Auftrag haben, einen Zustand zu erhalten, sondern sie entwickelt sich weiter. Noch nicht einmal bei der Grundstruktur, dem Farbschema der fünf Beetabschnitte, müsste man bleiben, - obwohl dies in den fünfzehn Jahren so war -, falls sich eines Tages Ideen entwickeln würden, was noch schöner wäre. Nach dem Motto: Alles, was der Pflanzung entnommen oder hinzugefügt wird, sollte zu einer Verbesserung führen.
Im Folgenden berichtet jeder Beetgestalter über ihren bzw. seinen Farbabschnitt und die Pflanzen darin.