Reisen

Gartenreise Franken - September 2022

Ins Land der Franken
Garten-Reise der Regionalgruppe Bonn-Köln vom 10. bis 12.09.2022

(Text und Fotos ©2022 Helga Panten)

Mit ein bisschen Skepsis starteten die Staudenfreunde der Regionalgruppe Bonn-Köln unter Führung von Helga Panten am 10.9.2022 zur Frankenreise. Wie würden die Gärten sich präsentieren nach der Hitze und Trockenheit des Sommers? Verbrannt, braun, trist? Die Sorgen waren unbegründet. Man sah den Pflanzen zwar noch an, dass sie gelitten hatten, aber der Regen kurz vorher hatte ganze Arbeit geleistet.

Erste Station der Reise war der Ebertspark in Ludwigshafen, durch den Harald Sauer mitreißend führte. Erstaunlich, mit welchem Gefühl für Pflanzen der mit der Karl-Förster-Medaille ausgezeichnete Gärtnermeister seinen Park gestaltet. Schon das Entree mit den duftig blau-weißen Einjahrsblumen-Pflanzungen vor dem Turmhaus zog die Gruppe in ihren Bann. Viele staunten, wie apart sich die sonst sehr eigenwilligen Honka-Dahlien in die Pflanzung einfügten. Dass Harald Sauer auch Minimalismus in der Pflanzenverwendung be-herrscht, ließ sich am Lesegarten erleben. Früher wuchsen hier Sommerblumen eher schlecht als recht. Heute „umfließt“ ein Teppich aus Hakonechloa rund geschnittenen Taxus-„Steine“. Zwei barocke Figuren ragen dazwischen auf. Allein der Kontrast zwischen den beiden Pflanzenarten sowie Licht und Schatten lassen diesen Parkteil lebendig wirken. Pflanzungen frei von Giersch zu halten, bindet unglaublich viele Kräfte. Sauer zeigte tiefer im Park, dass es auch anders geht. Er setzte Starkwüchsiges dagegen wie Aralien, Deschampsia und Platanenblättrige Ramie (Boehmeria platanifolia). Sie verwandeln den Giersch zum sauberen Bodendecker, der ihre Stängel und Horste mit seinem frischen Grün umspielt. Ähnlich unkompliziert geht er mit den Schattenbeeten am Rande der großen Wiese im Südosten des Parks um. Herbstanemonen, Farne und Gräser dominieren hier das Bild. Giersch liegt ihnen als frisch-grüner Saum brav zu Füßen. Wichtig sind sauber gemähter Rasen und akkurate Kanten an der Grenze zum Giersch, die Gepflegtheit signalisieren, erklärte Sauer, der mit Fragen bestürmt wurde. So blieb kaum noch Zeit für den nord-östlichen Parkteil mit dem Kräutergarten und dem großen Quellgarten, in dem immer wieder neue Staudenkombinationen zum Schauen und Fragen verlockten. Unbedingt wieder kommen, war die einhellige Meinung und dann auch Sauers Pflanzungen auf dem Ludwigshafener Hauptfriedhof und auf der BUGA Mannheim 23 anschauen.

Ebertspark
Einjahresblumenpflanzung vor dem Turmhaus

Ebertspark
Mit sauber geschnittener Rasenkante sieht auch Giersch gepflegt aus

Als nächste Station wartete der Hermannshof in Weinheim auf die Staudenfreunde. Die meisten kannten ihn bereits, aber die Veränderungen, die der Park im Laufe der Jahre durchlaufen hat, machen den Besuch immer wieder spannend. Schließlich ist der Hermannshof Experimentierfeld für Staudenpflanzungen, die sich dynamisch miteinander entwickeln. Gegossen wurde auch während des heißen Sommers (fast) nicht, erklärte Bettina Meier, die die Gruppe führte. Umso überraschender die Vitalität der Salvien, Rudbeckien, Helianthus und Gräser, zwischen denen sich das spätere Schauspiel der Astern vorbereitete. Ein Besuch der Gärtnerei Eidmann in Groß-Umstadt-Semd beschloss den Tag. Herzlich aufgenommen und geführt durch das Ehepaar Eidmann durchwanderte die Gruppe die Gärtnerei mit ihren zahllosen Spezialitäten. Die vielen Schaupflanzungen u. a. für Steingärten, für Standorte mit extremer Trockenheit und für die Anlage eines Moores demonstrierten, wie sich noch Unbekanntes entwickelt und wie es sich eindrucksvoll verwenden lässt. Die anschließende Zeit zum Kaufen war viel zu kurz, um alle entstandenen Wünsche erfüllen zu können. Danach bot das Hotel Mainpromenade in Karlstadt behagliches Quartier für die beiden Nächte der Reise.

Weinheim
Auch ohne Gießen nach dem heißen Sommer vital: Rudbeckien, Salvien, Helianthus und Gräser

Eidmann
Schaupflanzungen in der Gärtnerei Eidmann demonstrieren Entwicklung und Verwendung ihrer Spezialitäten

Eidmann
Gebannt lauschen die Staudenfreunde den Ausführungen von Thomas Eidmann

Am nächsten Tag ging es nach Knetzgau zum 1.100 qm großen Garten des Ehepaars Pecoraro-Schneider. Er entstand aus einem bäuerlichen Anwesen von 1898 und wurde über Jahre hinweg angepasst an die Bedürfnisse der Bewohner. Überraschend gleich zum Auftakt des Besuches der Kiesgarten, in den sich die Beton-Auffahrt des alten Hofes verwandelt hat. Unmittelbar anschließend im Schatten des Hauses ein kühler Hostagarten, der die Hitze der Fränkischen Trockenplatte erträglicher gestaltet. Nicht nur hier waren Hitze und Trockenheit der Region beherrschendes Thema. Im Garten hinterm Haus erinnern noch heute die im Raster gepflanzten Obstbäume an den bäuerlichen Ursprung des Gartens. Passend dazu entstand im Zentrum des Gartens ein Wegekreuz mit Mittelrondell, an das sich vier Hochbeete angliedern. Gemüse, Kräuter geben hier den Ton an. Dem Rhythmus der Obstbäume folgt die anschließende formale Wegeführung, die in den Randbereichen zu schwingen beginnt. So entstehen Räume, die sich unterschiedlichsten Pflanzenthemen widmen.

Pecoraro-Schneider
Gelungene Verwandlung der Betonauffahrt im Garten Pecoraro-Schneider

Pecoraro-Schneider
Die Obstbäume geben den Rhytmus vor im Garten Pecoraro-Schneider

Mit ihren 11.000 qm ist „Die Staudengärtnerei“ von Til Hofmann und Fine Molz in Rödelsee ein riesiger Fundus an außergewöhnlichen Stauden, die sich in der sanft gehügelten Rödelseer Landschaft wunderbar präsentierten. Til Hofmann führte uns durch seine Schaupflanzungen, die deutlich machten, welches Farbenspiel der Spätsommer trotz Hitze und Trockenheit bieten kann. Gräser, die roten Früchte und Stängel des Süßholz (Glycyrrhiza yunannensis), die lockeren Büsche von Rudbeckia triloba, frühe Astern, das alles fügte sich zu einem lebendigen Bild. Leider (zum Glück?) bremste der Sonntag die Kauflust, in die die Gruppe sonst sicher verfallen wäre. Danach sorgte ein Imbiss natürlich mit einem Schluck Rödelseer Wein in der Vinfothek im Rödelseer Schloß Crailsheim für neue Kräfte.

Hofmann
Staudengärtnerei Hofmann in der sanft gehügelten Rödelseer Landschaft

Hofmann
Verlockend die sanften Farben des Spätsommers bei Til Hofmann

Die Zeit langte leider nur für eine Stippvisite bei den Grabengärten im benachbarten Mainbernheim. Das malerische Städtchen ist noch immer von einer Stadtmauer umgeben. Vor ihr zog sich früher ein Graben entlang, der schon lange verlandet ist und von den Bürgern der Stadt für Obst- und Gemüseanbau genutzt wurde. Die günstigen Supermarktangebote bereiteten dem ein Ende. Die Flächen verwilderten. Anfang 2000 entstand die Idee, diese historischen Gärten wieder zum Leben zu erwecken. 2014 bis 2016 wurde unter Bürgerbeteiligung geplant. Heute liegt vor der Stadtmauer wieder ein Gartensaum voller Gemüse, Kräuter und Blumen, auf die wir einen kleinen Blick werfen konnten.  

Mainbernheim
Mainbernheims Grabengärten vor der Kulisse der alten Stadtmauer

Auf einer Terrasse oberhalb des Mains in Frickenhausen liegt der 2000 qm große, parkähnliche Garten von Anita Rau und Ulrich Seifert, die uns sehr herzlich empfingen. Den charmanten, weitgehend schattig-kühlen Garten säumt ein Kranz hoher Bäume rund um eine großzügige Rasenfläche. Roseninseln, Hortensien und Stauden wie Silberkerzen, Kerzenknöterich und Phlox setzen farbige Akzente. Perfekt geschnittener Buchsbaum formt Kugeln, die Polster einer Bank, eine sich verknäulende Schlange. Etliches, was perfekt geplant wirkt, hat sich eher zufällig entwickelt, erklärte Anita Rau, die uns mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen verwöhnte – Genuß für alle Sinne und Entspannung pur!  

Rau & Seifert
Der Garten von Anita Rau und Ulrich Seifert - eine Oase der Ruhe und Harmonie

Rau & Seifert
Streng geschnittener Buchs, prägendes Element im Garten von Anita Rau

Nach mühevoller Fahrt um stadtfestlich gesperrte Straßen herum setzte der Garten von Gerlinde Mußer in Obereisenheim spannenden Kontrast zur grünen Oase von Anita Rau. Gerlinde Mußer liebt Pflanzen und kann nicht genug davon bekommen. Entsprechend quillt der 1.700 qm große Garten vor Pflanzen über. Schlinger, Rosen, Sommerblumen, ihre Salvien-Sammlung, 40 Tomaten-Sorten, Bohnen, Quitte und Bienenbaum (Tetradium), alles verbindet sich zu einem lebendigen Miteinander, das dem Motto folgt: „Am wichtigsten ist es, dass mein Garten mir gefällt“. Zusammen mit einem weiteren Gartenstück auf der anderen Mainseite dient der Garten den Mußers zur Selbstversorgung. Gemüse, Obst, Wein, Kartoffeln, selbstgebackenes Brot, selbst Geschlachtetes machen sie weitgehend autark. Der Vorratskeller, der die Staudenfreunde staunen ließ, beweist es. Ein sehr persönliches Gepräge bekommt der Garten durch aus unregelmäßigem Holz gebaute Rankgerüste und Weidenruten-Elemente.    

Mußer
Der von Pflanzen überquellende Garten von Gerlinde Mußer

Mußer
Gerlinde Mußers wohl geordnete Gartenerträge

Mußer
Wichtig ist, dass mein Garten mit gefällt, sagt Gerlinde Mußer

Am nächsten Morgen ging es nach Hergershauser/ Babenhausen, das der Verein Herigar e.V. mehr und mehr in ein Gartendorf verwandelt. Kernelement ist der Sinnesgarten, der an die ehemalige Schule anschließt und von Maren Gatzemeiner, die uns kundig führte, und Matthias Brendle initiiert wurde. Der Begegnung und dem gemeinsamen Feiern dient eine Platzfläche mit Rotblühender Kastanie im Zentrum, mit Laube im Schnittpunkt zweier Rosenbögen sowie den Hochbeeten mit Kräutern und Duftpflanzen. Durch einen Heckentunnel spaziert man in einen früher ungeliebten Zwickel entlang der Durchgangsstraße. Er hat sich in einen Naturraum und eine Oase der Ruhe verwandelt. Ein Rasenweg erschließt die Wiese voller Insektenleben. Rings herum eine frei wachsende Pflanzung aus Wild- und Blütengehölzen, die Vögeln Nahrung und Lebensraum bieten und zur Straße hin abschirmen. Vom Sinnesgarten ging es hinüber in den 600 qm großen Privatgarten von Maren Gat-zemeier und Matthias Brendle. Intensiv genutzt mit Kübelpflanzen wie Feigen und Oleander, mit Birnenspalier und farblichen Highlights wie blauen Lobelien mit rosa Rosen spiegelt er die Freude der Gartenbesitzer an Pflanzen wider. Spürbar auch das Staunen und Gewähren-Lassen von Dingen, die sich unbeeinflusst entwickeln: Wenn etwa die roten Spaltgriffel (Schizostylis) in der kleinen Feuchtwiese am kleinen Teich dauerhaft gedeihen oder Knabenkräuter sich von selbst ansiedeln.

Hergershausen
Die Naturoase des Sinnesgartens von Hergershausen

Gatzemeier & Brendle
Zwischen Gestalten und Gewähren lassen, der Garten von Maren Gatzemeier und Matthias Brendle

Gatzemeier & Brendle
Sanfter Kontrast im Garten Gatzemeier-Brendle

Mit großer Spannung erwartet wurde der Landschaftsgarten von Ingmar Rega in Wehrheim-Obernhain. Wer war das, der sich da seit 2015 einen „königlichen“ Garten auf kahler Ackerfläche angelegt hatte? Fasziniert erlebten die Staudenfreunde einen kenntnisreichen Garten-und Pflanzenfreund, der mit viel Gespür für Situation und Pflanzenansprüche die 7.700 qm große Fläche gestaltet hatte. Die Architektur des Hauses greift der „barocke“ Heckengarten mit dem Knotengarten im Zentrum auf. Über eine Treppenanlage geht es in die Allee aus schlank kegelförmig geschnittenem Taxus, die über die stetig abfallende Gartenfläche hinweg den Ausblick in den Taunus inszeniert und die weite Rasenfläche durchschneidet. Rund um den Rasen herum reiht sich der Kranz der Themengärten wie Felsengarten, Präriestauden, Heidegarten, Feuchtbiotop, Fernost oder Wald. Das alles fügte sich harmonisch ineinander. Entsprechend rasch waren die Staudenfreunde in intensivem Austausch mit Rega über Erfahrungen mit Arten, Sorten, Ansprüchen und Pflegetipps.

Rega
Dramatischer Auftakt, der architektonische Garten angelehnt an das Haus von Ingmar Rega

Rega
Taxus-Kegel lenken den Blick in die Taunus-Landschaft

Rega
Ein Kranz von Themengärten säumt die große Rasenfläche im Garten Rega

Als letzter Garten auf der Reise schloss sich der von Rita und Norbert Conradi in Kronberg im Taunus an. Auch er zählt zu den schönsten Gärten im Frankfurter Raum mit einer Größe von insgesamt 7000 qm. 4000 qm davon sind als verschieden-thematische Gartenbereiche mit Rosen und Stauden gestaltet. Rasen schafft fließende Übergänge, bettet Stauden- und Gehölzinseln ein. Eine über 100 Jahre alte Scheune und ein englisches Gewächshaus verleihen dem Garten mit seinem alten Baumbestand eine nostalgische Atmosphäre, die durch behutsam gesetzte Dekorationen verstärkt wird. Nach dem „aufregenden“ Rega-Garten ein Ort der Ruhe und Entspannung. Als krönender Abschluss der Reise verwöhnten Rita und Norbert Conradi die Gruppe mit selbst gebackenem Kuchen, Kaffee und einem Gläschen Sekt. Vollgestopft mit Eindrücken und dankbar, dass die Gartenbesitzer uns den Einblick in ihre grünen Refugien erlaubt hatten, ging es zurück nach Bonn und Köln.

Conradi
Rasen schafft fließende Übergänge im Garten Conradi

Conradi
Blütenflor im Garten Conradi trotz vorangegangener Hitze

 

Gartenreise Groningen - August/September 2018

Gartenreise in den Raum Groningen vom 31.08. bis 02.09.2018

Text und Fotos: ©2018 Helga Panten

Vom 31. August bis 2. September 2018 waren die Bonn-Kölner Staudenfreunde mal wieder auf Hollandtour. Im Mittelpunkt stand der Raum Groningen mit spannenden Zwischenstationen auf der Hin- und Rückfahrt.

Als erstes wartete der Tuin de Villa von Lily an Fried Frederix, in Persingen auf die Staudenfreunde. Der 2 ha große Garten überraschte mit seiner reizvollen Gliederung in den perfekt gepflegten Ziergarten rund um das Haus, in die wilde Wiese mit dem großen Teich und der wolkig geschnittenen Hecke als Begrenzung sowie – Höhepunkt für die Staudenfreunde – dem Gräsergarten am Ende des Grundstücks. Dessen elegante Horste und Büsche durchwebteeine lebendige Vielfalt aus Kerzenknöterichen, Hohen Verbenen, Bartblumen und der zitronengelben Staudensonnenblume ‚Lemon Queen‘.


©2018 Helga Panten
Der wunderbar gepflegte Ziergarten rund um das Haus von Tuin de Villa


©2018 Helga Panten
Reizvolles Kontrastprogramm dazu, der Gräsergarten im hinteren Teil von Tuin de Villa

Inmitten der kleinen Stadt Zwolle empfing Gartenplaner Harry Pierik die Staudenfreunde und sorgte für Staunen. Eben noch in der engen Zwoller Gasse und gleich hinter der Gartenpforte weit weg in einem „Urwald“, in dem die umgebende Stadt in Vergessenheit geriet. Dicht an dicht stehen die Pflanzen in seinem nur 1.000 qm großen Garten, wachsen miteinander und umeinander, bilden eine mächtige grüne Kulisse aus der „Efeu-Lianen“ herabbaumeln. Regelmäßiger Schnitt hält die Pflanzenfülle vital und auf rund 4 m Höhe. Schmale Pfade durchziehen das Grün, öffnen sich zu Rasenplätzen. Volieren voller Vögel entlang der Gartengrenze verstärken das Urwaldgefühl. Ein Garten mit ganz eigenem Charme und jenseits aktueller Trends.


©2018 Helga Panten
Wie Lianen wirken die bis knapp vor der Spitze entblätterten Efeu-Ranken im Garten von Harry Pierik


©2018 Helga Panten    
Das dichte Miteinander der Pflanzen im Garten von Harry Pierik schließt die umgebende Stadt völlig aus

Mit Spannung wurde anschließend Liannes Ziergrassen, die viel beschriebene Groninger Prärie und Gärtnerei erwartet. Lianne Pot nutzt ihren 7.500 qm großen Schaugarten, um zu experimentieren. So wie in der Prärie lässt sie wachsen, ohne einzugreifen und beobachtet die dynamische Entwicklung der Gräser, die sich mit Astern, Stauden-Sonnenblumen, Rudbeckien, Liatris und vielem mehr mischen. Lebhaft diskutierten die Staudenfreunde, ob und wo Eingreifen nötig wäre oder nicht. Einen Extrablick wert war die nationale Gräsersammlung die Lianne Pot hält. Danach nahmen erste Gräser im Bus Platz.  


©2018 Helga Panten  
Inmitten der Groninger Prärie von Lianne Pot


©2018 Helga Panten  
Blüten, Fruchtstände und Halme verweben sich zu einem reizvollen Miteinander

Zur großen Überraschung entwickelte sich der Besuch bei Rienk Bijma und Johan Jeltema am Rande der Groninger Altstadt. Drei Hinterhofgärtchen, alle zusammen 750 qm groß, erwarteten die Bonn-Kölner. Ein ehemaliger Gefängnisgarten zählte dazu sowie eine Fläche, die einst zum Parkplatz verkommen war. Jedes Gärtchen ein kleines Schmuckstück für sich, Oasen der Ruhe und Entspannung mitten zwischen den alten Häusern. Da die Gartenräume für die gesamte Gruppe zu klein waren, durfte die jeweils andere Hälfte das Haus besichtigen, das mit seinen alten Möbeln, Gemälden, Glas, Porzellan eine Vorstellung davon vermittelte, wie wohlhabende Niederländer in vergangenen Jahrhunderten gewohnt haben. Ein Schluck Wein zum Abschluss unterstrich die besondere Atmosphäre dieses Gartenbesuchs.


©2018 Helga Panten  
Die klare Buchsbaumstruktur des Gärtchens von Rienk Bijma und Johann Jeltema antwortet auf die Architektur der umgebenden Häuser


©2018 Helga Panten  
Die Taxus-Kulissen vor der mächtigen Efeuwand geben dem Groninger Gärtchen Geborgenheit

Nach einem Abendessen im Prinsenhof, in dem leider nur ein Blick aus von der Terrasse auf den Prinsengarten erlaubt war, und nach einer geruhsamen Nacht im NH-Hotel Groningen, ging es zur nächsten Gartenrunde. Die Kwekerij Jacobs in Vriescheloo machte den Auftakt. Nach einer nebligen Nacht kämpfte die Sonne sich durch die Reste des Dunstes und ließ die Tropfen auf Wedeln und Blättern des 6.000 qm großen Schaugartens blitzen. Ganz im Vordergrund standen die mächtigen Präriestauden und –gräser. Phloxe, Helianthus, die stattliche Aralia  californica zeigten sich in großer Pracht, umschmeichelt von den Halmen der Miscanthus, Pennisetum, Molinia und vielen mehr. Viel bewundert die zauberhafte Solidago ‚Loysder Crown‘ in ihrem feinen Zitronengelb sowie die Helenium, von denen etliche Sorten aus der Züchtungsarbeit von Dori und Henk Jacobs stammen. Die beiden halten die nationale Helenium Sammlung. Kein Wunder, dass wieder eifrig gekauft und der Kofferraum des Busses gefüllt wurde.


©2018 Helga Panten  
Nach nebliger Nacht ließ die Sonne die mächtigen Wedel der Miscanthus in der Kwekerij Jacobs leuchten


©2018 Helga Panten  
Kaum merklich steuern Henk und Dori die Fülle der Astern, Phloxe, Helianthus und Gräser


©2018 Helga Panten  
Wer konnte angesichts des unglaublichen Angebots schon widerstehen?

Es folgte das pure Kontrastprogramm zur Kwekerij Jakobs mit Tuinfleur, dem Garten von Rika und Pieter van Delden in Oostwold (Gemeente Oldambt). Durchkomponiert und von streng geschnittenen Hecken eingefasst und geformt, so präsentierte sich die „Gartenblume“. Das sehr lange, immer schmaler werdende Grundstück verlangt nach einer klaren Gliederung, die die Spannung beim Durchschreiten aufrecht hält. Elf Gartenräume von Heckenarchitektur eingefasst, reihen sich aneinander - jeder mit einem anderen Thema wie Hostagarten - mit 600 weitgehend makellosen Hosta -, Wassergarten, Meandergarten, Kunstgarten mit alljährlich wechselnden Skulpturen. Den Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes bildete das „Belvedere“ am Ende des Gartens, das den Blick in die Landschaft eröffnet und hinüberführt zum Deich rund um das Oldamtsmeer. Während Rika die Staudenfreunde führte, bereitete Pieter uns ein vorzügliches Lunch, bevor er wieder seine elektrische Schere schulterte, um die endlose Heckenarchitektur in Form zu halten.


©2018 Helga Panten  
Ausblick ins topfebene Land bietet das Belvedere im Tuinfleur-Garten, das von den strengen Hecken getragen zu werden scheint.


©2018 Helga Panten  
Wie Säulen und Mauern gliedern die Heckenelemente den sehr langgestreckten Tuinfleur-Garten und machen ihn unverwechselbar

De kleine Plantage von Eric Spruit und Fleur van Zonneveld in Eenrum veranstaltete gerade ihre Liefhebbersdagen, Liebhaber-Tage, als die Staudenfreunde dort eintrafen. Anbieter von Blumenzwiebeln, Gartenbüchern und vielerlei Pflanzen erhöhten die Attraktivität der Plantage noch mehr. Eine lange, streng geschnittene Feldahorn-Achse gliedert das 1,2 ha große Grundstück in Gärtnerei auf der einen und Schaugarten auf der anderen Seite. Letzterem geben Hecken und großzügige zentrale Rasenflächen Ruhe und Rhythmus. Rechts und links davon öffnen sich Gartenräume, in denen üppige Borders, Beete und Gartenzimmer die Farben- und Formenvielfalt der Stauden zeigen. Gehölze wie Hortensien, Rosen, Clematis, Aralien, Ahorn und rotlaubiger Holunder ergänzen die Staudenfülle.


©2018 Helga Panten  
Vielerlei Anregungen für den eigenen Garten zuhause boten die Gartenräume im Schaugarten von „De kleine Plantage“


©2018 Helga Panten  
Ruhe fand das Auge, wenn es über die breiten Rasenachsen in die üppigen Pflanzungen der kleinen Plantage schaute.

Noch einmal tief in „nordamerikanische Prärie“ eintauchen ließ der Jakobstuin von Jaap de Vries und Maria van de Molen in Jistrum. Als Schauspieltechniker hat er ein besonderes Auge für Licht, Bewegung, Formen und Farben, was bei unserem Besuch Dank schräg einfallender Nachmittagssonne besonders gut erlebbar war. Über seinen Garten sagt er: „Mein Ziel ist ein Mittelweg zwischen dem naturalistischen Bepflanzungsstil von Piet Oudolf und Jan Spruyts Präriestil zu finden“. Bewusst verzichtet er auf Hecken und Gehölze, um den Präriecharakter und die Weite zu betonen. Man solle über die Pflanzen hinwegschauen, aber gleichzeitig die Beete auf breiten Rasenachsen durchqueren können, um in Kontakt mit der Farbenvielfalt und Struktur der Pflanzen zu kommen. Die Staudenfreunde taten das mit großem Vergnügen.


©2018 Helga Panten  
Die Farbenpracht der Prärie bezauberte im Jakobstuin…


©2018 Helga Panten  
… aber auch Formen und Strukturen gaben dem Garten seinen Charakter

Eigentlich war es damit schon mehr als genug des Erlebten. Aber direkt auf dem Rückweg zum Hotel lag der Kempkensberg und an dem vorbeifahren, das ging einfach nicht. Das elegante, weiße Bürogebäude des Kempkensbergs ist 92 m hoch und umfasst 25 Etagen. Entsprechend groß musste der Parkraum dimensioniert werden. Aber statt der üblichen Asphaltfläche mit ein paar kümmerlichen Bäumchen entstand über den Parkflächen ein riesiger Garten voller Präriestauden und Gräser. Er lässt das an ein Kreuzfahrtschiff erinnernde Gebäude wie auf einem grünen Meer schwimmen. Taxushecken und heckenartige Efeuelemente gliedern die überbordenden Pflanzungen und bremsen den für Hochhäuser typischen Wind. Wie schräg gestellte Pulte ragen die Eingänge zur Tiefgarage daraus hervor, von Stauden überdeckt. Ein grandioser Anblick, der den zusätzlichen Stopp mehr als rechtfertigte.


©2018 Helga Panten  
Als Windbrecher und Gliederungselemente zugleich dienen die Efeuwände und Taxushecken


©2018 Helga Panten  
Wie ein grünes Meer legt sich die Dachgartenanlage des Kempkensbergs um das Bürohochhaus

Das Tuingoed Foltz in Meeden stand am nächsten Tag als erstes auf dem Programm. Trotz des Sonntags öffnete die Gärtnerei von Andreas Bierling und Bob Foltz für uns; neben den vielerlei Schaugärten stießen die Pflanzensammlungen – Salvien und Echinacea als nationale Sammlungen, Geranium, Epimedium und Hosta - auf großes Interesse. Sehr überraschend der „tropische“ Garten, der mit dem voluminösen Laub von Bananen, Colocasia und Aralien prunkte.


©2018 Helga Panten  
Breite Sortimente von Geranium, Hosta, Echinacea und vielem anderen lockten im Tuingoed Foltz


©2018 Helga Panten  
Tropische Üppigkeit vermittelt das Beet im Tuingoet Foltz, in dem blattschöne winterharte und nicht winterharte Gewächse miteinander wachsen

Temperamentvoll erläuterte Anja Broekhuis in Albergen den Staudenfreunden die Entstehung ihres Gartens „Het Plantzoentje“, das Pflanzenküsschen. Der 3.000 qm große, liebenswürdige Privatgarten sprühte nur so vor Farben. Gewohnte und seltenere Pflanzen verbindet sie zu einer üppigen Farbenpalette, in die verschiedene Gräser subtil hineingewebt werden. Ein Weiher mit feuchtigkeitsliebenden Pflanzen, viele Rosen, sowie behagliche Sitzecken vervollständigen den Garten, der sich an ein Bauernhaus anlehnt. Pergolen von Kletterpflanzen umrankt geben dem Garten Struktur. Auch hier wurden die Staudenfreunde mit einem Lunch gestärkt.


©2018 Helga Panten  
Anja Broekhuis begeisterte die Staudenfreunde mit ihrer Freude ihrem Gefühl für Pflanzen


©2018 Helga Panten  
Nicht nur im Plantzoentje begeisterte Solidago ‚Loysder Crown‘ mit Farbe und ansprechendem Wuchs

Nach all den großen Gärten führte der Garten von Veroni und Bennie Meier in Delden wieder zurück zu eher gewohnten Dimensionen. Den 1.000 qm großen Privatgarten mit seinem langgestreckten, dreieckigen Grundriss gliedert eine lange Rasenachse mit einem Rasenrondell in der Mitte. Rechts und links erstrecken sich Borders voller Stauden, die Veroni durch passende Sommerblumen ergänzt, um den ganzen Sommer hindurch fröhliche Farben zu haben. Höhe und Struktur bringen Sträucher und Obstbäume in die Flächen, die auch der Selbstversorgung dienen.


©2018 Helga Panten  
Unbekümmert mixt Veroni Meier Stauden und Sommerblumen, damit es den ganzen Sommer hindurch fröhlich blüht

Schon wieder zurück in Deutschland, wo die Auswirkungen des trockenen Sommers deutlicher spürbar waren, als in den Niederlanden, stand als letztes der Garten von Elisabeth Schwietering in Heek auf dem Programm. Inspiriert von Maurice Vergot hatte sie ihren 4.000 qm großen Landhausgarten im „belgischen Stil“ angelegt. Er zeigt Stauden in unüblichen Kombinationen. Dabei ist es ihr Ziel, Blumen und Sträucher nach dem Zeitpunkt ihrer Farbe und Blüte zu gruppieren, so  dass die Anlage jeden Monat ein anderes Gesicht erhält.


©2018 Helga Panten
Elisabeth Schwitering ließ sich durch den belgischen Staudengärtner Maurice Vergot inspirieren

Danach ging es gestopft voll mit Eindrücken und hochzufrieden zurück nach Köln und Bonn.

 

Gartenreise Niederlande - April 2017

Gartenreise Niederlande vom 28. - 30.04.2017

Garten von Manfred Lucenz und Klaus Bender

Die Pracht von gelben Tulpen und Kaiserkronen im Garten von Manfred Lucenz und Klaus Bender
Foto © 2017 Helga Panten

Rosa- und Pinktöne im Garten von Lucenz-Bender

Einfach genießen, die spannungsvollen Rosa- und Pinktöne im Garten von Lucenz-Bender
Foto © 2017 Helga Panten

Als Zwischenstation auf dem Weg in die Niederlande bot sich der Garten von Manfred Lucenz und Klaus Bender in Bedburg-Hau an. Auch wenn die meisten Staudenfreunde ihn kannten, empfanden ihn wohl alle wieder als Erlebnis. Farben sind das Leitmotiv dieses 4.000 Quadratmeter großen Privatgartens. Den Hauptpart spielten zu unserer Besuchszeit die 5000 Tulpen, unterstützt von Frühlingsgehölzen wie der vor Blüten überquellenden Exocorda. Die sensiblen Farbzusammenstellungen von Gelbem Hügel, Purpurgarten und Weißem Garten begeisterten und die Gespräche mit den beiden Gartenbesitzern sind immer wieder ein Gewinn: Gummibärchen gegen Wühlmäuse, Algenkalk gegen Buchsbaumpilz wurden eifrig notiert.

Garten "Het Bergje"

Viele schöne Details gab es im Garten "Het Bergje" zu bewundern, dessen Name auf seine leichte Erhöhung gegenüber dem Umland anspielt.
Foto © 2017 Helga Panten

Wie hingetupft lässt Anneke Caljouw die roten und rotweißen Tulpen zwischen den weißen Narzissen erblühen
Foto © 2017 Helga Panten

Zum "Bollen-Weekend" hatten etliche Gärten rund um Amersfort eingeladen. Wir durften schon vorher in Blüten und Farben schwelgen. Anneke Caljouw mit ihrem Garten "Het Bergje” in Amersfoort gehörte zu den Einladenden. Der nur 1.300 qm große Garten wurde 2001 nach dem Bau des Wohnhauses in seiner heutigen Form angelegt. Ausgangspunkt war: Kein Rasen, viele Blumen und wenig Pflegeaufwand. Seit 2006 hat Anneke sich auf besondere Sorten spezialisiert und schenkt der Farbe rund ums Jahr mehr Aufmerksamkeit unter dem Motto “Kunst, Farbe und besondere Pflanzen“. Die ehemalige Grundschullehrerin, malt mit den Blüten, lässt „Wellen“ und farbliche Schwerpunkte entstehen. Der Garten grenzt an einen ehemaligen Klostergarten, durch den er eine Kulisse aus hohen Bäumen erhält.

Alter Ochsenstall

Gelb und Weiß, die Farben des alten Ochsenstalls geben das Thema des Gartens vor, das Marieke zauberhaft umgesetzt hat - auch wenn diese Kombination nicht wirklich "ihr Ding" ist.
Foto © 2017 Helga Panten

Marieke Nolsen, Besitzerin des Gartens "In de Boomgard" in Leusden, ist Floristin, Gestalterin und bietet Floristikkurse für Jedermann an; sie arbeitet gern mit Pastelltönen und Farbverläufen, was sich gut in ihrem 1.200 qm großen Garten erleben liess. Als Blumenbinderin findet sie es herrlich, mit Blumen aus dem Garten zu arbeiten. Daher besteht die Bepflanzung zum großen Teil aus floristisch verwendbaren Blumen, Früchten und Blattwerk, aus denen sie floristische Arrangements entstehen lässt, die Jahreszeit und Garten widerspiegelt. Marieke sagt von sich selbst, sie liebe üppige, transparente Borders mit einer sehr natürlichen Ausstrahlung. Marieke Nolsen ist der Motor hinter dem „Bollenweekend“.

 Ton-in-Ton-Pflanzung von Marieke Nolsen Reizvolle Ton-in-Ton-Pflanzung von Marieke Nolsen mit Stiefmütterchen, Narzissen und Knotenblumen
Foto © 2017 Helga Panten

 

 

 

 

 

2002 übernahm sie das einigermaßen verwahrloste Grundstück und begann es mit großen Vergnügen auszulichten. Nach eigenem Entwurf entstand der Garten mit seiner strengen Einteilung. Buchen- und Buchsbaumhecken gliedern ihn heute in vier verschiedene Gartenräume, die überquellen vor Stauden und Büschen. Der Garten liegt rund um den ehemaligen Ochsenstall, ein altes, typisches Gebäude das zum 1807 gegründeten Landgut Den Treek-Henschoten gehört. (Das Landgut selbst ist heute ein großes, extensives Naherholungsgebiet.) Wie alle Bauwerke des Landgutes ist es in den Farben Gelb und Weiß gestrichen. Auch wenn diese Farbkombination nicht zu Mariekes Favoriten gehört, hat sie sich ihnen angepasst.

Jaqueline van der Kloet

Weiße und schwarzviolette Tulpen sowie die filigranen Blütenstände der blauen Camassia sind nur eine der schönen Zwiebelblumen-Kombinationen von Jaqueline van der Kloet.
Foto © 2017 Helga Panten

"De Theetuin“ von Jaqueline van der Kloet in Weesp stand als nächstes auf dem Programm. Auch er entspricht mit seiner relativ geringen Größe von 1.300 qm vielen heutigen Gärten. Der Teegarten liegt auf einer der vier Bastionen der alten, reizvollen Festungsstadt Weesp, von der die Staudenfreunde auf dem Weg zum Garten einen kleinen Eindruck bekamen. Die Bastion Bakkerschans, auf der der Theetuin liegt, datiert von 1674 und ist von einem Festungswall mit stattlichen alten Bäumen umschlossen. Der Garten liegt als versteckte Oase im Grünen auf dem historischen Boden der Schanze. Dieser erste Teegarten der Niederlande wurde 1986 entworfen und angelegt durch Jacqueline van der Kloet, Stan Gall und Niek Roozen. Sie sahen hier den perfekten Ort für einen Modellgarten mit besonderen Pflanzen, Gefäßen und einem behaglichen Teehaus (leider nur für private Feiern geöffnet), das aus einem 1875 angelegten Munitionslager entstand. Besondere Stauden, nicht alltägliche Einjahrsblumen in spannenden Kombinationen und vor allem der besondere Umgang mit den Zwiebeln sind die Spezialität von Jacqueline van der Kloet, die sich in dem Garten sehr gut erleben ließ.

Hotel Nautsch Kwartier in Heusden

Behagliches Quartier bot das Hotel Nautsch Kwartier in Heusden, das einer alten Siedlung nachempfunden ist. Die Lage direkt am Goimeer verleitete den einen oder anderen Staudenfreund zu einem Spaziergang am Wasser. Die benachbarte Festungsstadt Naarden bot ein abendliches Ausflugsziel für die Gruppe.
Foto © 2017 Helga Panten

Keukenhof

Als breiter Fluss aus Rot- und Rosa-Tönen fingen die Tulpen an dieser Stelle des Keukenhofs den Blick ein.
Foto © 2017 Helga Panten

Nach den filigran gestalteten Privatgärten des ersten Tages ließ der Keukenhof in üppigster Blumenpracht schwelgen. Rasenflächen und Bäume boten dem Auge grünen Halt zwischen all den Farben. Meist waren sie plakativ eingesetzt, hin und wieder gab es aber auch Anregungen für den eigenen Garten zuhause. Trotz früher Stunde unseres Besuchs quoll der 32 ha große Park bereits vor Menschen über, was sich während der Besuchzeit steigerte. Bewundernswert der Top-Pflegezustand in dem sich das gesamte Gelände befand.

Baumschule Esveld

Etwas erschöpft nach all den Keukenhof-Farben nahmen die Staudenfreunde im schönen Gewächshaus der Baumschule Esveld zum Mittagsimbiss Platz.
Foto © 2017 Helga Panten

2017 stand die 68. Ausgabe des Keukenhofs unter dem Thema „Dutch Design“, bei dem niederländische Sachlichkeit mit Innovation verbunden worden war. Gepflanzt wurden rund 7 Mio. Zwiebelblumen, darunter 800 Tulpensorten. Der Keukenhof ist das Schaufenster der niederländischen Blumenzwiebelkultur. Während der achtwöchigen Öffnungszeit zeigen 100 Züchter ihre Blumen als lebendigen Katalog im Freiland.

Farbnuancen  Japanischer Ahorn

Erstaunlich viele Farbnuancen lassen sich bei den Japanischen Ahorn entdecken.
Foto © 2017 Helga Panten

Reiche Beute machten die Staudenfreunde in der weit über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannten Baumschule Esveld in Boskoop. Sie vermehrt auf 4 ha Fläche ein unglaublich breites Sortiment an Gehölzen, bietet aber auch Stauden an. Auf einem weiteren Hektar ließen sich elf nationale Sammlungen entdecken: Acer, Abelia, Buchsbaum, Kletternde Lonicera, Enkianthus, Japanische Azaleen, Osmanthus, Pieris, Hortensien, Sarcoccoca. Während unseres Besuchs zog die Sammlung Ahorn mit 700 verschiedenen Arten und Sorten darunter unzählige Japanische die Staudenfreunde an. Ihre Blattfarben machten den Frühlingsstauden durchaus Konkurrenz. Die Baumschule liegt in der für den Raum Boskoop typischen Landschaft mit schmalen langen Landstücken, die über parallel laufende Kanäle entwässert und früher auch erschlossen wurden.

Wim Baas

Leidenschaftlich wirbt Wim Baas (in Gummistiefeln) für behutsamen und bewussten Umgang mit der Natur.
Foto © 2017 Helga Panten

Absolutes Kontrastprogramm zu dem vorher Gesehenen bot der 8.000 Quadratmeter große Moeras- en Stinzenplanten-Tuin von Dr. Wim Baas. Er liegt am Rande des Naturreservats „De Westbroekse Zodden“ in der Ost-Vechtse Veen-Landschaft (Moor-Landschaft). Der Chemiker und Ökologe Bass ist ein Spezialist für die Verwilderung von Gartenpflanzen. In der Universität Utrecht hat der inzwischen emeritierte Wissenschaftler die Lebensbedingungen der verschiedenen Arten erforscht. Kreislaufsysteme im Garten, die Verbindung zur Tierwelt, insbesondere die Bedeutung der Ameisen sind ihm ein wichtiges Anliegen, das er seinen Besuchern voller Leidenschaft vermittelt.

Im Gänsemarsch ging es vorbei an den Schätzen, die der Moeras- und Stinzenpflanzen zu bieten hat, wie dem Verborgenen Schuppenwurz, Lathraea clandestina, und den Knabenkräutern.
Foto © 2017 Helga Panten

Der Moeras- und Stinzenplanten-Tuin besteht aus zwei Teilen: Der erste ist weitgehend natürlich belassen und eigentlich die Fortsetzung des angrenzenden Veens, also der Torfabgrabungen der Gegend. Das tiefschwarze Wasser des Grundwasserteiches deutet auf das natürlich gewachsene Ursprungsmaterial hin.

Der zweite Teil ist eine bis auf 5 m erhöhte ehemalige Weidefläche, die wegen ihrer Mauerwerke wie ein seit langem verlassener Bauernhof wirkt. Die für die Landschaft untypische Erhöhung entstand aus Bauschutt von Häusern, die in der Umgebung abgerissen wurden. Aus ihm baute Wim unregelmäßige Stützmauern, Anhöhen und Steinschüttungen. Auch aus Lehm, Sand und Muschelschalen ließ er verschiedene Standorte für Stinzenpflanzen entstehen. Die meisten dieser Arten benötigen kalkreichen Boden, um sich etablieren zu können, der in der extrem sauren Moorlandschaft nur durch Eingriffe des Menschen entsteht.

Dank dieser beiden verschiedenen Bereiche wurde der Garten zum Lebensraum für Knollen- und Zwiebelgewächse, für Orchideen, Farne, fleischfressende Pflanzen und vieles mehr. Neben einheimischen Arten hat Wim Baas auch besondere nichtheimische Bäume, Büsche und Sumpf- und Waldpflanzen angesiedelt. Der Garten ist also kein reiner Ökogarten.

Garten von Anja van Heeswijk

Kulissenartige Taxus-Hecken lenken den Blick in die Tiefe des Gartens von Anja van Heeswijk.
Foto © 2017 Helga Panten

Erst seit einem Jahr öffnet Anja van Heeswijk ihren 5.000 Quadratmeter großen Garten des Hubertushof in Leusden. Er liegt rund um ein altes Jagdhaus, das im Stil der Amsterdamer Schule (Architekturstil zwischen 1910 und 1930) gebaut wurde und mit seinem wellenförmigen Strohdach und der tragenden Konstruktion aus Eichenholz sehr markant wirkt. Als Antwort darauf läuft eine strenge Gartenachse, rechts und links von kulissenartig angeordneten Taxus-Hecken gesäumt, auf eine große, bogenförmige Pergola zu und sogar optisch noch darüber hinaus bis in den Wald. Eigentlich hätte die Pergola als Blickfang im Blütenschmuck der stattlichen Wisterien prangen müssen. Aber wie überall so hatte auch hier der sehr späte Frost den Blüten ein jähes Ende bereitet.

Hubertushof

Die naturnahen Staudenpflanzungen des Hubertushofs, bilden einen perfekten Übergang zur Waldkulisse. Im Hintergrund das stattliche Jagdhaus, um den sich der Garten herum legt.
Foto © 2017 Helga Panten

Rechts und links seitlich neben Haus und Taxuskulissen schließen sich naturnahe Pflanzungen an, die sich dank einer Fülle an Blütenpflanzen, darunter vielen Zwiebelblumen, mit der natürlichen Umgebung des Waldes rings herum verbinden. Anja liebt es, wie sie sagt, Pflanzen miteinander zu kombinieren. Dabei berücksichtigt sie Blütenfarben, Blütezeit, Blattform und –farbe, Höhe usw. Jedes Jahr versucht sie den Garten noch weiter zu verbessern und verändert ihre Borders um sie noch harmonischer wirken zu lassen. So ist ein natürlich erscheinender Garten mit einer Fülle an Blumen entstanden, der sich mühelos in die Wald-Umgebung einbindet, aber auch mit dem Haus harmoniert. Auch dieser Garten hatte zum „Bollenweekend“ eingeladen.

Gardens op den Haar

Seit dem 13. Jahrhundert entwässern Gräben wie dieser die Flächen der heutigen "Gardens op den Haar". Für Schatten und Bodenfeuchte liebende Arten ein idealer Standort
Foto © 2017 Helga Panten

Überraschend anders präsentierten sich die “Gardens op den Haar” von John und Joyce Ramsbotham, Hoevelaken. Der 2 ha große Garten gehörte früher zu einem großen Landgut, das erst 1967 aufgeteilt wurde. Das Haus steht auf einer etwas erhöhten Fläche (Haar = Warft), von der man annimmt, dass sie früher als Kartoffelacker diente. Südlich des Hauses liegt sumpfiger Wald, der aber vermutlich bereits seit dem 13. Jahrhundert durch parallele Gräben entwässert wird. Ihn verwandelten die Besitzer seit 1991 sehr behutsam in Wald- und Schattengärten, die jeweils durch Wassergräben voneinander getrennt sind. Kamelien, Japanische Ahorn, Pieris aber auch viele Stinzenpflanzen wie Buschwindröschen und Lerchensporn finden hier einen ihren Bedürfnissen optimal entsprechenden Platz.

Garten von John und Joyce Rambotham

Ein Wald von Hasenglöckchen untermischt mit ein paar Narzissen betont den Waldcharakter des Gartens von John und Joyce Rambotham.
Foto © 2017 Helga Panten

Insgesamt bietet der Garten sieben verschiedene Bereiche: „Waldgarten“, gegliedert durch 18 parallel verlaufenden Gräben, „Englischer Garten“ mit Rasen und Borders im englischen Stil, „Millenniumsgarten“ im Jahr 2000 mit vielen Hostas angelegt, „Rosengarten“, „Tropischer Garten“ mit üppigem Grün von Gunnera, Musa und Fatsia, „Teich- und Felsengarten“ sowie der „Feuer- und Eis-Garten“ mit orangen, roten und gelben Blüten sowie schwarzem Laub und „Eis-Blocks“.

Tuin de Lage Oorsprong

Er ist auf gutem Wege der "Tuin de Lage Oorsprong", aber noch ist viel zu tun.
Foto © 2017 Helga Panten

Der "Tuin de Lage Oorsprong" in Oosterbeek bettet sich ein in einen großen Landschaftspark, der vielerlei Erholungsmöglichkeiten bietet. Der ehemals ziemlich verwahrloste Garten wird seit einigen Jahren behutsam wieder zum Leben erweckt. Zum jetzigen Zeitpunkt erschien vieles auf gutem Wege, manches noch nicht ganz stimmig. Es wird spannend sein, den Garten in einigen Jahren noch einmal zu erleben.

Garten Verheggen

Als schöner Abschluss der Reise wartete der Garten Verheggen in Lottum auf die Staudenfreunde.
Foto © 2017 Helga Panten

Den Abschluss der Reise bildete der großzügige, klar strukturierte Hausgarten Verheggen in Lottum. Seine 4.000 qm erfreuen mit vielen schönen und üppigen Stauden- und Blumenzwiebelpflanzungen. Der älteste Teil ist der „Informelle Garten“ mit einer Laube, überwölbt von einem Götterbaum und umrahmt von blühenden Borders. Der Englische Border-Garten wird durch schöne Farbkombinationen und Pflanzen in verschiedenen Höhen geprägt. Viele Stauden, Rosen, Büsche und – im Sommer – Dahlien bestimmen ihn. Große Taxussäulen bestimmen den Charakter des Vier-Farben-Gartens, in dem Stauden, Gräser und Einjahrsblumen miteinander kombiniert sind. Im Rosengarten verbinden sich Rosen mit verschiedenen Kräutern. Ramblerrosen, Kletterrosen und Strauchrosen sorgen für eine romantische Atmosphäre. Der Dahliengarten zeigte natürlich noch nichts von seiner Pracht, machte aber Lust, im Laufe des Sommers erneut zu kommen. Der Sammlungsgarten ist entstanden aus einer großen Sammlung von Stauden und Gräsern. Den Schattengarten prägt eine große rote Buche, unter der Rhododendren und Azaleen für Farbe sorgten.

Garten Nel Verheggen

Mutig mischt Nel Verheggen die verschiedenen Tulpen-Farben im Vier-Farben-Garten mit seinen markanten Taxus-Säulen.
Foto © 2017 Helga Panten

Gartenreise Oudolf/Niederlande - September 2016

Auf Piet Oudolfs Spuren - Reise in die Niederlande am 03. und 04.09.2016

Garten Ernst

Neugierig und interessiert, die Bonn-Kölner Staudenfreunde im Garten Ernst
Foto © 2016 Helga Panten

BernePark in Bottrop

Vom Klärbecken zum Stauden-Senkgarten, der BernePark in Bottrop
Foto © 2016 Helga Panten

Herbst ist die ideale Jahreszeit, um Gärten von Piet Oudolf zu erleben, aber auch um in anderen Gärten nach Anregungen für die zweite Hälfte des Jahres Ausschau zu halten. Die Reise begann ziemlich spektakulär im BernePark in Bottrop. Unverkennbar ging es dabei um eine ehemalige Kläranlage. Der Abriss der Anlage hätte viel Geld gekostet. Daher verfielen die Stadtväter auf die sehr nachahmenswerte Idee aus der technischen Anlage einen Park zu machen. Während das eine Klärbecken in einen ruhigen glatten Wasserspiegel verwandelt wurde, konnte man Piet Oudolf gewinnen, um aus dem zweiten Klärbecken einen Stauden-Senkgarten zu machen. Die ehemaligen Rechen bieten heute als Brücke gute Aussicht von oben über Staudengarten und Wasserbecken.

BernePark

Lebhaft diskutieren die Staudenfreunde die Gestaltung des BerneParkes
Foto © 2016 Helga Panten

Piet Oudolf

Das Purpurbraun der Eupatorium harmoniert wunderbar mit den Klinkern von Oudolfs Bürohaus. Nur welche Solidago-Sorte das ist, hätten alle Staudenfreunde gern gewusst.
Foto © 2016 Helga Panten

Piet Oudolfs Garten in Hummelo war das nächste Ziel. Der Gartenarchitekt ist bekanntlich einer der prominentesten Vertreter der Dutch Wave. Mit seinen Pflanzungen, die auch den Herbst und Winter attraktiv machen, hat er für eine nachhaltige Veränderung der Sicht auf den Garten gesorgt. Als Aushängeschild seiner Vorstellungen vom Garten quillt auch sein privates Grün über vor Farben und Formen. Spannend erscheint der Bezug, den er immer wieder auch zu den umgebenden Gebäuden herstellt.

Oudolf-Garten

Weiche und streng geschnittene Hecken, die Fülle der Gräser, die sanften Töne von Kerzenknöterich und Herbstanemonen geben dem Oudolf-Garten Leben.
Foto © 2016 Helga Panten

Hans Kramer

Hans Kramer (im blau-grauen Shirt) stimmt die Gruppe ein auf das, was sie gleich in den Staudenquartieren entdecken wird.
Foto © 2016 Helga Panten

Herzliche Begrüßung durch Hans Kramer vom Hessenhof in Ede, den die Staudenfreunde vor wenigen Jahren bereits mit einem seiner brillanten Vorträge erlebt hatten. Jetzt waren sie neugierig auf seine Staudengärtnerei. Nach der sommerlichen Vermehrungszeit bot sie (fast) alles was das Herz des Staudenfreundes höher schlagen lässt. Entsprechend wohl gefüllt war der Kofferraum am Ende des Besuches.

Hessenhof Ede

Die Qual der Wahl fällt schwer, also genau schauen und wählen unter der Vielfalt des Kramerschen Angebotes
Foto © 2016 Helga Panten

Beukenhofs

Die Großzügigkeit des "Beukenhofs" lässt malerischen Gehölzen wie hier dem weißbunten Etagen-Schneeball Raum zur Entfaltung
Foto © 2016 Helga Panten

Nach dem "Stress" des Besuchs in der Staudengärtnerei ließ der "Beukenhof" in Barneveld die Staudenfreunde wieder zur Ruhe kommen. Die großzügige Weite des rund einen Hektar großen Gartens wechselt mit kleineren Gartenräumen, die sich verschiedenen Themen widmen und jeder eine andere Atmosphäre ausstrahlen. Streng geschnittene Buchenhecken - "Beukenhof"! - gliedern den Garten und geben der Fülle optischen Halt. Seinen besonderen Charakter bekommt der Garten durch die Ausblicke in die umgebende weite Landschaft.

Beukenhof

Das Purpurviolett und Rosa von Dahlien, Salvien und Polygala umgibt den kleinen Gartenraum im "Beukenhof". Über den Rand der Amphore im Zentrum quillt Köpfchen-Knöterich (Persicaria capitata)
Foto © 2016 Helga Panten

Angenehmer Platz auf der Terrasse des Stadskasteels Oudaen
Foto © 2016 Helga Panten

Nach all den Gärten erreichte die Gruppe das quirlige Utrecht als Übernachtungsort. Der wunderbar milde Herbstabend war ideal für die Bootsfahrt rund um die Altstadt von Utrecht, bei der sich das entspannte Leben in den vielen Restaurants und Gartenhöfchen erleben ließ. Danach fand die Gruppe behaglichen Platz am Wasser auf den Terrassen des Stadskasteels Oudaen, das schon auf das 13. Jahrhundert zurück geht.

Vlinderhof

Unter viel Gelächter wurde das nasse Hindernis auf dem Weg zum Vlinderhof überwunden
Foto © 2016 Helga Panten

Überraschend schweißtreibend gestaltete sich am nächsten Morgen der Weg zum Vlinderhof in Utrechts Maximapark. Die Alendorper Wetering musste mit einer Ziehbrücke überwunden werden, was unter viel Gelächter geschah. Jenseits der Brücke nahm Marc Kikkert mit seiner Truppe die Bonn-Kölner in Empfang. Marc Kikkert hatte Jahre zuvor die Vision, einen Staudengarten im Maximapark entstehen zu lassen. Der Maximapark lehnt sich an die neu entstandenen Viertel Utrechts an und bietet nicht nur den dort Wohnenden die Möglichkeit zu Sport und Entspannung. Piet Oudolf sollte die Planung des Staudengartens übernehmen, so Kikkerts Wunsch, der auf viel Skepsis stieß. Aber nach viel Überzeugungsarbeit ließ Oudolf sich bewegen, den 5.000 qm großen Park zu entwerfen. Die vielen Freiwilligen, die Kikkert um sich schart, pflanzen und pflegen den Staudengarten. Die Bonn-Kölner Staudenfreunde waren begeistert über die Pflanzenpracht und den Pflegezustand dieser öffentlichen Anlage. Von vielen wurde der Besuch des Vlinderhofs, übersetzt Schmetterlingshof, als Höhepunkt der Fahrt angesehen. Und für den Rückweg gab es einen weniger anstrengenden Weg.

Marc Kikkert

Marc Kikkert - mit neongrüner Jacke - erläutert, welcher Mut und welche Anstrengungen nötig waren, um den Vlinderhof entstehen zu lassen
Foto © 2016 Helga Panten

Vlinderhof

5.000 qm umfasst die Fläche des Vlinderhofs, die von einer großen Zahl engagierter Freiwilliger gepflegt wird.
Foto © 2016 Helga Panten

Tuin an het Boord

Eine Buchsbaumhecke rahmt die stattlichen Stämme der Parrotien und betont die Länge der Allee im "Tuin an het Boord"
Foto © 2016 Helga Panten

Der gepflegte großzügige Privatgarten "Tuin an het Boord" wartete in Nuenen auf die Reisegruppe. Außergewöhnlich gleich zum Auftakt der erste Anblick: Eine sorgfältig geschnittene Allee von Parrotia persica 'Vanessa', an der leider nur erst wenige Blätter eine Idee der herbstlichen Farbenpracht boten. Die Baumreihe öffnet den Blick in den mediterranen Garten voller wärmeliebender Pflanzen. Dahinter schlossen die Besitzer Matt und Dini Baten einen formalen Garten mit streng gefasstem Teich an. Den Abschluss bildet der Obst- und Gemüsegarten und seitlich versteckt liegt ein Ruhe ausstrahlender japanischer Garten.

Tuin an het Boord

Das streng gefasste Wasserbecken gibt dem formalen Garten des "Tuin an het Boord" seinen Charakter
Foto © 2016 Helga Panten

Gräserspiel im "Tuin an het Boord"

Heiteres Gräserspiel im Gegenlicht im "Tuin an het Boord"
Foto © 2016 Helga Panten

Walburg-Tuine

Zu ehrwürdigen Gestalten herangewachsene Nadelgehölze in den Walburg-Tuinen
Foto © 2016 Helga Panten

Bereits 1958 entstanden die Gärten De Walburg in Nuenen. Garten-Architektin Hetty Cox legte die Gärten im Stil des Wiederaufbaues an. Inzwischen sind die damals gepflanzten Gehölze zu einem lebendigen Monument herangewachsen, in dem Gartenkultur und Natur nahtlos ineinander übergehen. Nach Hetty Cox Tod 2001 war der Garten einige Zeit sich selbst überlassen. Jetzt kümmert sich die Stiftung Walberg-Tuinen mit vielen Freiwilligen um das kulturhistorische Erbe - eine große Herausforderung, die aber bereits in vielen Bereichen erfolgreich in Angriff genommen worden ist. So konnten die Staudenfreunde die Kette der Gärten genußvoll durchwandern.

Herbstlicher Blütenflor lockt zum Durchstreifen der Walburg-Gärten
Foto © 2016 Helga Panten

Garten Ernst

Lobelien, Monarden, Agastache und Gaura mixen sich zu einem fröhlichen Bild im Garten Ernst
Foto © 2016 Helga Panten

Den heiteren Schlusspunkt unter die Reise setzte der Garten von GdS-Mitglied Angela Ernst in Solingen, in dem ein Schluck Wein die Lebensgeister wieder weckte. Der Garten quillt über vor Pflanzen, die Angela Ernst mutig und unkonventionell miteinander mixt. "Ich habe einen großen Teil meiner Kindheit in den Sommerferien glücklich in Italien verbracht und wollte diese warme, etwas wilde Atmosphäre in meinem Garten wieder aufleben lassen", sagt sie über ihren Garten. Nur 1.000 qm groß, ist er für die Besitzerin Experimentierfeld mit immer wieder neuen Arten und Sorten, die sie ausprobiert und deren heiteres Miteinander sie genießt. Auch die Staudenfreunde hatten ihre Freude an dem Garten, der erstaunlich viele zauberhafte Pflanzenkombinationen beherbergt.

Danach rollte der Bus voll zufriedener Staudenfreunde Richtung Köln und Bonn.

Helga Panten, Bonn

Garten Ernst

Das Garten-Konzept von Angela Ernst wird lebhaft erörtert
Foto © 2016 Helga Panten

Gartenreise Ile de France - Juni 2015

 Jardins Amoena von Francis Peeters

Vielleicht der Höhepunkt, auf jeden Fall krönender Abschluss der Reise: Die Jardins Amoena von Francis Peeters (Bildmitte mit geschorenem Kopf) in Silly/ Ville Hoves in Belgien
Foto © 2015 Helga Panten

Gartenreisen in die Ile de France gibt es viele. Die Klassiker stehen auf dem Programm von Marly bis Versailles. Aber Privatgärten? Anders als in Nordfrankreich oder der Normandie sind die privaten Gartenschätze rund um Paris kaum bekannt. Entsprechend mühsam waren die Vorbereitungen für das Team aus Marita Stark-Quabius, Beate Sonst und Annche Maintzer. Umso größer war ihre Erleichterung und die Begeisterung bei den Teilnehmern der Reise über die Schönheit der Gärten, die sich während der Reise auf der Höhe der Rosenblüte und bei bestem Wetter präsentierten.

Schlösschen von Philippe Taminiaux und Karine Fonsny

Ruhe und Gelassenheit strahlt der Garten rund um das Schlösschen von Philippe Taminiaux und Karine Fonsny aus
Foto © 2015 Helga Panten

Den Auftakt machte am 10. Juni noch in Belgien als Unterbrechung der Anreise der Jardin "Le-Sous-Bois" von Philippe Taminiaux und Karine Fonsny. In traumhafter Lage 100 m oberhalb der Maas gelegen, strahlt der 3 ha große Garten, der sich in ein 14 ha großes Anwesen bettet, Ruhe und Gelassenheit aus. Als die Besitzer es vor 17 Jahren erwarben, breitete sich vor dem Schlößchen eine große Schafweide aus, linker Hand begrenzt durch Wald. Radikal verändert haben sie diese Situation nicht. Behutsam ergänzten sie den Waldsaum durch edle Gehölze wie Cornus controversa 'Variegata', dunkelroten Cotinus coggygria und helllaubige Catalpa.

Jardin "Le-Sous-Bois"

Wild und gepflegt, der Wechsel zwischen Beidem macht den Charme des Gartens über der Maas aus.
Foto © 2015 Helga Panten

Die ehemalige Schafsweide wurde zur großen Wiese über die der Blick hinweg geht auf die Maas mit ihrem Steilufer. Sauber gemähter Rasen gibt ihrer Margeritenfülle optischen Halt. Rechter Hand schließt sich der intensive Gartenteil an. Hinter einem üppigen Staudenborder verbergen sich intime Gärtchen wie ein von Buchsbaumheckchen gefasster "Bauerngarten", ein weißer Garten oder der romantische von Rosen übersponnene Laubengang. 80 Kletterrosen haben hier ihren Platz, den sie zum großen Teil mit passender Clematis teilen. Hier wie im ganzen Garten wachsen nur Pflanzen mit sanften Farbtönen, laute Farben gibt es nicht

Hortillonnage

Die Staudenfreunde auf dem Weg in das Gewirr der Flussarme
Foto © 2015 Helga Panten

Amiens war die nächste Station auf dem Weg der Staudenfreunde. Nachdem ein ursprünglich eingeplanter Garten kurzfristig nicht besucht werden konnte, ging es auf die Hortillonnage, eine Bootsfahrt durch die "Lagunenlandschaft" zwischen den Flüssen Somme, Selle und Avre. Bereits seit dem Mittelalter wird auf den Inseln im Gewirr der Flussarme Gartenbau betrieben. Früher dominierte Gemüse. Nachdem die Gärtner aufgrund der Kleinteiligkeit nicht mehr mit dem modernen Angebot konkurrieren konnten, fielen etliche Flächen brach. Inzwischen wird der Gartenbau als Bioanbau wiederbelebt, eifrig unterstützt von den Menschen in Amiens, die sich über das frische Gemüse aus der Nachbarschaft freuen. Außerdem haben sich etliche Kleingärtner angesiedelt, die in friedlichem Miteinander mit der reichen Tierwelt der Gewässer leben.

Jardin de Grenouillere

Vom Haus aus gesehen, scheint der "Jardin de Grenouillere" hinter der Rasenfläche mit ihrem Staudensaum zu enden. Aber dort beginnt der Wassergarten
Foto © 2015 Helga Panten

Das Hotel Chateau du Val in Saint-Germain en Laye, ehemals Jagdschloss Ludwigs XIV, in dem bereits Voltaire, Diderot, Rousseau und Mozart gewohnt haben, bot den Bonn-Kölnern stilvolle und ruhige Unterkunft für eine Nacht.

Nach einem Blick in den Park des Schlosses von Saint-Germain en Laye ging es am Donnerstag, dem 11.6.2015 in den "Jardin de Grenouillere" in Les Essarts Le Roi im Südwesten von Paris. Der Garten liegt im Einzugsbereich der Quellen des Flüsschens Yvette und spielt heute mit dem Thema Wasser. Aber als Francoise Lacaze das Grundstück 1988 kaufte, war es aufgrund der Yvette-Quellen sumpfig - einfach ein Froschtümpel, wie die Übersetzung des Gartennamens lautet. Drainagen lenkten die Feuchtigkeit, schufen trockene und feuchte Bereiche. Trotzdem zahlten sie und ihr Mann viel Lehrgeld mit falscher Bepflanzung.

Jardin de Grenouillere

Die Quellen der Yvette sorgen dafür, dass der "Froschtümpel-Garten" immer genügend Wasser besitzt
Foto © 2015 Helga Panten

Ab 1999 schalteten sie die Gartenarchitektin Sonja Gauron ein. Gemeinsam mit ihr entstand der japanisch inspirierte Bereich vor dem Haus, der großzügige Rasen mit seinem Staudensaum hinter dem Haus und der daran anschließende große Wasserbereich, neben dem zwei sehr locker aufgeschnittenen Weiden und ein Cornus controversa 'Variegata' ein zauberhaftes Spiel von Licht und Schatten aufführen. Auch Francoise hat für den heute reifen Garten, in dem eher geschnitten als neu gepflanzt werden muss, ihre Farb-Vorlieben. Knalliges Rot hat in ihrem Garten nichts zu suchen.

Charmante Sitzplätze in Sonjas Garten

Einer der vielen charmanten Sitzplätze in Sonjas Garten
Foto © 2015 Helga Panten

Nur wenige Kilometer von "Froschtümpel-Garten" entfernt liegt der Privatgarten von Sonja Gauron, "Le Jardin de Sonja", in Le Perray en Yveline. Vor 25 Jahren entstand er auf 3000 qm brach liegender Feldfläche. Einfach war die Anlage des Gartens nicht. Schwerer Lehmboden steht hier an. In 30 cm Tiefe gibt es eine wasserundurchlässige Schicht. Viele Pflanzen verlor sie, weil es ihnen entweder zu nass war oder der Wind sie in dem damals völlig offnenen Gelände umwehte. Sie konnten nicht tief genug wurzeln, um sich fest zu verankern. Inzwischen kennt sie die Arten, die mit dem Boden zurecht kommen oder sie setzt sie auf kleine Hügel, die ihnen zu trockenen Wurzeln verhelfen. Englische Garten-Vorbilder standen Pate. Der Bereich vor dem Haus schwelgt in Grüntönen. Hinterm Haus gibt es Farben von Rosen, Hibiscus, Geranium, Fingerhüten und vielem mehr.

Schmaler Streifen zwischen Haus und Gartengrenze

In einen geheimnisvollen Waldweg hat Sonja den schmalen Streifen zwischen Haus und Gartengrenze verwandelt
Foto © 2015 Helga Panten

Kunden, die sie durch ihren Garten führt, fühlen sich von den vielen reizvollen Gartensituationen genauso angesprochen wie von den markanten Gewächsen, mit denen die Pflanzensammlerin Atmosphäre schafft: Die große Hängezeder vor dem Haus unter der ein Bächlein fließt, umrahmt von grünschwarz-getupften Persicarien, die das Licht-Schattenspiel der Zeder vertiefen; der Schneeflockenstrauch (Chionanthus virginicus) mit seinen weißen Puderquasten, der elegante Viburnum plicatum 'Mariesii'. Wichtig sind ihr auch die oft vernachlässigten Restflächen wie der schmale Streifen zwischen Haus und Gartengrenze. Ihn verwandelte sie in einen geheimnisvollen Waldweg. Sogar eine ganz kurze Querachse unterbricht ihn, um einem Fenster des Hauses Ausblick zu verschaffen. Eine kleine Statue, Tori, Spiegel, spiralartige Pflasterung, wuchtige Buchskugeln und Clematisranken verwandeln dies kleine Gartenfleckchen in einen kleinen Ort der Kontemplation.

Schloss Breteuil

Wie bei allen klassischen französischen Gärten bildet auch das Schloss Breteuil das Zentrum, von dem aus die Achsen in die Landschaft strahlen
Foto © 2015 Helga Panten

Der erste Blick auf das nachmittägliche Ziel, den Garten des Schlosses Breteuil, konnte die Reisegruppe bereits bei einem gemütlichen Picknick unter den alten Bäumen des Parkes werfen. Danach ging es unter fachkundiger Führung durch den Garten, dessen Wurzeln zwar bereits aus dem 17. Jahrhundert stammen. Im 19. Jahrhundert wurde er jedoch komplett neu im Stil Le Notres, also als klassischer französischer Garten angelegt. Das Schloss liegt im Mittelpunkt der Gartenachsen, die weit in die Landschaft hinausstrahlen und so den Herrschaftsanspruch der Familie Breteuil demonstrierten. Rund um das Schloss ordnen sich streng schnittene Gehölze und formale Wasserbecken dem Gestaltungswillen des Herrschers unter.

Detail des Englischen Gartens

Detail des Englischen Gartens, des so genannten Prinzengartens, der 1991 unter Leitung des belgischen Gartenarchitekten René Péchère erneuert wurde
Foto © 2015 Helga Panten

Heute fügen sich ein "Jardin d'Anglaise', ein Rosen-Laubengang, Labyrinth und Gemüsegarten samt Obstspalier in den Park ein. In Frankreich ist er vor allem bei Kindern beliebt, weil an verschiedenen Stätten die Märchen von Charles Perrault inszeniert sind.

Vom Schloss Breteuil ging es ins nicht weniger geschichtsträchtige Fontainebleau. Im Hotel Napoleon, wenige Schritte von Schloss und Park Fontainebleau entfernt, nahm die Gruppe stilvolles Quartier. In seinem wunderschönen grünen Innenhof war nichts vom Gequirle der draußen vorbeiführenden Straße zu spüren.

Jardin d' Anne-Marie

Feenhaft solle ihr Garten sein, so hatte Anne-Marie es gewünscht und realisiert
Foto © 2015 Helga Panten

Mit dem 1.400 qm großen "Jardin d' Anne-Marie" in Lardy wartete der Kleinste der Gärten am Vormittag des 12.6.2015 auf die Staudenfreunde und überraschte mit unglaublicher Rosenfülle. Kaum wusste man, wohin den Blick zuerst lenken. Da erstaunte es nicht, dass Anne-Marie Grivaz bereits mehrere Preise für ihr kleines Paradies bekommen hat. 1976 haben ihr Mann und sie mit der Anlage des Garten begonnen. Zwei Jahre habe es gedauert, bis sie den Garten so einigermaßen unkrautfrei bekommen hätten, erzählte sie. So richtig angefangen haben sie dann 1980 mit einer Arbeitsteilung, die bis heute anhält: Er ist für die Baulichkeiten zuständig, sie für die Pflanzen. Besonderen Charme besitzt der Garten durch die Wasserläufe. Quer durch den Garten zieht sich ein Kanal, der den oberen Gartenteil vom unteren trennt und von einer weißen Brücke überspannt wird. Unterhalb des Gartens fließt das Flüsschen La Juine vorbei.

Rosenfülle

Wohin den Blick zuerst wenden bei dieser Rosenfülle?
Foto © 2015 Helga Panten

Rosen sind das große Thema des Gartens ursprünglich inspiriert vom elterlichen Garten Anne-Maries in dem Clematis und Moosrosen blühten. Auch hier bilden alte Rosen einen Schwerpunkt. 120 Kletterrosen überspinnen die Pergola, unter der hindurch man den Garten durchwandelt. Zur Hauptrosenblüte treten die Stauden vor ihrer Pracht zurück, Glockenblumen, Veronica, Alchemilla spielen die zurückhaltenden Begleiter. Danach setzt sich der schattigere untere Gartenteil mehr in Szene beispielsweise mit der großen Hosta-Sammlung.

Haus und Garten von Annie und Bernard Lerebour

Den Eindruck von Ruhe und Behagen strömen Haus und Garten von Annie und Bernard Lerebour aus
Foto © 2015 Helga Panten

Ein bisschen skeptisch fuhren die Staudenfreunde nach dieser überquellenden Fülle in den "Jardin de la Haute Vigne" von Annie und Bernard Lerebour in Etampes. Annie hat eine Schule für Floristik, würde ihr Garten auch floristisch sein, voller Accessoires und Schnickschnack? "Nein", lachte sie, als die Gruppe ihr gegen Ende des Besuchs von ihren Befürchtungen erzählte, Floristik und Garten würde sie streng trennen. Aber die Grundprinzipien der Gestaltung, die habe sie von der Floristik durchaus übernommen.

Wie Inseln betten die Bäume mit ihrem "Fußvolk" aus Rosen, Stauden und Hortensien sich in den Rasen
Foto © 2015 Helga Panten

Ein paar Obstbäume und der traditionelle Gemüsegarten bestimmten den 3.000 qm großen Garten als die Lerebours ihn 1976 vom Schwiegervater übernahmen. Heute rahmen großzügige Rasenflächen die Inseln der alten Bäume. Unter ihrem lockeren Schirm blühen Rosen und Hortensien, Thalictrum und Hosta, Spornblume, Frauenmantel, Phlomis und Geranium. Der Haupteindruck ist Ruhe, Weite und Grün, in das Farbtupfer eingestreut sind, die zum Hinschlendern und Betrachten verlocken. Gerade im Entstehen ist ihre Duftecke, in der Philadelphus 'Etoile de Berger', Syringa microphylla, Duftrosen und Choisya stehen. So ganz einfach hätten neu gesetzte Pflanzen es im ihrem Garten aber nicht. Er sei sehr trocken, Wasser verschwindet sofort im Boden, erzählte sie.

Die Rosenbegleiter ordnen sich ganz den strahlenden Rosenblüten unter
Foto © 2015 Helga Panten

Noch einmal in Rosen schwelgen ließ der Schaugarten der "Roseraie d' Andre Eve". 3.500 Rosen, Stauden und Gehölze beherbergt er, wobei die Rosen sich in verschwenderischer Fülle zeigten und Stauden und Gehölze neben sich kaum zu Wort kommen ließen. Erst wer bewusst hinschaute, entdeckte, dass das Rosenrot, -rosa- und -weiß erst richtig strahlte durch den Kontrast zum sanftvioletten Rittersporn und ebenso sanften Nepeta, dass blaue Clematis, Veronica und blauer Lein ihnen ritterlich zur Seite standen und dass Iris schon vor den Rosen ihren Auftritt hatten.

Rosengärtnerei von Andre Eve

Wahrhaft in Duft und Schönheit schwelgen ließ sich im Schaugarten der Rosengärtnerei von Andre Eve
Foto © 2015 Helga Panten

Nach dem Durchschreiten des Schaugartens durfte die Gruppe einen Blick in die Züchterwerkstatt tun. Rund 30.000 Samenkörner werden pro Jahr ausgesät. Etwa 750 davon kommen in die engere Wahl, werden sieben Jahre beobachtet. Wenn es gut geht, bleiben am Ende eine oder zwei gute neue Sorten übrig. Voller Staunen betrachteten die Staudenfreunde die Rosenpflückerinnen, die unmittelbar neben den Neuheiten eben erblühte Duftrosen für die Ölproduktion pflückten.

Baumschule Brochet-Lanvin

Stauden in großer Fülle gab es in den Staudenborders und im Verkaufsbereich der Baumschule Brochet-Lanvin
Foto © 2015 Helga Panten

Abschiednehmen von Fontainebleau hieß es am Morgen des 13.6.2015. Noch zwei Stationen lagen vor den Staudenfreunden. Die erste war der "Jardin et Pepiniere Brochet-Lanvin" in Nanteuil-la-Foret in der Champagne. Die Baumschule hat sich spezialisiert auf Gehölze für kalkreiche Böden. Sie hält die nationale Sammlung von Weiden und Spirea, legt außerdem einen Schwerpunkt auf Deutzien, Philadelphus, Lonicera sowie alte Rosen und vermehrt ein beachtliches Staudensortiment.

Dominique Brochet, Besitzer der Baumschule Brochet-Lanvin

Begeisternd erzählte Dominique Brochet, Besitzer der Baumschule Brochet-Lanvin, den Staudenfreunden von seinen Pflanzenspezialitäten
Foto © 2015 Helga Panten

Kaum glaublich erschien den Staudenfreunden die Fülle und Schönheit der oft wenig beachteten Arten. Wie mit Schneebällen überschüttet erscheint Deutzia magnifica 'Nancy', welch ein Duft umgibt den sanft errötenden Philadelphus purpurascens 'Sibylle' und welchen Charme besitzen die Spireen, die allzu oft als banale Heckensträucher missbraucht werden.

Trotz all dieser staunenswerten Besonderheiten zog es die Staudenfreunde dann doch zum Staudenborder und in die Staudenverkaufsflächen, aus der viele mit Beute zum Bus zurückkehrten. Dort mussten die Pflanzen sich den Platz mit ein paar Flaschen Champagner teilen, denn stilgerecht gab es zum mittäglichen Picknick für jeden ein Glas Champagner, den so mancher auch mit nach Hause nehmen wollte.

Schöne steppenartige Pflanzung von Francis Peeters

Der sehr gut durchlässige Boden ist das Geheimnis dieser schönen steppenartige Pflanzung von Francis Peeters
Foto © 2015 Helga Panten

Viele empfanden den letzten Garten auf der Reise als den Höhepunkt. "Jardins Amoena" von Francis Peeters und Guy Vandersande in Silly/ Ville Hoves ist mit seinen 4.000 qm raffiniert und großzügig angelegt. Francis Peeters ist ein ausgewiesener Pflanzenexperte, der in Belgien eine eigene Gartensendung hat. Er kombiniert Ungewöhnliches wie Sisyrichum striatum mit Allium sphaerocephalon, Zebraschilf und weißgrün gestreiften Chinaschilf oder rotweiße Rosen mit dunkelroter Berberitze, rotweißen Potentilla nepalensis und blassrötlich blühenden Heuchera. Die Staudenfreunde staunten über seine Eucomis, die sonst im Kübel gehätschelt werden, bei ihm aber ausgepflanzt sind. "Sie und viele andere Südafrikaner sind gut winterhart, wenn sie eine sehr gute Drainage bekommen", erklärte Peeters. Auch mit Dierama, die seinen Sitzplatz am Teich umschmeicheln, hat er gute Erfahrungen gemacht. Bis -7° C halten sie ohne weiteres aus, wenn man sie vor Winternässe schützt.

Dierama blühen am Sitzplatz am Teich

Dierama blühen am Sitzplatz am Teich, der mit seinem runden Fenster (ganz rechts im Bild) auch den Außenraum mit einbezieht
Foto © 2015 Helga Panten

Bei ihm bekommen alle Pflanzen drei Chancen. Wenn es dann nicht klappt, haben sie in seinem Garten nichts zu suchen. Dank seiner Experimentierfreude und natürlich auch seiner Gartensendung, bekommt er von vielen Züchtern Neues zum Testen. Begeistert ist er beispielsweise von einer neuen weißen Anemone x cultorum 'Wild Swan', die ununterbrochen vom Juni bis zum Oktober blüht. Die Staudenfreunde notierten eifrig.

Nach dieser letzten Station ging es mit schönen Erinnerungen und voll beladenem Kofferraum zurück nach Köln und Bonn.

28.7.2015 Helga Panten

Tulpenreise Niederlande - April 2014

Brookergarten

Dank gezielter Sortenwahl und geschickter Verteilung wirkten die Pflanzungen im Brookergarten locker und duftig.
Foto © 2014 Helga Panten

Als die Bonn-Kölner Staudenfreunde am 26.4.2014 losfuhren hatte das sehr heiße und frühe Frühjahr 2014 bereits alle Tulpen im Kölner Raum verblühen lassen. Auch auf der Fahrt durch die Niederlande waren die Vorgärten tulpenfrei. Machten wir eine Tulpenfahrt ohne Tulpen?

Der 5.500 qm große Brookergarten von Loek en Anne-Marie Gubbels in Hout Blerick zerstreute unsere Sorgen.

Brookergarten

Gelb und weiß spiegelten die Tulpen sich im großen Teich des Brookergartens.
Foto © 2014 Helga Panten

Kaum öffnete sich das Tor, fiel der Blick auf Tulpen über Tulpen. Weiß, cremegelb und rosa untermischt mit den weißen Schellenbäumen der Schachbrettblumen säumten sie den kleinen Teich, schwelgten in Rot und Rosa oder mischten Gelb mit Weiß. Lilienblütige, einfache, späte, gefüllte späte, Rembrandt-Tulpen blühten in sorgsam abgestimmten Farben. Dazu verliehen glatter Rasen, sauber geschnittene Hecken dem Garten eine Atmosphäre von Ruhe und Gepflegtheit.

Alljährlich nach der Tulpenblüte werden die Zwiebeln mit kräftigem Ruck aus dem lockeren Boden gezogen und vernichtet, erzählte Loek Gubbels. Im Herbst ziehen frische Zwiebeln nach neuem Farbkonzept in den Garten ein.

Brookergarten

Der Rahmen der strengen Hecken im Brookergarten ließ das Rosa und Weiß der Tulpen klar hervortreten.
Foto © 2014 Helga Panten

Hortus Bulborum

Wie ein Lehrbuch der Tulpengeschichte lagen die Beete des Hortus Bulborum mit den verschiedenen historischen Tulpensorten vor den Augen der Staudenfreunde.
Foto © 2014 Helga Panten

Der Hortus bulborum in Limmen erwartete die Gruppe mit überwältigenden Farben. In ihm werden mehr als 4.000 verschiedene historische Zwiebelblumen-Sorten vermehrt und erhalten. Darunter 2600 Tulpen-Sorten, die zum Glück zum überwiegenden Teil noch in voller Blüte standen, und 25 ebenfalls überwiegend noch blühende Fritillaria-Arten und -sorten. Nicht mehr erlebbar waren die 1100 Narzissen-, 130 Hyazinthen- sowie 110 Crocus vernus-Sorten.

Klein aber weltweit einmalig zeigt der Zwiebel-Garten lebendiges kulturhistorisches Erbe. Er gibt Einblick in die Züchtungsgeschichte und in die verschiedenen Moden und Trends der vergangenen Jahrhunderte. Für die heutigen Züchter stellt er eine Gen-Bank dar, aus der sie für Neuzüchtungen schöpfen können. Zur Sammlung gehören hunderte alter Sorten aus der Zeit vor 1900, die nicht mehr oder kaum noch kommerziell vermehrt werden. Die ältesten Tulpensorten stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die älteste Kaiserkrone Frittilaria imperialis 'Prolifera' wurden 1577 zum ersten Mal beschrieben und die ältesten Narzissen im Hortus bulborum sind noch mehrere Jahrhunderte älter.

Der Garten wird ehrenamtlich betrieben. Jeden Frühsommer werden alle Zwiebeln unter Mitwirkung vieler Helfer ausgegraben.

Tulpensorte 'Absalon'

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Tulpensorte 'Absalon' aus dem Jahr 1780. Sie zählt zu den damals so begehrten und teuer gehandelten Rembrandttulpen mit ihren gebrochenen Farben.
Foto © 2014 Helga Panten

 

Wies Voesten, Stekkentuin

Herzlich begrüßt wurde die Gruppe im Stekkentuin von Wies Voesten
Foto © 2014 Helga Panten

Von den überbordenden Blütenfarben ausruhen konnten die Augen der Bonn-Kölner Staudenfreunde im Stekkentuin in Espel/Flevoland, wo Wies Voesten die Gruppe begrüßte. Sie liebt Pflanzen mit besonderen Blattfarben, -formen und -strukturen. Daher verschmolzen verschiedenfarbige Hosta, Helleborus, Heuchera in dem 3.800 qm großen Garten zu einem sanftfarbigen Bild. Frühjahrsblühende Stauden wie Veronica mit ihrem Blau und das Gelb der Waldsteinien setzten behutsam Akzente dazwischen.

Der Name Stekkentuin, Stecklingsgarten, stammt aus den Anfangsjahren, als sie vor allem aus Stecklingen gezogene Pflanzen, die sie von Freunden bekommen hatte, in ihren Garten setzte.

Stekkentuin

Bei den frischen Grüntönen des Stekkentuins kamen die Augen zur Ruhe.
Foto © 2014 Helga Panten

Liepkje Schat

Liepkje Schat erläuterte das Konzept ihres Gartens, bevor die Staudenfreunde in die Gartenräume eintauchten.
Foto © 2014 Helga Panten

Ausgeruht nach einer erholsamen Nacht im angenehmen Hotel Lumen in Zwolle ging es am 27.4.2014 zu Liepkje Schat nach Bant/Flevoland. Wie die anderen Gärten im Flevoland auch, lag ihr Garten wie eine blühende Insel inmitten der weiten Felder, die Jahrzehnte zuvor dem Meer abgerungen worden waren. Hohe Hecken bilden nicht nur die klaren Grenzen der Gartenräume sondern halten auch den Wind ab, der ununterbrochen über das flache Land weht. Wie strenge Mauern umschlossen sie mal kleine, mal große Gärten. Durchgänge machten neugierig, lockten die Gruppe zum Weitergehen, zum Entdecken immer neuer Gartenthemen mit wohl abgewogenen Tulpenfarben.

Alljährlich fotografiert Liepkje Schat ihre Gärten, damit sie farblich passend nachpflanzen kann. So zeigen die Gartenräume immer üppige Blütenpracht, die jedes Jahr ein wenig anders ausfällt.

Liepkje Schat

In diesem Gartenraum bei Liepkje Schat dominieren Drifts aus hellrosa Tulpen. Kräftigrosa und fast schwarze Tulpen sowie dunkellaubige Berberitzen und Heuchera sorgen dafür, dass der Gartenteil nicht süßlich wirkt.
Foto © 2014 Helga Panten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das glühende Rot der Lilienblütigen Tulpen wird durch die weiße Sorten mit Streifen in gleichem Rot gebändigt.
Foto © 2014 Helga Panten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mutig kombiniert Liepkje Schat schillerndes Orange und Orangerosa der Tulpen, mit dem Grüngelb der Euphorbien und dem erdigem Rotbraun von Berberitze und Heuchera.
Foto © 2014 Helga Panten

Hier und dort gab es auch etwas zu kaufen für den Garten zuhause.
Foto © 2014 Helga Panten

Großzügig umgibt der Garten das vergleichsweise kleine Haus des Pegasushofs.
Foto © 2014 Helga Panten

Ähnlich und doch ganz anders zeigte sich der 4000 qm große Pegasushof von Jan und Elly Giesen-Quartel, ebenfalls in Bant gelegen. Großzügig, weiträumig, elegant umschließt der Garten das vergleichsweise kleine Haus. Er setzt die Architektur des Hauses nach außen hin fort. Er spielt mit runden und eckigen Heckenkulissen vor denen bunte Blütenpracht tanzt. Davor liegen Rasenteppiche, klare Wasserspiegel oder schlicht graue Plattenflächen. Sie alle strahlen Ruhe aus und geben den Pflanzen Vortritt.

Die Bonn-Kölner Staudenfreunde waren die letzten, die die diesjährige Tulpenpracht im Pegasushof erleben konnten. Morgen, erklärte Elly, würde sie mit dem Rückschnitt der Tulpen beginnen.

Den Reiz des Gartens macht der Wechsel zwischen klaren Flächen und Formen sowie der üppigen Blütenpracht aus.
Foto © 2014 Helga Panten

Lebhaft diskutiert, notiert und fotografiert wurden die Pflanzungen des Pegasushofs.
Foto © 2014 Helga Panten

Elly Kloosterboer

Launig begrüßt Elly Kloosterboer die Gruppe in De Goldhoorn Gardens
Foto © 2014 Helga Panten

Das letzte Ziel im Flevoland waren De Goldhoorn Gardens in Bant von Elly Kloosterboer. Auch dieser Garten umfasste 4.000 qm und lag wiederum wie eine Insel inmitten der Felder. Er lässt sich am ehesten mit üppig, verspielt, romantisch beschreiben. Die Gartenräume haben verschiedene Farben zum Thema, wie der feurigrote Garten, der weiße Garten oder der Garten aus Rot- und Purpurtönen. Nacheinander durchsschritten die Staudenfreunde sie bevor sie ins Herz des Garten kamen, zu einer Rasenfläche rund um einen großen Teich, über den eine Blauregen-berankte Brücke führt. Regen jagte die Gruppe nach kurzem Rundgang in den Schutz des Hauses und verkürzte die Besichtigung, nach der es wieder zurück nach Bonn ging.

Helga Panten, Bonn

Mutig mischte die Gartenbesitzerin verschiedensten Rot-, Rosa- und Purpurtöne, zwischen denen das Hellblau der Hasenglöckchen vermittelte.
Foto © 2014 Helga Panten

Edel wirkten die weißen Tulpenblüten über den grünen Blatthorsten.
Foto © 2014 Helga Panten

Der Regen konnte die gute Laune nicht verderben.
Foto © 2014 Helga Panten

Durch den "Bollenstreek" ging es von Garten zu Garten. Dort findet man noch immer Tulpenfelder so weit das Auge reicht.
Foto © 2014 Helga Panten

Gartenreise Gelderland - Juni 2013

Garten von Elisabeth Imig

"Wie bekommt sie diesen tollen Pflegezustand hin?" fragten sich die Staudenfreunde im Garten von Elisabeth Imig
Foto © 2013 Helga Panten

"Jetzt reicht es aber langsam", der halb scherzhafte Ausspruch einer Freundin vor etlichen Jahren erheitert Elisabeth Imig noch immer. Danach habe sie erst richtig losgelegt mit der Verwandlung der 3.000 qm großen Flächen rund um das stattliche Bauernhaus. Entsprechend beeindruckt zeigten sich die Bonn-Kölner Staudenfreunde, die unter der Regie von Marita Stark-Quabius ins Gelderland reisten. Hier im Stauden- und Blumengarten in Bedburg-Hau legten sie eine erste Pause ein. Gleich hinter der Gartenpforte bezauberten Drifts verschiedener Stauden-Pfingstrosen, umschmeichelt vom Gelbgrün der Wolfsmilch und des Frauenmantels. Mohn, Iris, Fingerhüte, dicke Lauchkugeln, Rosen im ersten Flor nahmen gefangen. Reizvoll bettete sich der Gemüsegarten ins Blühen, bei dem Rot, Purpur, Violett, Blau und Weiß vorherrschten.

filigraner Eisenpavillon Ein filigraner Eisenpavillon bildet den Drehpunkt des Gartens
Foto © 2013 Helga Panten

Ein filigraner Eisenpavillon bildete den Drehpunkt, der überleitete vom westlichen in den östlichen Gartenteil mit seiner üppigen Bepflanzung rund um den Gartenteich und vom Gemüsegarten zur Obstwiese. Letztere zeigte klare Strukturen aus kurz gemähten Rasenpartien und ungemähten Gräserbändern rund um die alten Bäume. Zwischen den Halmen versteckte sich das sonst oft störende Narzissenlaub und fast verblühte Lauchkugeln fingen noch immer den Blick.

Hier hätte man länger verweilen können. Aber die Internationalen Pflanzentage Bingerden lockten mit rund 80 Ständen voller Raritäten und Spezialitäten. Clematis und Agapanthus, Geum, Lilien und Iris, Perückensträucher, Saxifragen und vielerlei Salvien stellten eine echte Herausforderung dar. Alles wollte begutachtet, das Richtige gekauft und Versuchungen widerstanden werden. Der schöne Schlossgarten bot Entspannung, bevor das Staugeschick des hilfsbereiten Busfahrers zum ersten Mal gefordert war.

 

 

 

 

Alles wollte begutachtet, das Richtige gekauft und Versuchungen widerstanden werden bei den Pflanzentagen in Bingerden
Foto © 2013 Helga Panten

 

Huzarenhof

In den grünen Zimmern des Huzarenhofs ließ es sich behaglich sitzen
Foto © 2013 Helga Panten

Weiter ging's zum Huzarenhof in Joppe, dem Jaap van der Waal und René van der Mijden, zwei Garten-begeisterte Männer, Gestalt gegeben haben. Ruhe und Harmonie definierten sie als Ziel für das 3.300 qm große Grundstück, das sie vor knapp 25 Jahren erworben hatten. Damals beherrschten Baum- und Rhododendronmassen das verwahrloste Grundstück. Heute zeigt es mit drei Gartenteilen Großzügigkeit und beeindruckende Pflanzenbilder. Zwischen den Flügeln des in Cremetönen gestrichenen Hauses formen lineare Pergolen, Buchen- und Taxushecken grüne Zimmer. Weißgrüne Hosta, Kletterhortensien, vor allem aber die Hortensie 'Annabelle', die später das sanfte, zum Farbton des Hauses passende Cremegelb aufstecken wird, geben hier den Ton an.

Huzarenhof

Klare rund Formen bestimmen den "Vorgarten" des Huzarenhofs
Foto © 2013 Helga Panten

Den großen "Vorgarten" zwischen Eingang und Haus bestimmen ruhige Rasenpartien gefasst von Hecken, Borders und Teich in klaren runden Formen. Das sanfte Gelbgrün der Gleditsia triacanthus 'Sunburst' wirft flirrendes Licht über diesen Gartenteil, der mit den Farben Blau, Rosa, Violett und Grau spielt.

Husarenhof

Auch an heißen Tagen im Huzarenhof ist es hier kühl
Foto © 2013 Helga Panten

Parallel zu Haus und "Vorgarten" erstreckt sich der verwunschene waldartige Teil, in dem Rhododendren noch immer eine Rolle spielen. Überstellt von lichten Gehölzen umgeben sie den tief liegenden, natürlichen Teich, dessen Wasserspiegel mit dem Grundwasser schwankt. Moosgarten, Hosta, Farne und die großen Blätter der Scheincalla (Lysichiton) erzählen von der Kühle, die die hölzerne Plattform über dem Teich auch an heißen Tagen umgibt.

Dineke Logtenberg in Buschhoeve

Herzliche Begrüßung durch Dineke Logtenberg in Buschhoeve
Foto © 2013 Helga Panten

Nach dem Abend in der schönen Altstadt von Deventer ging es am Samstagmorgen weiter nach "De Buschhoeve" in Wolfheze. Auch wenn bereits in Bingerden reichlich "Beute" gemacht worden war, zog die Gärtnerei erst einmal magisch an. Sie lockte mit prachtvollen Farbkombinationen wie beispielsweise rotem Mohn vor dunkelvioletten Lupinen und zartvioletten Thalictrum.

Nach dem Abend in der schönen Altstadt von Deventer ging es am Samstagmorgen weiter nach "De Buschhoeve" in Wolfheze. Auch wenn bereits in Bingerden reichlich "Beute" gemacht worden war, zog die Gärtnerei erst einmal magisch an. Sie lockte mit prachtvollen Farbkombinationen wie beispielsweise rotem Mohn vor dunkelvioletten Lupinen und zartvioletten Thalictrum.

Links: Schöne Farbkombinationen lockten in die Gärtnerei, Rechts: Lauch fasste die Beete des Gemüsegartens streng ein
Foto © 2013 Helga Panten

Wer seine Wünsche erfüllt sah, wandelte durch den Garten, in dem Gemüse in Lavendel- oder Alliumfassung heranwuchs, vorjähriger, weiß-blühender Kohl für Aufsehen sorgte und Borders in Rosa-Blau-Weiß schwelgten. Gartenzimmer am Haus boten reizvolle Anregungen für streng gefasste Pflanzenfülle im Schatten, mit Weiß oder Rosa-Pink als Leitfarbe. Viel bewunderter Star der Gärten war die gefüllte Präriekerze (Camassia leichtlinii 'Semiplena').

Garten Rhienderensefeld

Hecken rahmen die Gartenthemen im Garten Rhienderensefeld
Foto © 2013 Helga Panten

Während Regenschauer nieder rauschten, verzögerten Umleitungen die Anfahrt zu "Het Rhienderenseveld" in Brummen. Pünktlich vorm Eingang rissen die Wolken auf und der frisch gewaschene Garten strahlte im Sonnenglanz. Ria Stam, Gartenbesitzerin und Porzellanmalerin, ließ sich durch ihre Arbeit zur Gestaltung ihres Gartens inspirieren. Wie die Farben auf einer Palette umringen verschiedene Gartenthemen die zentrale Wiese mit den Lindenbäumen. Hohe Hainbuchenhecken rahmen jedes der Themen, laufen rechts und links in geschwungenem Bogen auf die Rasenfläche zu, so als säßen "Blau und Weiß", "Wassergarten", "Pastellfarben" oder "Orange, Gelb und Rot" in einem behaglichen Sessel. Puristisch gibt sich das anschließende "Kunstatelier" unter freiem Himmel. Eine große Wiese, von sauber gemähten Wegen durchzogen, bot einer Ausstellung reizvoller Bronzeskulpturen Raum.

Klein Knoevenoord

Königsfarn und Lichtnelken dürfen sich in Klein Knoevenoord zu Japanischem Ahorn, Zierlauch und Knöterich 'Johanniswolke' gesellen
Foto © 2013 Helga Panten

War "Klein Knoevenoord", ebenfalls in Brummen, der Höhepunkt des Tages? Viele der Staudenfreunde sahen das so. Als großzügig, offen, heiter und entspannend empfanden sie die 15.000 qm rund um das Haus auf dem sanften Hügelchen, von dem sich der Name, der "Hügelort" bedeutet, ableitet. Garten und Landschaft sollten fließend ineinander übergehen, so der Wunsch von Frank van Noppen und René Hoevenaren. Also darf am großen Folienteich westlich des Hauses das Purpur wilder Lichtnelken, Japanischen Ahorn, Alliumkugeln und Jakobsleitern umspielen. Stattlicher Königsfarn, sonst draußen in den Sumpfflächen zuhause, herrscht über Rodgersien, Hosta und Lupinen.

Das geöffnete Zaunelement betont es: Landschaft und Garten sind als Einheit gedacht
Foto © 2013 Helga Panten

Auf der östlichen Seite öffnet sich der Garten mit niedriger Bepflanzung zur Landschaft. Zwei Catalpa rahmen den Blick. Ein leeres Zaunelement, durch das Lauchkugeln und Hosta vorwitzig in die angrenzende Wiese zu schauen scheinen, vermittelt zwischen Landschaft und Garten.

Klein Knoevenoord

Garten oder doch Landschaft? Die Übergänge sind auch hier fließend in Klein Knoevenoord
Foto © 2013 Helga Panten

Weiter lockt der Rasenteppich hinters Haus, wo Landschaft und Garten langsam die Rollen wechseln. Landschaft signalisiert der natürliche Teich mit seiner Trauerweide, mit Schilf und Wasseriris an seinem Rand. Aber die Fontäne, die mächtige Gunnera und der Rhododendronsaum vor Birken, Erlen und Eichen sprechen von menschlichem Gestaltungswillen. Der markante Kreis aus Kopfweiden und die Weidenallee holen typische Landschaftselemente in den Garten. Dem Wald im hinteren Teil des Gartens ließen Frank van Noppen und René Hoevenaren seine Wildheit. Nur hier und da erinnern Elemente wie eine Gruppe Rhododendron oder der Picknickplatz, dass nicht nur Reh, Hase und Fuchs hier zuhause sind, sondern auch der Mensch.

Frans Koekkoek und Evert Warffemius

Links: Frans Koekkoek und Evert Warffemius, die Besitzer des Bronckhorster Gartens; rechts: Wechselspiel zwischen steinernen und pflanzlichen Monumenten
Foto © 2013 Doro Feld

Aus der Landschaft hinein ins "städtische Leben" von Bronckhorst. "Ein großer Garten kann das nicht sein", dachten wohl alle, die den schmalen Durchgang neben dem Antiquitätenladen durchschritten. Aber dann verblüffte der Garten der "Heeren von Bronckhorst" von Frans Koekkoek und Evert Warffemius doch mit 2.700 qm schmaler, langer Fläche. Zwei Längsachsen, senkrecht zur Hinterfront des Hauses gliedern den gesamten Garten. An ihnen entlang formen im hausnahen Teil strenge Buchen- und Buchsbaum-Hecken Gartenzimmer nach Gartenzimmer. Staudenfülle und Rosen nehmen in ihnen Platz. Ruhe strahlt ein drei-gliedriges Wasserbecken aus, das von schlichtem Grün gefasst ist.

Ein schöner Platz zum Kontemplieren: Der ruhige Spiegel des dreigegliederten Teiches
Foto © 2013 Helga Panten

 

Hinter den Gartenzimmern führen steinerne und aus Taxus geschnittene Monumente ein verblüffendes Wechselspiel auf. Den Abschluss vor den umgebenden Weideflächen bildet der Obstgarten, in dem ungemähte Wiesenstreifen voller Mohn farbliche Akzente setzten. Auch die blaue Bank am Ende einer der beiden Längsachsen wartete hier. Über ihre Größe hatte der Hausherr rätseln lassen: 2,50 m 3,00 m oder gar mehr? Verblüfft stellten die Besucher fest, es ist eine Kinderbank von nur 1,25 m Breite. Sie gaukelt dem Auge noch mehr Gartentiefe vor, als er ohnehin schon besitzt. Nach all dem Geschauten klang der Abend in dem hübschen Ort Bronckhorst behaglich aus.

Mustergärten von Mien Ruys

Eine Zeitreise durchs Garten-Design erlauben die Mustergärten von Mien Ruys, hier ein Garten der 50er Jahre
Foto © 2013 Helga Panten

 

Eine Zeitreise durch das Gartendesign vor und nach dem 2. Weltkrieg wartete am nächsten Tag auf die Staudenfreunde mit den Mustergärten der großen niederländischen Gartenarchitektin Mien Ruys (1904 – 1999). Ihre Eltern waren Besitzer der Gärtnerei Moerheim in Dedemsvaart, wohl jedem Staudenfreund durch die Sonnenbraut 'Moerheims Beauty' bekannt. Durch ihren Vater ermuntert, begann Mien Ruys von 1923 an und verstärkt nach dem 2. Weltkrieg Mustergärten für die Kunden der Gärtnerei anzulegen. In ihnen demonstrierte sie die standortgerechte Verwendung von Stauden für Sonne bis Schatten und die jeweils aktuellen Materialien von Waschbeton über Bahnschwellen bis hin zum Kunststoff. Die Liebe zum Karree in den 50er Jahren, der Trend zur Naturnähe der 70er, der beginnende Purismus der 90er Jahre, all das ließ sich beim Durchstreifen der Gartensituationen ablesen. Als verbindendes Element durchzog die klare Formensprache von Mien Ruys, die auch Piet Oudolf inspiriert hat, die gesamte Anlage.

Links: Naturnah wird in den 70er Jahren gestaltet. In den 90ern liegt Purismus im Trend, wie in den Mustergärten gut abzulesen ist
Foto © 2013 Helga Panten

Nach den vielen Begegnungen mit Altvertrautem in den Gärten von Mien Ruys, warteten Joke Kuperij und Karel Huyts in Koekange mit ihrer sehr individuellen Handschrift auf. Das stattliche strohgedeckte Wohnhaus aus dem Jahr 1868 steht im Zentrum des Gartens. Wie ein Pelz legen sich Staudenborder mit Geranium, Monarden, Fingerhüten und vielem anderen rund herum. Verschiedenerlei Gartenräume lagern sich an, die sich auf einem Rundweg durchschreiten lassen.

Haus von Joke Kuperij und Karel Huyts

Wie ein Pelz legen sich Staudenborder um das strohgedeckte Haus von Joke Kuperij und Karel Huyts
Foto © 2013 Helga Panten

Schmale Wege locken in den verwunschenen Schattengarten voller Rodgersien, Tafelblatt, gelbem Scheinmohn und gelben Trillium. Ds ende des kühlen Grüns markiert ein Heckenriegel, der gleichzeitig den Hintergrund für einen schlichten Brunnen bildet, aus dem die Pflanzen versorgt werden. Von hier aus führt ein breiter geschwungener Rasenweg durch ein fröhliches Miteinander von Stauden, Ein- und Zweijährigen, wie Akelei und Fingerhut, einjährigem Mohn und dunkelroten Knautien (Knautia makedonica). Kopfweiden im Raster gepflanzt, bilden darüber grüne Ruhepunkte.

Ein Staketenzaun bändigt buntes Blühen, hinter dem eine Kaskade aus weißen Wisterien herabrauscht
Foto © 2013 Helga Panten

Eine Kaskade aus weißen Wisterien am Gartenrand fängt den Blick. Wie weiß schäumendes Wasser scheinen die Blütenrispen herabzustürzen und in einem Saum aus Allium karataviense zu verbrodeln. Davor umfasst das Rasenband ein kleines Schnittblumengärtchen, dessen Blütenfülle ein schlichter Staketenzaun bändigt. Die anschließende große Wiese mit ihrer unglaublich langen Bank schürte bereits die Vorfreude der Staudenfreunde. Joke Kuperij hatte die Gruppe dazu ermuntert, hier ihr Picknick auszurichten – ein idealerer Platz ließ sich kaum denken. Aber vorher galt es die Gartenpartie jenseits des Hauses, den ehemaligen Obstgarten zu betrachten. Im dunklen Grün unter den Bäumen wirkte das von Buchsbaum gefasste Rondell wie eine Lichtung. Hier hat der Gemüsegarten seinen Platz gefunden. Das Lichte des Rondells wird durch weiß blühende Fingerhüte, weiße Judassilberlinge und weiß panaschierte Hosta betont.

Die lange Bank im Garten von Joke Kuperij

Der beste Platz für ein Picknick: Die lange Bank im Garten von Joke Kuperij
Foto © 2013 Doro Feld

Wohl gestärkt ging es an die Rückfahrt, auf der als letzte Etappe ein Besuch im Garten Picker in Borken Weseke wartete. Kaum ließ sich die Fülle der Gartensituationen, der lauschigen Sitzplätze, der Beete und Inszenierungen, der Teiche und Wasserspiele, noch erfassen, nach all dem bereits Gesehenen. Trotzdem blieb Zeit, weitere unerfüllte Pflanzenwünsche zu befriedigen und die letzten Ecken des Busses damit voll zu stopfen. Dann ging es an die letzten 150 km bis Köln und Bonn, wo alle wohlbehalten und höchst zufrieden ankamen.

Helga Panten, Bonn

Garten Picker

Die letzte Etappe: Der Garten Picker mit seinen unzähligen Garteninszenierungen, Sitzgruppen und Wasserspielen
Foto © 2013 Helga Panten

Gartenreise Zeeland - Juni 2012

Gartenreise nach Zeeland vom 15. - 17.06.2012

Text und Fotos ©2012 Helga Panten

Links Gartenbesitzerin Rita Lengton
Neugierig auf Zeeländer Gärten: Die Bonn-Kölner Gruppe der Staudenfreunde, links im Bild Gartenbesitzerin Rita Lengton aus Nisse

Paeonien im Arboretum Kalmthout
Erster farblicher Höhepunkt, die Paeonien im Arboretum Kalmthout

Petrus schien es nicht gut zu meinen mit der Bonn-Kölner Gruppe der Staudenfreunde. Es goss in Strömen während der Bus die 32 Reiseteilnehmer unter der Regie von Ute Schunck und Helga Weber Richtung Zeeland schaukelte. Aber von Nässe lassen Gartenbegeisterte sich nicht schrecken. Alle stapften tapfer durch Pfützen und wassertriefende Rasenwege des belgischen Arboretums Kalmthout, das als erstes auf der Reiseroute lag. Und sie wurden belohnt. Bald lockerten die Wolken auf. Baumvete-ranen wie die riesige alte Nestfichte oder die gelben, weißen und purpurnen Partien des Arboretums konnten ohne Regenschirm bewundert werden. Überall setzten Fingerhüte Akzente. Pfingstrosen blühten in beeindruckender Pracht. Leider war die Piet-Oudolf-Rabatte noch weitgehend im Entstehen. Dafür zeigte sich die Gärtnerei des Arboretums gut bestückt und die Kauflust, die sich auch in fast jedem der folgenden Gärten befriedigen ließ, nahm ihren Anfang.

 

Garten von Laura Dingemans
Die gelb-violetten Border begeisterten im Garten von Laura Dingemans

Auf ein Gartenparadies stießen die Staudenfreunde bei Laura Dingemans im niederländischen Heerle. Unwichtig, dass dort noch mal Regen rauschte. Zum Glück war es das letzte Mal. Laura Dingemans startete vor 35 Jahren als Garten-Neuling, dem ein Koniferen-Azaleen-Garten angelegt worden war. Jetzt spürte man nichts mehr davon. Die ursprünglich 4.000 qm Fläche hatte sie auf 10.000 qm erweitert, in denen Laura Dingemans gekonnt mit Blattstrukturen, Wuchsformen und Blütenfarben spielt. Immer wieder öffneten Gartenräume, von streng geschnittenen Hecken eingefasst, den Blick auf neue Themen. Einfach schön der Zusammenklang gelb-laubiger Gehölze wie der Catalpa mit ihren großen Blättern, dem filigranen Laub der Gleditschie und der kräftigen Gestalt eines gelbblättrigen Pfeifenstrauches. Darunter antworteten die gelben Blütenknäuel der Phlomis, der gelbgrüne Blütenschaum der Alchemillen und die kleinen dreiblättrigen Blüten der Saruma über herzförmigem Laub. Gelb der Schrecken der Gartenbesitzer? Wenn es so daher kommt, sicher nicht!

 

Wassergarten von Laura Dingemans
Immer wieder öffneten Gartenräume den Blick auf neue Themen wie hier auf den großen Wassergarten von Laura Dingemans

Beispielhaft auch der winzige Wassergarten am Haus, den Farne, Astilboides tabularis, Frauenmantel, Gräser und Hosta lebendig wirken lassen. Am meisten aber begeisterten die Staudenfreunde die gelb-violetten Border voller Salvien, Geranium 'Rosanne', Nepeta, gelben Lupinen, Phlomis, gelbem Eisenhut und vielem anderen mehr. Das schwellende Buchsbaumpolster an ihrem Ende, schien zu bequemem Lagern und Schauen einzuladen. Was konnte danach noch Schöneres kommen?

 

Garten von Rita Lengton
Die zentrale Achse lockt den Garten von Rita Lengton zu erkunden

Jeder Garten ist anders, auch wenn er ähnliche Pflanzen verwendet, wurde gleich darauf in "De Herberg" klar. Die Heckenarchitektur macht den Garten von Rita Lengton in Nisse reizvoll. Die zentrale Achse lockt vom Haus aus in das 3.000 qm große Areal. Strenge Heckenriegel bremsen allzu schnelles Durcheilen. Behäbig sitzen Bergenien vor Buchsbaumpolstern. Stauden wie Phlomis, Salvien, Margeriten und Geranium quellen zwischen streng geschnittenen Buchskugeln hervor. Ein paar Stufen hinab und man steht auf einem Rasenplatz, den Beete mit linienförmigen Pflanzungen aus beispielsweise Frauenmantel und Kugelefeu einfassen. Nicht nur hier sind Blattstruktur und Formensprache wichtiger als Blüten. Weiter auf der zentralen Achse öffnet sich der nächste Gartenraum: Ein Rasenplatz mit altem Birnbaum im Zentrum, um den herum sich die Gartenachse ein wenig dreht. Nun strebt sie auf den Gartenteich zu, zwei Liegestühle hinterm Teich halten die Blick auf, bevor er durch die Baumlücke hinaus in die Landschaft strebt.

Garten in Nisse
Schwungvoll begrenzt die Doppelhecke den Garten in Nisse

Den rechten Gartenrand begleitet eine markante Doppelhecke mit geschwungenen Bögen. Die linke Seite, auf der sich kleinere Gartrenräume wie Sukkulentengarten und Gemüsegarten hinter Hecken verbergen, wird von einer kurzen Birnbaumallee erschlossen. Sie mündet ein einen reizvollen Pavillon aus Birnenspalier gezogen. All das wirkte ungewohnt und spannend und jeder verzieh gern, dass die Ersatzpflanzungen für die Verluste nach dem vergangenen Winter noch nicht ganz überzeugten.


Stauden und Einjährige, was wurde bewusst gepflanzt, was hat sich ausgesät und wird behutsam gesteuert?

Der Samstag-Morgen brachte einen neuen Höhepunkt mit "Het Vlackeland" in St. Joosland von Madelien van Hasselt. Die Landschaftsarchitektin hat sich mit dem Garten einen Traum erfüllt. In ihm probiert sie neue Pflanzen und Pflanzenkombinationen aus, sammelt Erfahrungen und zeigt ihren Kunden Pflanzideen. Auf den ersten Blick wirkt die 1 ha große Fläche einfach nur eben, dann aber erschließt sich Beet auf Beet - ähnlich wie in einer Gärtnerei. Madelien kombiniert munter: Einjährige und Staudenmohn mit Spornblume (Centranthus), Wiesenraute und Salvien oder dicke Lauchkugeln mit den dünnen Rispen der Linaria, mit Jungfer in Grün, Spornblumen und Bocksbart. Was davon ist bewusst gepflanzt, was hat sich selbst ausgesät, wandert und wird behutsam gesteuert?


Dicker Zierlauch mit Jungfer in Grün, Spornblume, Purpur-Leinkraut (Linaria purpurea) und Schwarzwurzel, welche eine Kombination!

Eine wichtige Rolle spielen ornamentale Gräser, die natürlich ihren Hauptauftritt im Herbst haben. Dann wird Deschampsia caespitosa wie eine Rauchwolke über den rot, gelb und orange glühenden Kniphofia-Fackeln aufsteigen und ein paar Schritte weiter Molinia 'Cascade' die strengen Strukturen einer Reihenpflanzung auflösen. Nur das Goldgrün der Mähnengerste (Hordeum jubatum) wehte schon jetzt in den Pflanzungen und streichelte die Finger. Kurz geschorener Rasen und ein großer Teich gaben dem Auge Ruhe. Ein liebevoll gepflegter Gemüsegarten, in dem Lebensgefährte Willi das Sagen hat und widerstandsfähige regionale Sorten ausprobiert, sowie ein kleiner Obstgarten vollendeten das Gartenerlebnis.

Rammekenshof
Dynamisch dürfen Rosen und Stauden sich im Rammekenshof entwickeln

Der Rammekenshof in Ritthem von Willeke und Ruud Verschuur entstand in den letzten vierzehn Jahren. Stück für Stück schob sich der Garten in die ursprünglich völlig kahlen 10.000 qm hinein. Die letzte Fläche nahmen die Beiden erst 2007 in Angriff, nachdem der alte Gartenteil überquoll vor Pflanzen. Heute erlebt man den alten Garten als kleines Labyrinth, in dem man Farbgärten von Rosarot über Gelb zu Silber-Blau-Weiß und Bronze durchschreitet. Überall mischen sich Rosen dazwischen, die zum Schnuppern verlockten. Hecken, die lenken, und Rasenflächen, die für Ruhe sorgen, gibt es hier nicht. Ihre zusätzliche Pflege wäre nicht zu bewältigen. Stattdessen gliedern und trennen größere Gehölze.

Pennisetum-Reihe
Wie ein Deich bremst die Pennisetum-Reihe die "heranrollenden" Wellen der Pflanzen

Ein gemauerter Bogen markiert den Übergang von alt zu neu. Hinter dem Bogen öffnet sich der Präriegarten, der mit Muscheln abgedeckt ist, der Nähe zum Meer geschuldet. Prächtig gedeihen hier Digitalis lanata, Iris, Stachys, Euphorbien. Rosen ziehen den Blick an. Später werden Veronicastrum, Crocosmia und Gräser ihren Auftritt haben. Wie Wellen branden die Pflanzengemeinschaften gegen eine Bogenpflanzung aus Pennisetum an. Hier findet die "wilde" Prärie ihr Ende. Ein breiter Kiesstreifen, eine große Rasenfläche legen sich darum und beruhigen das "heranrollende" Pflanzenmeer.


Streng geschnittener Buchsbaum rahmt die Beete, in denen sich Pflanzen und Kunst in Szene setzen

Skulpturen aus Zimbabwe bilden die Blickfänge im Houtenhandschen Hof von Conny und Ben Walraven in Koudekerke. Den Rahmen dafür setzen streng gefasste Beete rund ums Haus, die die Architektur im Freien fortführen. Schmale Wege zwischen den kniehohen Beeten zwingen zum langsamen Gehen und genauen Betrachten von Kunst, Stauden und Rosen. Die Blütenfarben in den Beeten sind zurückhaltend, viel Purpur und dunkles Rot, Violett, Silbergrau, etwas grünliches Gelb von Al-chemilla. Umso kräftiger zeigen sich die Gegensätze der Blattstrukturen: Gefingert, geschlitzt, Schwerter, lanzenförmig. Die Pflanzen zeigen starke Präsenz, lassen den Skulpturen aber eindeutig den Vortritt.

Skulpturen aus Zimbabwe
Hier strenger Rasen mit den Säulen der Skulpturen aus Zimbabwe, dort die "Wildnis" des Teiches

Wie ein Teppich legt sich Rasen vor die strengen Beete. Von gegenüber antwortet ein Sitzplatz mit weißer Sissinghurst-Bank, gerahmt von duftenden Pfeifensträuchern und Rosen. Weiter entfernt vom Haus bildet der Rasen den Übergang zu Gräsern, Schilf und Mädesüß, die den großen Gartenteich einfassen. Durch ein Schlupfloch in der Hecke fällt der Blick auf den Obstgarten - Erinnerung an die Zeit, als die Großeltern hier noch lebten. Alte knorrige Apfelbäume stehen jeder in einem Geviert aus Geranium macrorrhizum 'Spessart', das die Farben der Apfelblüten auf die Erde geholt zu haben scheint.

Garten von Kees Jakobse
Der weiße Garten, eines der Highlights im Garten von Kees Jakobse

'Juust Wa 'k Wou' nennt Kees Jacobse seinen Garten in Schoondijke, "Genau das, was ich will". 3400 Pflanzen wollte der Maler Kees, darunter 150 Hosta, 150 Hemerocallis, Rosen überall, dazu Farne, Gräser, Gemüse. Als erstes durchschritten die Staudenfreunde am Sonntagmorgen seinen 88 m langen englischen Border, in dem sich die Farben von Weiß über Gelb zu Rosa, zu Rot und schließlich zu Purpur-Violett wandeln. Erste Begeisterung; aber Kees lotste weiter bis vor das gemütlich wirkende alte Haus, um das sich seine Gärten wie um eine Glucke scharen: Der weiße Garten von Buchshecken eingefasst - zum Zentrum hin werden sie flacher und lassen das Weiß stärker hervorquellen; der Topiary-Garten, der die ganze Freude seines Gestalters an Formen und Figuren zeigt; der Gemüsegarten voll strotzender Kohl- und Salatköpfe, Lauch und Roter Beete, begrenzt von einer langen Reihe blau-schillernder Rittersporne.

Gemüsegarten von Kees Jakobse
Rittersporn recken sich wie eine blaue Wand hinter dem Gemüsegarten von Kees Jakobse

Erst der zweite Blick offenbar im Kräutergarten, dass das, was hier so fröhlich blüht, als "Kraut" zu gebrauchen ist. Wie ein kleines Refugium wirkt der kleine Farngarten, über dessen Efeu-Zaun Fingerhüte winken. Rasenflächen fallen zum Teich hin ab, dem tiefsten Platz des Gartens, an dem ein kleiner "geheimer" Sitzplatz Ruhe verheißt. Überall wird Gestaltungsfreude und -geschick, aber auch liebevoller Umgang mit Pflanzen und durchweg alten Materialien spürbar.

Garten von Frans und Franny Geijsel
Ruhig, klar und modern wirkt die Bepflanzung im Garten von Frans und Franny Geijsel

Nach den vielfältigen, überquellenden Gärten von Kees Jacobse wirkt "Goede Aarde", die "Gute Erde", von Frans und Franny Geijsels in Biervliet ruhig, modern und klar – ohne puristisch-sparsam zu sein. Hecken umgrenzen die Gartenräume, die sich alle auf die nicht weniger klare, zurückhaltende Architektur des Hauses beziehen. Die Freiflächen dienen den Beiden als Privatgärten, Schaugärten und Experimentierfeld zugleich. Von der Größe her entsprechen sie modernen Hausgärten. Die schlichte Einrichtung überlässt den Pflanzen in ihrer ganzen Farben- und Formenvielfalt den Vortritt. So demonstrieren Veronicastrum 'Lavendelturm', Thalictrum 'Elin', Salvia 'Smouldering Torches', Panicum 'Shenandoah' oder Aruncus 'Horatio' rund ums Haus ihre Stärken.

Frans Geijsel
"Pflanzen mit viel Vergnügen und wenig Arbeit" versprach Frans Geijsel, daher wollte die Käuferschlange nicht abreißen.

"Pflanzen mit viel Vergnügen und wenig Arbeit" ist das Motto der Staudengärtnerei und des Gartens von Frans und Franny. Aus dem riesigen aktuellen Staudensortiment wählen sie in enger Zusammenarbeit mit Gartenarchitekten blühfreudige, schönlaubige, gesunde, standfeste Sorten aus. Nur sie werden bei ihnen vermehrt und angeboten. Spektakuläre aber wenig zuverlässige Neuheiten wie orange blühende Echinacea gibt es bei ihnen nicht. Die Staudenfreunde waren entsprechend beeindruckt, ihre Kauffreude ließ sich kaum bremsen.

Rasengarten von Sarina Meijer

Größer hätte der Kontrast zwischen 'Goede Aarde' und dem Garten von Sarina Meijer in Axel kaum sein können. Hier klare Sachlichkeit, dort repräsentative Opulenz. Drei große, rechteckige Rasengärten bestimmen die 5.500 qm Fläche - für große Gesellschaften der ideale Rahmen. Den ersten fassen Stauden- und Rosenborder ein, die von Rosarot über Orange, zu Gelb und Weiß verlaufen. Ein breites Doppelbecken voller Seerosen dominiert die Mitte, unterbrochen durch einen Pavillon, der einer voluminösen Sitzgruppe Platz bietet. Als Blickfang an den Schmalseiten dient jeweils eine weiße Bank im betonenden pflanzlichen Rahmen.

Rose 'Rhapsodie in Blue'
Die Rose 'Rhapsodie in Blue' übernimmt eine der Hauptrollen im violettblauen Border

Der zweite Rasengarten widmet sich dem Thema Purpurblau mit üppigen Büschen der Rose 'Rhapsodie in Blue' begleitet von Salvien, Rittersporn und Blutstorchschnabel. Vom Haus aus läuft der Garten auf die strengen Reihen eines Pappelhains jenseits der Gartengrenze zu und bekommt so Weite. Der dritte wirkt grün und zurückhaltend und lagert sich rund um die Beete voller Rosen, Hosta, Gräser und geschnittener Taxusskulpturen, die die Terrasse am Haus abschirmen und ihr Intimität verleihen. Ein bisschen wirken diese Beete wie ein kleiner Garten im großen. Hierher zieht man sich zurück, wenn man den Alltag und das Getriebe hinter sich lassen möchte.

Garten von Sarina Meijer
Mit Hecken und Rosen schirmt Sarina Meijer die Terrasse vorm Haus ab

Bereits auf dem Rückweg nach Deutschland wartete als letzte Station im belgischen Oevel "t' Goede Gevoel", "das gute Gefühl", auf die Staudenfreunde. Als "rund ums Haus streng, im Garten selbst romantisch" beschreibt Griet Mertens ihr Konzept für die 4.400 qm Fläche. Die Freude der Belgier an geschnittenen Gehölzen wird im vorderen und seitlichen Gartenteil spürbar, Hecken in verschiedenen Höhen, geformte Bäume, Pflanzkarrees - so streng wie das Haus, so streng wird hier auch das Grün geformt. Dann geht es hinein in den großen Garten hinterm Haus. Eine mächtige gelb-laubige Catalpa, die einen Sitzplatz beschirmt, gebietet erst einmal Halt. Wie auf einer Balustrade steht oder sitzt man hier und überblickt den Garten. Rechts und links ziehen sich üppige Staudenpflanzungen hin. Die Mitte bietet einer fast italienisch anmutenden niedrigen Heckenanlage Platz, in der breite Buchsstreifen Rosenbeete einfassen.

Garten von Griet Mertens
Am besten lässt sich der Garten von Griet Mertens von der Terrasse am Haus aus überblicken.

Das Zentrum bildet ein Rosenpavillon, dessen Fenster wechselnde Gartenblicke eröffnen. Auf der Haupt- und Querachse fällt der Blick auf strenge Heckenarchitektur, die jeweils in einem Blickfang endet, einer Sissinghurst-Bank, einer Putte, dem Haus. Die diagonalen Ausblicke zeigen die üppige Blütenpracht der Staudenpflanzungen. Charmantes Detail dabei: Ein Heckenbogen, der als streng geschnittener Cotoneaster beginnt, in die lockere Struktur einer Kletterhortensie übergeht und schließlich in ungeschnittenen Sträuchern endet.

Zu überladen? Zu viel hineingepackt? Nicht jeder war mit diesem letzten Garten völlig einverstanden. Aber vielleicht war das zum Abschluss der unglaublich vielfältigen Gartenreise gerade richtig. Wunderbar ließ sich nun darüber reflektieren, warum Gärten als schön, entspannend, übermöbliert, anregend, langweilig, aufregend, anstrengend empfunden werden. So verflog die Rückreise rasch und schneller als gedacht landete der Bus in Köln und Bonn, wo jeder hochzufrieden und reich beladen mit "Beute" nach Hause strebte.